Sneak Review #100 – Nur Gott kann mich richten

Sneak Review #100 – Nur Gott kann mich richten

Wer detektivisch herausgefunden hat, dass auch bei der zweiten Sneak-Vorstellung kein OV dabei stand, konnte schon vor dem Film einen ziemlich guten Tipp abgeben. Und tatsächlich: Gut kombiniert, Dr. Watson! Es ist „Nur Gott kann mich richten“ von Regisseur Özgür Yildirim.

Wer nun aber denkt, es käme wieder irgendein Action-Film, ist auf dem Holzweg. Denn „Nur Gott kann mich richten“ ist nicht irgendein Action-Film. Das liegt schon alleine daran, dass es ein deutscher Film ist. Und das merkt man ihm an.

„Aber ich brauche ein bisschen Startkapital“

Ricky (Moritz Bleibtreu) hielt bei einem missglückten Raubüberfall für seinen Bruder Rafael (Edin Hasanovic) und seinen Freund Latif (Kida Khodr Ramadan) den Kopf hin. Dafür ging er einige Jahre in den Knast. Als er wieder rauskommt, bietet Latif ihm als Dank einen letzten Coup an. Es soll ein sicheres Ding sein und es geht um viel Geld. Obwohl Ricky zunächst zögert, ist er schließlich dabei und auch Rafael wird in die Aktion hineingezogen. Der wollte eigentlich keine Scheiße mehr bauen, braucht aber auch Geld, um seine Schulden zu bezahlen.

Aufgrund einiger unvorhersehbarer Umstände läuft alles jedoch nicht wie geplant. Stattdessen durchkreuzt die Polizistin Diana (Birgit Minichmayr) ihre Pläne. Die verfolgt ihre ganz eigenen Interessen. Letztere sind mit den Zielen von Ricky, Rafael und Latif natürlich nicht zu vereinen. Ein Katz-und-Maus-Spiel in der Szenerie des Frankfurter Nachtlebens beginnt.

Und was soll daran jetzt anders sein?

Die Story ist von der grundlegenden Idee nicht außergewöhnlich, sie findet sich in jedem zweiten Action-Film wieder. Außergewöhnlich sind aber die Charaktere und die Motivationen zu ihrem jeweiligen Handeln. Denn sie alle haben gewisse Moralvorstellungen, die sie aber in einer ziemlich fragwürdigen Art und Weise auslegen. Regisseur Özgür Yildirim zeigt mit seinen Figuren, was einen Menschen antreibt, wissentlich in die falsche Richtung zu laufen. Die Nebencharaktere sind dabei etwas zu klischeehaft gezeichnet, zum Beispiel ist Rafaels Freundin natürlich eine Go-go-Tänzerin. Dafür glänzen die Hauptdarsteller in ihren Rollen, allen voran Moritz Bleibtreu und Birgit Minichmayr.

Die Szenerie ist meistens dunkel oder durch Neonlicht erhellt, was über den Film hinweg für eine spannende Atmosphäre sorgt. Auch wenn hier und da eine Kette von Ereignissen etwas konstruiert wirkt, ist der Film insgesamt doch sehr authentisch, wofür besonders die Dialoge und die gut inszenierten Action-Szenen verantwortlich sind. „Nur Gott kann mich richten“ unterscheidet sich aber allem voran von typischen amerikanischen Action-Filmen dadurch, dass nicht dauerhaft irgendetwas explodiert. Dabei ist der Film sehr wohl brutal und es kommt auch zu einigen Schießereien, aber es geht nicht ständig ein Auto in die Luft oder überschlägt sich. Anstelle dessen gibt es auch immer mal wieder ruhigere Szenen, die der Regisseur nutzt, um seine Charaktere zu zeichnen. Langweilig wird es dabei aber nie.

Frankfurt abseits der Zeil

Özgür Yildirim zeigt die Abgründe der menschlichen Seele und die Hintergründe menschlichen Verhaltens, ohne dabei auf Action und Unterhaltung verzichten zu müssen. Frankfurts Nachtleben bietet hierfür mit Shisha-Bars, Strip- und Box-Clubs eine gute Kulisse.

Insgesamt ist es ein wirklich guter Film, der die Schwächen der Nebencharaktere an anderen Stellen, wie beispielsweise mit den Hauptpersonen, gut wieder ausgleicht. Wer Action-Filme mag und sich auch von einigen brutalen Szenen nicht abschrecken lässt, sollte sich den Film ansehen.

„Nur Gott kann mich richten“ startet am 25.02.2018 in den deutschen Kinos.

FOTO: Constantin Film

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