Kunst zwischen Studium und selbstständiger Arbeit

Kunst zwischen Studium und selbstständiger Arbeit

„Zwischen Hochschule und Kunstinstitution, zwischen Studium und selbstständiger Arbeit“, so wird das Thema im Leporello dargelegt. Noch bis zum 14. Januar haben Kunstinteressent*innen Zeit, sich die Arbeiten von Studierenden der Staatlichen Akademie für Bildende Künste Stuttgart im Marburger Kunstverein anzuschauen.

„In Between“, so der Titel der Ausstellung, die vom 28. November bis zum 14. Januar im Kunstverein Marburg präsentiert wird. Mit einer 30-minütigen Rede wird den Beteiligten am Abend der Vernissage gedankt und das ganze Projekt inklusive Entstehung und Ausführung vorgestellt. Die Einführung in die Thematik hält Prof. Volker Lehnert, Prorektor der Kunstakademie Stuttgart und Professor für die Allgemeine künstlerische Ausbildung. Er stellt jeden Einzelnen der 16 Studierenden vor und fasst knapp die Intentionen der Künstler*innen zusammen. Anschließend stehen diese für Fragen zu ihren Kunstwerken zur Verfügung und die Ausstellung kann in Ruhe angesehen werden.

Mediale Vielfalt

Von Malerei, Bildhauerei, Druckgraphik, Zeichnung, Fotografie, bis hin zu Videoinstallationen. Bei den ausgestellten Werken der Stuttgarter Studierenden ist eine Vielfalt künstlerischer Ausdrucksformen vertreten. Teilnehmende Student*innen der Staatlichen Akademie der Bildenen Künste Stuttgart sind: Lisa Albrecht, Inga Andguladze-Zrener, Lisa Bendau, Nora Denneberg, Anette C. Halm, Friedrich Hensen, Simon Herkner, Jan Jansen, Adrianna Liedtke, Nigatu Tsehay Molla, Jonas Ried, Leonora Ruchay, Michaela Ruhrmann, Michael Schramm, Fabian Schreiber, Katharina Volkmer. Die Werke der Studierenden zeichnen sich nicht nur durch die Vielfalt der medialen Form, sondern auch durch die verwendeten Materialien aus. Neben Holz, Papier und Glas werden beispielsweise unechte Schmetterlinge als Kunstobjekt dargestellt. Vereinzelt wurden für diese Ausstellung sogar mehrere Werke von einer Person fertiggestellt, zu den eindrucksvollsten im Folgenden.

Anette C. Halm hat sich einem ganz speziellen Projekt gewidmet. Sie produzierte eine Serie von insgesamt 90 Polaroids, welche in Marburg fotografiert wurden. Die Polaroids sind jeweils 8,8 cm breit und 10,7 cm hoch und halten Details von Fachwerkhäusern, Eingangstüren und weiteren Besonderheiten der Oberstadt fest. Von weiterer Entfernung ist das Kunstwerk schlicht und unspektakulär. Doch wenn man einen näheren Blick darauf wirft, erkennt man, mit welcher Hingabe sich die Künstlerin mit der Thematik beschäftigt hat. Es zeigt dem Betrachter einen anderen Blickwinkel, den man im alltäglichen Leben vielleicht nicht besitzt. Orte, an denen jede*r schon so oft war, die nun jedoch völlig anders wahrgenommen werden. Die Künstlerin öffnet uns durch ihre Kamera einen neue Sicht, die vor allem Marburg-Liebhaber*innen interessieren wird.

Jung und Zeitgenössisch

Die Farbintensität des Werkes von Fabian Schreiber sticht in dem schlichten Ausstellungsraum des Marburger Kunstvereins sofort ins Auge. Das in Rot-, Violett- und Gelbtönen gehaltene Bild aus Farbstift und Pastellkreide auf Papier ist so auffällig, dass der*die Betrachter*in es nicht übersehen kann, nicht auch zuletzt wegen seines großen Formats von 80cm Breite und 120cm Höhe. Fabian Schreiber ist seit 2014 Student der Bildenden Künste in Stuttgart. Er setzt sich in seinen künstlerischen Arbeiten mit figürlichen, mystischen Gestalten auseinander und behandelt Themen wie Anonymität, Instrumentalisierung und Selbstinszenierung. In seinem Werk spielt der Künstler mit Licht und Schatten, der Farbigkeit und der Figürlichkeit seiner Wesen. Im Vordergrund ist eines dieser Wesen mit menschlicher Gestalt zu erkennen, im Hintergrund zwei weitere. Die drei Figuren sind fast identisch dargestellt, ohne Haare, fast wie eine Schaufensterpuppe, was uns zurück zur Thematik der Anonymität führt. Fabian Schreibers Arbeit lässt dem Betrachter viel Raum für Interpretationen, deshalb ist es kaum verwunderlich, wenn man in der Ausstellung 5 Minuten einfach nur davor steht und das Werk anstarrt.

Bei seiner Rede zu Beginn der Vernissage merkt Prof. Lehnert an, was für ihn die Besonderheit an jungen Künstler*innen und zeitgenössischer Kunst sei. Man betrachte deren Werke  aus völlig neuer Perspektive. Wichtig scheine nicht mehr nur die Anerkennung der mühevollen, zeitintensiven Arbeit, die einst in die Kunstwerke investiert wurden oder gar das Talent, es sei vielmehr das spontane, kreative Wirken junger Köpfe. Die Ausstellung ist an alle Kunstinteressierten weiterzuempfehlen, da jeder der Studierenden den Fokus auf einen anderen Aspekt gelegt hat. Es ist also für viele verschiedene Geschmäcker etwas dabei, sei es technisch sehr differenziert oder einfach nur kreativ. Jung und zeitgenössisch ist diese Ausstellung auf jeden Fall – bis Mitte Januar ist jetzt Zeit, um sich sein ganz individuelles Bild der ausgestellten Werke zu machen.

WANN KANN MAN DIE AUSSTELLUNG ANSEHEN
Mittwochs von 11 – 20 Uhr, dienstags – sonntags von 11 – 20 Uhr, weitere Informationen zur Ausstellung gibt es hier und hier.

FOTO: Dario Linsky auf flickr.com, CC-Lizenz

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