Sneak-Review #171: Zombieland 2: Doppelt hält besser

Sneak-Review #171: Zombieland 2: Doppelt hält besser

10 Jahre nachdem der erste Teil überraschend eine große Fangemeinschaft um sich scharte, lief nun „Zombieland 2: Doppelt hält besser“, ebenfalls unter der Regie von Ruben Fleischer, in der Sneak-Preview. Lässt sich mit demselben Rezept etwas Neues sagen?

Die Handlung

Seit Jahren wird die Erde größtenteils von Zombies bevölkert. Die Handlung folgt der aus Teil eins bekannten Gruppe, bestehend aus dem nerdigen Columbus (Jesse Eisenberg), dem konservativen Tallahassee (Woody Harrelson), der wachsamen Wichita (Emma Stone) und ihrer kleinen Schwester Little Rock (Abigail Breslin). Letztere fühlt sich als Nesthäkchen nicht mehr wohl in der Gruppe und flieht aus dem neuen Wohnsitz der Protagonisten, dem weißen Haus. Der Rest der Gruppe möchte sie wieder in die Sicherheit der (Wahl-)Familie holen und folgt ihr. In den Orte bezeichnenden Namen der Figuren wird auch das Hauptanliegen des Films klar: Heimat, das sind die Menschen, mit denen man sich umgibt.

Altes und Neues

Little Rock und die ihr folgende Gruppe begegnen außer Zombies natürlich auch anderen Überlebenden, besonders prominent sind dabei die Tussi Madison (Zoey Deutch) und der arrogante Hippie-Musiker Berkeley (Avan Jogia). Sie stellen sozusagen neue soziale Archetypen dar, die seit 2009 an Bedeutung gewonnen haben. Wäre die Apokalypse nicht eingetreten, wäre Madison sicherlich hochaktiv auf Instagram und Berkeley scheint auf seinem verkifften Roadtrip mit Little Rock auch sehr modern.

Für die etablierte Gruppe aus Teil eins bleiben diese Figuren aber immer exotische, nervige Fremdkörper, über deren Blödheit und Leid man lacht, auch wenn Columbus sich mit Madison einlässt. „Unsere“ Gruppe wird dem gegenüber als sympathische „Normalos“ mit Macken inszeniert. Ging es im ersten Teil noch um die Bildung einer und die Integration von Fremdkörpern in eine soziale Gruppe, geht es nun darum, andere aus dieser Gruppe herauszuhalten. Die Widersprüche zwischen den Figuren könnten sehr interessant sein, verpuffen jedoch vollständig im Zombiegemetzel, bei dem die große Menschenfamilie für eine Weile ein gemeinsames Ziel verfolgt, nach dem sie aber wieder zerfällt. Intelligenter fragt aktuell der Film „Parasite“ danach, für wen eine Katastrophe überhaupt eine Katastrophe bedeutet. In „Zombieland 2“ geht es aber vor allem darum, „Zombieland 1“ und dessen Figurenkonstellationen zu erhalten.

Status quo

So wird dann auch die soziale Utopie der riesigen Hippiekommune „Babylon“, zu der Little Rock mit Berkely aufbricht, vom Film nur verlacht. In seiner Frage nach der Sinnhaftigkeit von strengem Pazifismus in einer Welt im brutalen Ausnahmezustand kam der Film einigen Leuten im Publikum provokant vor. Man kann die Aussage des Films als Vorwurf der Ineffizienz an Demokratie und liberalen Werten lesen. Eine unangenehme Frage, die ich dem Film einmal zugutehalten möchte. Doch seine Alternative sind unsere Hauptfiguren und ihr Lebensstil: Durchschnittlich, gemäßigt, auf ihren kleinen sozialen Kreis zurückgeworfen und protektionistisch nach außen abgeriegelt. Schlussendlich ist Zombieland trotz aller Gewalt furchtbar bieder und konservativ: alles läuft auf Familie, Hochzeit, Status quo hinaus. Liebschaften und Nestflucht werden als Fehler eingesehen und dann geht man eben weiter überleben.

Themenpark

Wie schon in Teil eins und im Zombieapokalypsengenre üblich (die Metapher eines (un)toten Genres, das seine Zeit überschritten hat, bietet sich an und soll deshalb vermieden werden), hangelt sich der Film zwischen sozialen und brutalen Szenen entlang. Die Gespräche überwiegen aber und profitieren enorm von dem Zusammenspiel der bekannten Hauptakteure. Emma Stone und Abigail Breslin müssen in diesem Teil weit hinter ihre männlichen Kollegen zurücktreten und ihre Rollen sind weitaus weniger interessant als noch im ersten Teil. Insbesondere Woody Harrelson darf dafür richtig auffahren. Es macht Spaß, den Figuren beim Interagieren zuzusehen, leider besteht ein Großteil der Witze aus dümmlichem Metahumor und Anspielungen à la „Hui, wir spielen Magic und mögen Terminator“ und „Erinnert ihr Euch noch an den Cameo von Bill Murray aus Teil eins? Okay!“.

Der Humor bleibt beim Alten, ebenso die Gewalt und die Figuren. Columbus‘ Überlebensregeln werden wieder als grafische Elemente ins Filmbild eingebaut. Ein paar Variationen in der Handlung, neue Figuren und ein harmonischeres Grundgefühl bilden den Kontrast zum ersten Teil, dessen finale Actionszene hier leider unerreicht bleibt. „Zombieland 2: Doppelt hält besser“ ist unterhaltsam und gnädig kurz(weilig), keine Frage. Ästhetisch hat er neben starker Gewalt und einigen aufwendigen Actionszenen praktisch nichts zu bieten und auch inhaltlich bleibt er ein konservativer und unreflektierter Feelgood-Film. Und wie Zombieland das Themenpark-Thema gefällt, wird er sich sicherlich nicht dem entziehen, was der Regisseur Martin Scorsese kürzlich über Marvel-Filme gesagt hat: „Honestly, the closest I can think of them, as well made as they are, with actors doing the best they can under the circumstances, is theme parks. It isn’t the cinema of human beings trying to convey emotional, psychological experiences to another human being.“

Zombieland 2: Doppelt hält besser“ startet am 7. November in den deutschen Kinos.

FOTO: Sony Pictures Digital Productions

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