Unser neuer Freund Marvin

Unser neuer Freund Marvin

Morgen, am 6.6., geht Marvin online. Was das ist und was das für uns heißt, klärte PHILIPP in einem Interview mit der Projektkoordination.

Marvin. Der Name lief uns in den letzten Monaten öfter über den Weg und nein, es ist nicht das neue Supermodel der Universität Marburgs. Marvin, die abgekürzte Version von MARburger Verwaltungs- und INformationssystem, ist unser neues integriertes Campus-Management-System (iCMS)  und soll in Zukunft sämtliche Aktivitäten innerhalb unseres Studiums organisieren. Um zu erfahren, was da auf uns zukommt und was für Neuerungen es geben wird, habe ich mich mit Susanne Brunner, Projektkoordinatorin des iCMS und Dr. Ivonne Paulus, Projektmitarbeiterin, zu einem klärenden Gespräch getroffen.

PHILIPP: Frau Brunner, was erwartet uns am 6.6. denn genau?

Susanne Brunner: Zum 6.6. werden die ersten beiden Module von Marvin eingeführt. Marvin ist modular aufgebaut, das heißt, es gibt für die verschiedenen Bereiche verschiedene Module. Am 6.6. starten wir mit den Modulen Bewerbungs- und Zulassungsmanagement (APP) und Studierendenmanagement (STU). Studieninteressierte bewerben sich über das neue Bewerberportal. Für die Studierenden der Uni Marburg steht ab den 6.6. außerdem ein neues Studierendenportal zur Verfügung, in das sie sich mit ihrem Students-Account einloggen, um zum Beispiel ihre individuellen Studienbescheinigungen einsehen und herunterladen wie auch ihre Kontaktdaten ändern können.

Mit der nächsten Ausbaustufe von Marvin werden die Systeme LSF und POS durch das integrierte Modul „Studiengangs-, Lehrveranstaltungs- und Prüfungsmanagement“ (EXA) abgelöst. Unter anderem können sich Studierende dann aus ihrem persönlichen Studierendenportal zu Lehrveranstaltungen und Prüfungen an- und abmelden, das Vorlesungsverzeichnis einsehen, ihre Stundenpläne komfortabel zusammenstellen, ihre erbrachten Leistungen einsehen, wie auch Bescheinigungen, z.B. das Transcript of Records herunterladen.

Und wann kommt das?

Brunner: Nächstes Jahr.

Ach erst nächstes Jahr? Das heißt dann aber, dass wir jetzt zunächst gleichzeitig auf Marvin und im LSF agieren müssen?

Brunner: Genau. Es wird jetzt eine Weile das alte und das neue System parallel geben, eben für die Sachen, die wir noch nicht umgestellt haben. In dem neuen Portal wird es dann aber so sein, dass wir auf die alten Systeme verlinken. Das heißt auch, sie müssen sich jetzt nicht doppelt anmelden, sondern können über ihr persönliches Studierendenportal in Marvin auf alle Funktionen zugreifen, die Sie benötigen.

Alles klar. Und was ist mit Ilias?

Ivonne Paulus: Ilias ist nicht von der Einführung von Marvin betroffen. Wir führen ein Campus-Management-System ein, das heißt, ein System für das Bewerbungsmanagement, Zulassungsmanagement, Studierendenmanagement, die Veranstaltungs- und Prüfungsverwaltung etc. Ilias als Lernplattform wird auch weiterhin bestehen bleiben. Das lösen wir nicht ab. Marvin und Ilias ergänzen sich.

Aber es ist ja schon ein bisschen nervig, dass man sich für einige Kurse explizit bei Ilias anmelden muss, obwohl man im LSF-Portal bereits angemeldet ist. Gerade hier könnte eine Kopplung ja gut greifen.

Paulus: Natürlich wäre das wünschenswert, aber man muss das auch technisch umsetzen. Mit der Einführung von EXA soll versucht werden, Marvin und Ilias  bestmöglich zu integrieren.

Brunner: Bei den alten Systemen ist es ja so, dass Sie sich in den verschiedenen Bereichen immer einloggen müssen. Die alten Systeme sind eben nicht wirklich miteinander verbunden. Und das wird bei MARVIN anders, das ist ein integriertes System, es gibt eine Datenbasis für alles und die einzelnen Module greifen auf die verschiedenen Daten zu. Das heißt, man muss auch nicht mehr überall seine Daten neu angeben oder eine neue Registrierung vollziehen, sondern man hat dann mit dem Students-account wirklich Zugriff auf alles, was man im Studium braucht.

iCM_Kurzübersicht_Modul_STU

Okay. Was genau verändert sich denn nun? Also, worauf müssen die Studis gefasst sein?

Brunner: Mit den ersten beiden Modulen gibt es Optimierungen für Bewerber und Bewerberinnen sowie für Studierende: Mit dem Modul APP werden Studieninteressierte durch den gesamten Bewerbungs- und Zulassungsprozess begleitet. Von der Online-Bewerbung über den aktuellen Bearbeitungsstatus der Bewerbungsanträge bin hin zur Online-Beantragung der Einschreibung. Mit dem Modul STU steht den Studierenden ein persönliches Studierendenportal zur Verfügung, in dem sie auch ihre Bescheinigungen komfortabel verwalten und ihre Kontaktdaten ändern können.

Paulus: Das Portal zeigt dann auch eventuell noch einzureichende Unterlagen auf, zum Beispiel Sprachnachweise, die in den ersten drei Semestern nach der Einschreibung zu erbringen sind. Die Aktualisierung erfolgt automatisch.  Mit der weiteren Integration von EXA unterstützt MARVIN Studierende dann in ihrem gesamten Studienalltag: Von der  Adress- und Bescheinigungsverwaltung über das Zusammenstellen der Studienpläne sowie die An- und Abmeldung zu Lehrveranstaltungen und Prüfungen bis hin zur Einsicht der erbrachten Leistungen.

Gibt’s diese Art von System denn auch an anderen Unis?

Paulus: Ja, es gibt sie an einigen Unis, auch an Hochschulen für angewandte Wissenschaften, die verschiedene Systeme nutzen. Es gibt auch verschiedene Wege der Einführung. Es gibt Unis, die alles in einem Rutsch eingeführt haben. Das muss man sich überlegen, ob man das alles direkt machen möchte oder nach und nach. Es hat beides Vor- und Nachteile. Außerdem gibt es verschiedene Campus-Management-System-Anbieter, wir haben uns damals nach einer intensiven Prüfung für „HISinOne“ entschieden.

Bekommen Sie da Rückmeldungen von den Unis?

Brunner: Ja, bereits vor der Auswahlentscheidung haben wir sehr intensiv mit anderen Hochschulen kommuniziert, damit wir nicht irgendein System einführen. Wir haben sehr genau geschaut, was die Bedürfnisse hier sind, was die Fachbereiche oder die Verwaltung brauchen, was die Studierenden gerne hätten, da haben wir in der ersten Projektphase auch viele Erhebungen gemacht, Fragen darüber gestellt, was man sich so wünscht. Da kam dann zum Beispiel das Thema Nutzung auf mobilen Endgeräten: Das ist dann auch eine der Verbesserungen die das neue  System mit sich bringen wird.

Ich plaudere mal ein bisschen aus meiner Gerüchteküche: Es heißt, gerade bei Prüfungen soll sich viel ändern. Dass es beispielsweise strengere Deadlines geben wird und Noten direkt eingetragen werden.

Brunner: Also, was wir uns auf jeden Fall wünschen und was auch abgesprochen wurde, ist, dass alles über das System läuft, damit sich die Studis da auch drauf verlassen können und – das war aber auch ein Wunsch gerade von den Studis – damit man nicht so lange auf die Noten warten muss. Also dass gewisse Regeln gesetzt werden, dass bis spätestens zum Zeitpunkt xy die Note online verbucht sein muss. Bei den geisteswissenschaftlichen Fachbereichen hat man natürlich durch Hausarbeiten oft längere Korrekturphasen. Das ist so und das wird sich auch nicht ändern. Aber es gibt ja auch solche Fälle, dass sich in Folgeveranstaltungen nicht angemeldet werden kann, weil eine nötige Leistung noch nicht da ist. Das ist ja auch im Sinne der Studierenden, dass dort Klarheit herrscht: Kann ich mich da jetzt überhaupt anmelden?

Paulus: Ich glaube, wichtig ist auch, dass wir die Studierenden und die Fachbereiche sehr stark einbinden. Wir führen nicht irgendein System ein und alle müssen mitziehen, sondern wir haben von Anfang an immer auch die Studierenden einbezogen.

Richtig. Auch aber habe ich Kritiken seitens Dozierender gehört, die durch das System zur Korrektur gedrängt werden, auch wenn es zeitlich mal nicht funktioniert.

Brunner: Das sind natürlich nachvollziehbare Einwände. Die Lehrenden haben aber immer Möglichkeiten, aus diesem Standardsystem auszubrechen und individuelle Absprachen mit ihren Studierenden zu treffen, zum Beispiel dass eine Hausarbeit später abgegeben wird. Wenn die offizielle Frist dann schon abgelaufen ist, kann das Prüfungsbüro immer noch jederzeit Leistungen nachtragen oder andere nachträgliche Eintragungen vornehmen.

Paulus: Es ist ja auch so, dass die Vorgaben von den Fachbereichen selbst kommen. Also das System unterstützt, aber die Anforderungen kommen von den Fachbereichen bzw. werden gemeinsam im Rahmen der Einführung vereinbart.

Brunner: Ausnahmereglungen sind jederzeit möglich. Es liegt dann bei den Fachbereichen, das organisatorisch abzuwickeln. Das funktioniert auch umgekehrt, wenn die Studis mal einen Aufschub brauchen.

Des Weiteren wurde mir das Gerücht nahegelegt, dass man sich zukünftig innerhalb der ersten zwei bis drei Wochen nach Semesterbeginn definit für einen Kurs anmelden muss und dadurch auch eine automatische Prüfungsanmeldung erfolgt. Anders als zuvor könne man sich also nicht mehr bis Mitte oder teilweise sogar Ende des Semesters überlegen, ob man den Kurs wirklich abschließen möchte. Ist das korrekt?

Brunner: Also das System bietet im Grunde zwei verschiedene Möglichkeiten: Die sogenannte implizite und die explizite Prüfungsanmeldung. Die Implizite ist der Fall, den Sie geschildert haben. Es gibt Fachbereiche, die dies jetzt auch schon so praktizieren, die sich natürlich gewünscht haben, das auch weiterhin praktizieren zu können. Es gibt aber auch Fachbereiche, die gesagt haben, nein, bei uns ist das anders. Hier schauen die Studis erst einmal, was sie so belegen wollen und wie sie im Kurs klarkommen. Es wird also beide Versionen geben und es wird dann so sein, dass die Fachbereiche entscheiden können, wie sie das handhaben wollen. Aber selbst bei der impliziten Anmeldung werden auch Abmeldungen möglich sein. Und wie gesagt, Ausnahmeregelungen können wie bisher individuell vereinbart werden.

Da haben Sie wohl Recht. Wie ist das denn mit Import/Exportmodulen. Das kann ja oft sehr kompliziert sein, gibt es dafür eine einfachere Übersicht?

Brunner: Es wird mit Sicherheit einfacher. Die Fachbereiche haben ja entsprechende Vereinbarungen, wenn sie einen Modulaustausch machen. Und gemäß dieser Vereinbarungen wird das im System so hinterlegt, das heißt, Sie können sich dann ganz normal in Marvin einloggen und sich im Nebenfach xy für die und die Veranstaltung und Prüfung im System anmelden. Das ist dann auch automatisch freigeschaltet. Auch die Notenverbuchung wird einfacher, das ist dann auch im System hinterlegt und es müssen keine Scheine mehr durch die Gegend getragen werden.

Werden Scheine gänzlich abgeschafft?

Brunner: Für diejenigen, die noch Scheine möchten, können diese natürlich weiterhin ergänzend ausgestellt werden. Konsens mit den Fachbereichen ist, dass die studienrelevanten Leistungen in MARVIN verbucht werden – auch damit die Studierenden über ihr Portal ihre erbrachten Leistungen einsehen können.

iCM_Kurzübersicht_Modul_APP

Ich denke jetzt gerade noch an so Extras wie beispielsweise das Gender-Zertifikat. Sie sagten vorhin was vom Erlös des durch die Gegend rennen mit Scheinen. Gerade beim Gender-Zertifikat wäre das ja eine große Erleichterung. Sind solche Dinge integriert?

Brunner: Das soll da eigentlich auch mit integriert werden, ja.

Paulus: Das muss man eben sehen, wie das reinpasst, wenn wir EXA einführen.

Funktioniert denn die Zusammenarbeit mit den einzelnen Fachbereichen?

Brunner: Ja, das funktioniert sehr gut. Wir haben auch schon recht früh die Fachbereiche und auch die anderen Einrichtungen, die eine Kursverwaltung brauchen mit eingebunden, zum Beispiel das Sprachenzentrum oder den Hochschulsport. Wir haben auch über die Projektmittel, die wir beim Land speziell für dieses Projekt eingeworben haben, an jedem Fachbereich eine halbe Stelle finanziert. Über diese iCM-Koordinatoren haben sowohl die Beschäftigten an den Fachbereichen als auch die Studierenden einen direkten Ansprechpartner am Fachbereich, zu dem sie mit Fragen hingehen können. Zudem treffen wir uns auch einmal im Monat in einem Netzwerktreffen, wo alle Koordinatoren der Fachbereiche und wir vom zentralen Projekt an einem Tisch sitzen und uns austauschen. Wir schauen dann, was gerade so läuft bei allen und ob es spezielle Probleme oder Sorgen gibt, die an die Koordinatoren herangetragen werden und wo wir eventuell unterstützen können? Das funktioniert auch sehr, sehr gut, muss ich sagen.

Ist das System blindengerecht?

Brunner: Ja, das haben wir gerade gestern getestet.

Paulus: Ja, wir hatten gestern den Test zur Barrierefreiheit und das ist auch sehr gut angenommen worden. Uns wurde von den Teilnehmern bestätigt, man könne das System gut bedienen, das hat sehr gut funktioniert. Sowohl mit den Vergrößerungswerkzeugen als auch mit Screenreadern [ein Screenreader ist ein Programm, das Informationen auf dem Bildschirm mithilfe nicht-visueller Ausgabegeräte wiedergibt. Anm. d. Red.].

Sie hatten vorhin noch den Hochschulsport erwähnt.

Brunner: Ja, die machen letztlich ja auch eine Kursverwaltung und haben ein Interesse, ob das eventuell über Marvin gemacht werden kann. Aber da müssen wir dann bei der EXA-Einführung im Detail schauen, ob und wie das geht, da damit ja auch eine Gebührenverwaltung verbunden ist. Das prüfen wir dann im Einzelfall und gemeinsam mit den jeweiligen Einrichtungen.

Für Technik-Laien wie mich, was ist das Schlimmste, auf das wir uns gefasst machen müssen?

Paulus: Also wenn man das schlimm nennen kann, ist es, dass man sich als Studierender ein bisschen umstellen muss. Ich glaube aber, dass die Studierenden da sehr gut mit umgehen können, dass sie da offen und gerade was Webanwendungen angeht, affin genug sind und dass die Einführung von Marvin am Ende für sie in jedem Fall ein Vorteil ist.

Brunner: Man muss sich einfach ein bisschen genauer umschauen: Wann sind die Fristen, gerade wenn sich in den Abläufen dann etwas ändert. Insgesamt ist es dabei wichtig, dass sich da eine gewisse Aufmerksamkeit und Achtsamkeit entwickelt und wichtige Informationen richtig ankommen.

Dann um direkt mal die Sorge vorwegzunehmen: Morgen ist es nicht so, dass alle Studis irgendwo hinrennen müssen?

Brunner: Nein.

Gut. Ich denke, das reicht für’s erste. Möchten Sie noch etwas sagen?

Paulus: Ich fand das wirklich spannend, als Sie schilderten, was so die Befürchtungen sind. Für uns ist das ganz wichtig, dass wir die Sorgen auch mitkriegen. Man kann gern immer zu uns kommen, wir haben auch eine Mailadresse eingerichtet: marvin@uni-marburg.de. Wir freuen uns, wenn wir Feedback bekommen.

Brunner:  Ja, denn gerade die Sorgen und Wünsche der Studierenden erreichen uns nicht immer, da freuen wir uns natürlich über persönlichen Kontakt und Feedback. Und auch über solche Gelegenheiten, direkt ins Gespräch zu kommen.

HOW TO MARVIN Wer noch Fragen, Sorgen oder Wünsche hat, melde sich gerne bei Frau Brunner oder Frau Paulus. Habt keine Scheu, die beiden sind ganz Nette und freuen sich über Rückmeldung! Zur generellen Website rund um Marvin kommt ihr hier und hier findet ihr die bisher meist gestellten Fragen zum Projekt.

PHILIPP-Gründerin und Chefredakteurin von 2014 - 2017.

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