Sneak-Review #175: Wild Rose

Sneak-Review #175: Wild Rose

In der dieswöchigen Sneak wurde der Film „Wild Rose“ des Regisseurs Tom Harper ausgestrahlt, der die Geschichte einer jungen Countrysängerin aus Glasgow erzählt. PHILIPP verrät euch, ob dieser Musikfilm sehenswert ist. 

Nach einjähriger Haft verlässt die Protagonistin Rose-Lynn (Jessie Buckley) das Gefängnis in Glasgow und kehrt zu ihrer Familie zurück. Ihre Mutter Marion (Julie Walters) hat während der Haft ihrer Tochter für deren Kinder gesorgt und die Mutterrolle eingenommen. In den ersten Szenen lernen wir Rose-Lynn als verantwortungslose, stürmische und wilde Träumerin kennen, die stets an der Hoffnung auf ein neues Leben als Countrysängerin in Nashville abseits der ihr bekannten tristen Umgebung in Glasgow festhält. Dies scheint ihr einziger Lebensinhalt zu sein, bei dem sie völlig das Wohl ihrer Kinder außer Acht lässt. Um Geld für ihren großen Traum anzusparen, nimmt sie einen Job als Haushälterin in einer reicheren Gegend Glasgows an. Dort arbeitet sie für Susannah (Sophie Okonedo), die nach und nach Rose-Lynns Talent entdeckt und fördert. Sie verschafft ihr ein Treffen mit dem Produzenten Bob Harris von BBC 2, der ihr einen alternativen Erfolgsweg in Glasgow statt Nashville aufzeigt. Rose-Lynn schöpft neue Hoffnung, ihren Traum zu verwirklichen, doch sieht sich immer mehr zwischen zwei Welten hin- und hergerissen: Der Verantwortung gegenüber ihren Kindern und der Erfüllung ihres persönlichen Lebensziels.

Zwischen zwei Welten

Schon oft wurde der Konflikt Familie versus Erfüllung des Traums in anderen Filmen thematisiert, der auch in „Wild Rose“ von Bedeutung ist. Regisseure wie Damien Chazelle haben in Werken wie „La La Land“ und „Whiplash“ diese Thematik schon häufig aufgegriffen und zum Ende hin zur Konfrontation geführt. Doch bei „Wild Rose“ ist dies anders, was im Verlauf des Films erkennbar wird. Zu Beginn des Films wirkt die Protagonistin – eine alleinerziehende Mutter – schwer verständlich, entflieht wieder und wieder ihrem Alltag und denkt dabei nur an sich. Nachdem die Kinder wieder in ihrer Obhut sind, da der leibliche Vater der Kinder komplett abwesend zu sein scheint, sieht sich die junge Mutter stets überfordert und kommt in mehreren Szenen ihrer Verantwortung nicht nach. Dies birgt großes Konfliktpotenzial mit ihrer eigenen Mutter, die wunderbar von Julie Walters gespielt wird. Die Beziehung von Mutter und Tochter ist stark emotional aufgeladen und obwohl die Protagonistinnen zunächst sehr unterschiedlich wirken, erkennt der:die Zuschauer:in doch schnell, dass Rose-Lynn ihr Temperament und ihre Willenskraft von ihrer Mutter geerbt hat. Obwohl sich Rose-Lynn vorerst sehr schwer auf ihre Mutterrolle einlassen kann, erkennt sie die Wichtigkeit von Familie als Bestandteil ihres Lebens an.

Alles Country?

Was ist also wirklich wichtig im Leben? Dieser Frage geht die Protagonistin während des gesamten Films auf die Spur und scheint sich zwischen den zwei Welten zwischenzeitlich zu verlieren. Gerade die Szenen, in welchen Rose-Lynn singt, wirken sehr ehrlich und roh. Die Protagonistin zeigt hierdurch eine zarte, verletzlichere Seite von sich, die ihrer eigentlich sehr stürmischen Art entgegenwirkt. Doch in Anfangsszenen wie als sie versucht, ihren Job als Sängerin in einer Bar zurück zu gewinnen, scheint ihr Charakter sehr überzeichnet zu sein. Dem:Der Zuschauer:in ist in Szenen wie dieser unklar, aus welcher Motivation heraus die Protagonistin handelt. Häufig wird der:die Zuschauer:in durch fehlende Hintergrundinformationen im Dunkeln gelassen und erst viel später aufgeklärt. Zusätzlich bedient sich der Film Klischees, die glücklicherweise nur angedeutet und nicht erfüllt werden. Als Rose-Lynn in Nashville bei einer Führung entwischt und in einem leeren Konzertsaal zu singen beginnt, fürchtet der:die Zuschauer:in das Klischee der Spontan-Entdeckung und der kitschigen Erfüllung ihres Traums. Doch Gott sei Dank bleibt dem:der Zuschauer:in das erspart. Was wirklich positiv an dem Film „Wild Rose“ auffällt, sind die sehr gut gewählten Kameraeinstellungen, welche die verschiedenen Perspektiven unterstützen. Hierbei werden Milieu- und Landesunterschiede aufgezeigt, die sehr gekonnt die Problematik der aufeinander treffenden Welten untermalen. „Wild Rose“ ist sehenswert, bleibt jedoch durch das Genre Country-Musikfilm nur für wirklich begeisterte Country-Fans etwas Besonderes.

„Wild Rose“ erscheint am 12. Dezember 2019 in den deutschen Kinos. 

FOTO: eOne Germany

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