Theater Review #13: Monty Python´s Spamalot

Theater Review #13: Monty Python´s Spamalot

Am vergangenen Samstag konnte man beobachten, wie eine glücklich lachende Masse trotz des Regens und der Kälte das Erwin-Piscator Haus verließ. Was da passiert ist? Sie war in der Premiere von „Monty Python’s Spamelot“ des hessischen Landestheaters Marburg.

Das Musical „Spamelot“ ist mit mindestens genau so viel Humor und Anspielungen gefüllt wie der bekannteste Film der Pythons „Das Leben des Brian“. Nur diesmal sind wir nicht im alten Rom sondern in England des Jahres 953. König Artus (Karlheinz Schmitt) und sein stets treuer Begleiter Marty (Thomas Huth) suchen nach geeigneten Rittern, die das von Krankheiten und Kriegen geplagte England unter seiner Herrschaft einen wollen. Schnell finden sich die geeigneten Kandidaten doch bevor die Ritter der Tafelrunde in den Kampf ziehen können, kommt Gott ins Spiel. Und wie das mit Göttern so ist, hat auch dieser eine Aufgabe für die Ritter: sie sollen den heiligen Grahl finden. Dabei begegnen sie den Franzosen, dem Kaninchen des Todes oder auch den Rittern die nur „Ni“ sagen können. Klingt total verrückt? Ist es auch.

 

„Always Look on the Bright Side of Life“

Was sich zunächst anhört wie die ewig wiedergekäute Story der Artussage, entpuppt sich schnell als ein Musical, das sich selbst und sein Publikum parodiert. Bekannte Songs aus Musicals wie „Funny Girl“ sowie auch den aus „Das Leben des Brian“ bekannten Klassiker „Always Look on the Bright Side of Life“. Natürlich hören wir den, wenn es für die Portagonisten gar nicht mehr schlimmer kommen könnte. Diese Selbstironie ist der Kern des Stücks, das in Zeiten der Pest- und Choleraepidemien spielt. Auch wenn die Leichen mittlerweile auf den Straßen gestapelt werden, stimmen die Protagonisten ein heiteres Stück mit dem Titel „Ich bin noch nicht tot“ an. Die Devise ist hier: solange es  jemanden gibt, dem es noch schlechter geht hat man etwas zu lachen. Das funktioniert hier erstaunlich gut.

Doch „Spamelot“ ist nicht nur eine Parodie auf die bekanntesten Musicals sondern auch noch selbstreferentiell. Die Protagonisten wollen wütend die Bühne verlassen, stoßen sich dabei an deren Begrenzungen. In dem Moment an dem Artus denkt er wäre ganz allein wird ihm gezeigt, dass er ein großes Publikum hat. Und das obligatorische romantische Duett wird zum Pflichtprogramm deklariert, indem es sich selbst erklärt. Zu Beginn ist das noch wirklich lustig, bei der ebenso obligatorischen Reprise des romantischen Duetts wird es dann doch etwas anstrengend, weil es zu offensichtlich wirkt. Aber irgendwie ist das auch wieder typisch Musical. Die romantische Ballade, die so charakteristisch für das Musical ist und gefühlt zehnmal im Stück gespielt wird, geht einem auch irgendwann auf die Nerven.

„Deine Hand fasst mein Knie, du alternder Lustmolch“ 

Trotz der dominanten Komik des Stücks, kommen die musikalischen Aspekte nicht zu kurz. Die Schauspieler des hessischen Landestheaters bestehen neben dem Tänzerensemble und den Musikern und bieten zusammen eine eindrucksvolle und vielseitige Show. Jedes Musikstück entführt den Zuschauer in eine andere Welt. Die Kostüme und Kulissen sind aufwendig und detailreich gestaltet, sodass man immer wieder von der positiven Stimmung des Stücks mitgerissen wird. In einem Moment ist man Zuschauer einer wilden Casinonacht und im anderen befindet man sich vor den Toren eines französischen Schlosses und eine Kuh fliegt vom Himmel. Die meisten Dialoge wirken genauso wirr und spontan, dass man nicht immer gleich glaubt, was man da hört. Aber diese „Wtf-Momente“ machen das Stück gerade so lustig und unvorhersehbar. Daher überlasse ich es euch hinter die Bedeutung der Zwischenüberschrift zu gelangen, sonst würde hier zu viel verraten.

Am Ende des Abends bleibt das Gefühl endlich mal wieder richtig gelacht zu haben. „Spamalot“ ist eine auf allen Ebenen gelungene Inszenierung. Die Musik, die Dialoge und das Setting sind so abgestimmt, dass kein Teil dem anderen die Show stiehlt. Trotz dessen ist es ein anspruchsvolles Stück, dass den Zuschauer auf trapp hält, wenn er alle Referenzen, Parodien und Zitate finden will. Ich habe irgendwann aufgegeben und die gute Show genossen.

 

nächste Termine
05.10.2017, 19.30 – 21.40 Uhr,
14.10.2017, 19.30 – 21.40 Uhr,
26.10.2017, 19.30 – 21.40 Uhr,
27.10.2017, 19.30 – 21.40 Uhr,
17.11.2017, 19.30 – 21.40 Uhr,

Regie Matthias Faltz

Musikalische Leitung Michael Lohmann

Bühne Harm Naaijer

Kostüme Annie Lenk

Choreografie Ekatherina Khmara

Dramaturgie Nadine Wiedemann

Musiker Andreas Jamin, Christian Keul, Eric Sacher, Michael Lohmann, Nicolas Grebe, Olaf Roth, Peter Ehm, Sven Demandt

Besetzung Artur Molin, Camil Morariu, Franziska Knetsch (a.G.), Julian Trostorf, Karlheinz Schmitt, Philip Lütgenau, Stefan Piskorz, Thomas Huth

 

FOTO:  Andreas Maria Schäfer

Ressortleitung Campus. Studiert "Kunst, Musik und Medien" und hat deshalb das Triangelspielen perfektioniert. Wenn sie nicht gerade in einen Tagtraum versunken ist, überlegt sie sich, was sie heute Abend essen möchte.

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