Sneak Review #56: War on Everyone

Sneak Review #56: War on Everyone

Auch diese Woche gehen wir der Frage nach, ob die 100 Minuten Lebenszeit, die wir in John Michael McDonaghs Cop-Comedy „War on Everyone“ investiert haben, sich wirklich gelohnt haben.

Erste Szene: Zwei Cops fahren einen Pantomime an und fragen sich, ob dieser beim Aufprall einen Laut von sich gibt. Tut er nicht. Aus dem Publikum ist gemäßigtes Lachen zu vernehmen. Ich stelle mich schon mal auf eine seichte, typische Buddy-Cop-Komödie ein. Doch selbst diese niedrige Erwartung sollte noch unterboten werden. Die Spannungsdichte des Films spiegelt sich am ehesten in der Reaktion meiner Sitznachbarin wieder, welche nach einer halben Stunde bereits eingeschlafen ist.

Zwei chaotische Cops, derbe Sprüche, und noch eine ordentliche Ladung Testosteron

So ein innovatives Handlungsmuster gab es noch nie: Anstatt sich dem Kampf um Gerechtigkeit und Sicherheit in ihrer Stadt Albuquerque zu stellen, scheinen der wortkarge Cop Terry Monroe (Alexander Skarsgard) und sein Kollege Bob Balano (Michael Pena) von einer Gewalt-Eskapade in die nächste zu stürzen. Ob es sich nun um das willkürliche Zusammenboxen Verdächtiger handelt oder das gemeinsame Koksziehen in der Toilette: Impulsives Mackergehabe ist alles, was die beiden Cops zustande bringen.

Selbst auf die zahlreichen Ermahnungen seitens ihres Chefs reagieren die beiden nur mit pubertären, desinteressierten Witzen, wodurch nochmals verdeutlicht werden soll, um was für coole Typen es sich hier handelt. Die durchgehende „Fuck-it“-Einstellung der beiden wirkt dabei zuweilen so überladen, dass der Versuch, die Protagonisten lässig wirken zu lassen, eher ins Gegenteil abrutscht und  aufgesetzt wirkt. Ein interessanter Schlagabtausch zwischen den eindimensionalen Helden und den Antihelden existiert in folgender Form: Nicht.

Can you be a feminist and still wear hot pants?”

Der Kampf der Kontrahenten lässt sich als eine Art Schwanzvergleich beschreiben, bestehend aus einer Reihe von plumpen Dialogen, in Abwechslung mit unspektakulären Verfolgungsjagden, bei denen sich abwechselnd in die Fresse geboxt wird. Diese monotone Schwunglosigkeit zieht sich durch den ganzen Film hindurch und lässt Handlungsstränge ohne wirklich überzeugende Struktur links liegen.  Da weder Handlung noch Charaktere für eine packende Stimmung sorgen, lässt die entspannte, folklorische Hintergrundmusik wenigstens erahnen, dass hier versucht wird, eine lässige Atmosphäre zu schaffen.

Die Charakterzeichnung von Terry und Bob ist den gesamten Film über recht eindimensional. Es fehlt an Tiefe und persönlicher Entwicklung. So bleibt den Figuren zwischen den ganzen Schlägereien, Drogeneskapaden und hämischen Sprüchen keine Zeit, um die eigene egoistische, gewaltverherrlichende, sexistische Grundhaltung zu überdenken und sich zu wandeln. Einzig die Stripperin Jackie (Tessa Thompson), welche sich auf eine Liebesbeziehung mit einem der beiden Cops einlässt, ruft bei diesem die verborgene Sehnsucht hervor, sich auch mal seiner warmen Seite hinzugeben. Allgemein stellen Jackie zusammen mit Bobs Frau Delores (Stephanie Siegman) die einzigen Figuren dar, die mich nicht nach schon wenigen Szenen zum exzessiven, genervten Augenverdrehen verleiten. So sorgt Delores für einige Simone de Beauvoir Referenzen, die wie ein Fremdkörper in diesem Film wirken. Auch Jackie scheint sich für feministische Literatur zu interessieren, wofür sie, bezogen auf ihr Outfit mit der Frage konfrontiert wird, ob man als Feministin überhaupt Hotpants tragen dürfe. Ein weiterer Moment, bei dem ich kurz wieder hoffe, dass der Antiheld dem Helden doch bitte noch eine Reinhauen könnte.

 

War on Everyone“ startet am 17. November in den deutschen Kinos.


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