Sneak-Review #28: Freeheld – Jede Liebe ist gleich

Sneak-Review #28: Freeheld – Jede Liebe ist gleich

Und wieder fragen wir: Haben sich die vier Euro Eintritt gelohnt oder greifen bereits die ersten Cineast:innen nach ihren Jacken? Diesen Dienstag in der Sneak: Das Drama „Freeheld – Jede Liebe ist gleich“ von Regisseur Peter Sollett mit Juliane Moore und Ellen Page.

Sind die Verlosungen vor Filmbeginn jetzt eigentlich wöchentlich? Mit ein bisschen Glück kann jede:r Freikarten für die Sneak der darauf folgenden Woche gewinnen – und Süßigkeiten! Aber erst einmal zum Film: Die Protagonistin Laurel Hester (Juliane Moore) arbeitet als Komissarin für die Polizei des Ocean Countys in New Jersey. Voller Hingabe opfert sie sich für ihren Beruf auf, ein Privatleben hat sie kaum. Bis sie die westentlich jüngere Stacie Andree (Ellen Page) in einer Volleyballmannschaft für Lesben kennenlernt. Die beiden verlieben sich, kaufen ein Haus, einen Hund, richten ihre neue Bleibe mit viel Liebe zusammen ein, die eingetragene Partnerschaft der beiden vollendet ihre Beziehung. Alles scheint perfekt zu sein. Doch nach einem Arztbesuch aufgrund einer Zerrung bekommt Laurel kurze Zeit später die zerschmetternde Diagnose: Lungenkrebs im Endstatium. Sie ist entschlossen ihrer Partnerin Stacie ihre Pensionsansprüche nach dem Tod zu vermachen, doch der Antrag bei der Gemeindevertretung wird abgelehnt. Die beiden Frauen kämpfen gemeinsam für ihre Rechte, bis zum Schluss.

„Wände versetzen? Das ist sexy!“

Trotz des traurigen Handlungsverlaufes zeigt Freeheld – Jede Liebe ist gleich“ Witz – oder versucht es zumindest. Wer hat schon eine Waffe beim ersten Date dabei? Klar, die Polizistin! Das Kennenlernen der beiden wird humorvoll dargestellt, im ersten Drittel des Films gibt es allerdings viele schnelle Sprünge. Vielleicht sind die Zuschauer:innen auch deshalb etwas kritisch zu Beginn. Beim Kuss eines lesbischen Pärchens zu lachen, scheint mir etwas kindisch – aber vielleicht lag es auch an der 80er Jahre Föhnwelle, die Laurel voller Stolz trug.

Steven Goldstein (Steve Carell) von der Organisation Garden State Equality, ein homosexueller Jude, setzt sich im Film für die Homoehe ein. Dabei wird aber schnell vergessen, dass er Laurels persönliches Schicksal nutzt, um seine eigenen Interessen durchzusetzen. Man bekommt nicht den Eindruck, dass er sich für ihre Problematik interessiert. Die krebskranke Laurel möchte Gleichberechtigung, was die Pensionsansprüche der gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerinnen angeht, das ist alles. „Ist es offiziell?“, fragt Stacie, kurz nachdem die beiden den komplizierten Behördengang zur Anerkennung ihrer Partnerschaft gemeistert haben. Laurels knappe Antwort: „Offiziell, Baby“. Die Realität jedoch sieht anders aus: Die Frauen verheimlichen ihre Beziehung, da Laurel Sorge hat, Probleme in ihrem Berufsleben zu bekommen. Mit fortschreitender Krankheit machen die beiden ihre Beziehung in Laurels Umfeld öffentlich. Dies trifft nicht bei allen auf Verständnis. Auf Akzeptanz und Unterstützung kann sie vorerst nur von ihrem Partner Dane Wells (Michael Shannon) hoffen, ohne dessen Hilfe sie aufgeschmissen wären.

Anfang blöd, Ende gut?

„Freeheld – Jede Liebe ist gleich“ basiert auf einer wahren Begebenheit. Allein dieser Gedanke im Hinterkopf macht das Ende schon traurig. Wie es ausgeht, kann sich jede:r denken. Das Schicksal von Laurel und Stacie wurde schon 2007 in einer Dokumentation von Cynthia Wade gezeigt. 2015 kam die dramatische Liebesgeschichte der beiden dann auf amerikanische Kinoleinwände. Für Schauspielerin Ellen Page, die sich im Jahr 2014 selbst geoutet hat, ist die Rolle der Stacie Andree etwas ganz Besonderes: Es ist ihre erste Rolle, in der sie selbst eine Lesbe spielt. Eine Geschichte, die thematisch viel hergibt, über die filmische Umsetzung lässt sich allerdings streiten. Am Anfang des Films fragt man sich, warum alles so schnell passiert. Den Titel habe ich etwa bis zum Ende vergeblich gesucht. Nach Laurels Diagnose wird es interessant, aber eben auch traurig. Ein Lob geht auf jeden Fall an die Besetzung durch Juliane Moore und Ellen Page sowie an die gelungene Filmmusik von Hans Zimmer. Für einen Applaus der Zuschauer:innen am Ende hat es dann immerhin doch gereicht.

„Freeheld – Jede Liebe ist gleich“ kommt heute (7. April) in die deutschen Kinos.

FOTO: Universum Film GmbH

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