Felix Lobrecht und Malte Rosskopf sind Poetry-Slammer. Während Felix einigen Marburgis durch die Lesebühne oder das Late-Night-Lesen im KFZ bekannt ist, kommt Malte inzwischen in Felix‘ Heimatstadt Berlin ganz gut rum. Jetzt haben die beiden ein Buch rausgebracht. Einen Roman sogar: „10 MINUTEN? DIT SIND JA 20 MARK! Zeit ist Geld und wir haben’s eilig“ wird am Freitag, den 9.10.2015, ab 19 Uhr in der Cavete released. Leonie hat vorab ein Gespräch mit Felix in Marburg geführt und auch Malte von der Ferne zu Wort kommen lassen.
Felix hat mich in seine WG in der Oberstadt eingeladen, wo ich erstmal einen warmen Tee und sogar Dolodobendan-Lutschbonbons gegen meinen Husten angeboten bekomme. Nett. Wir quatschen erstmal eine Runde, Harmony FM läuft im Hintergrund, ein Sender, den wir beide „noch am erträglichsten“ finden, wie sich herausstellt. Später habe ich E-Mail Kontakt mit Malte.
PHILIPP: Du hast ein Buch geschrieben. Wie fühlst du dich denn jetzt? Felix: Ehm, in Ordnung. Ich fühle mich in Ordnung. Ja, es ist alles schon wieder ein bisschen weg, also, es war halt kurzzeitig mal stressig, aber es ist jetzt schon wieder drei Monate her, dass wir abgegeben haben und es sind schon ganz viele neue Sachen seitdem gekommen, deswegen ist es gerade gar nicht so… gar nicht so präsent. Kommt dann erst morgen wieder, wenn die Bücher ankommen.
Also du hast die Bücher auch noch gar nicht in der Hand gehalten? Ne, ne, ne. Die sind jetzt Freitag angekommen in Berlin, in unserem Verlag und der schickt die jetzt rüber. Also, wir haben die noch gar nicht gesehen.
Das ist aber schon ein vernünftiger Verlag, oder kann man euren Erzählungen im Buch glauben?
In der Geschichte wird der Verleger als cracksüchtiger Verrückter dargestellt. Auch ist es Felix, der ihn für die Veröffentlichung des Buchs bezahlt. (lacht) Der Verlag ist super, deswegen durften wir das ja auch schreiben. (lacht) Ist halt ein kleiner Verlag, der größtenteils so Slam-Quatsch macht. Aber als Einstieg ist das ganz cool und die Leute da sind nett.
Malte merkt dazu an: „Der Verlag ist sehr vernünftig, für Slam Poeten ist es der führende Verlag, großartige Kollegen und Vorbilder wir Lars Ruppel und Felix Römer veröffentlichen dort ebenfalls. Der Verlag aus unserem Buch ist fiktiv. Auch ist unser echter Verleger (meines Wissens nach) nicht cracksüchtig.“
In dem Buch geht es im Grunde darum, wie ihr ein Buch schreibt… oder es zumindest versucht. Aber jetzt mal ehrlich, wie ist die Story wirklich entstanden? Mmmh… es ist nicht so entstanden, wie wir’s geschrieben haben, aber erschreckender Weise sind viele Sachen, die wir uns ausgedacht haben für das Buch, dann nach und nach passiert. Dass wir so ein bisschen Angst gekriegt haben, oder wir aufgepasst haben, was wir da eigentlich schreiben. Weil sich viele Sachen echt bewahrheitet haben. So, wir hatten gar kein Zeitdruck, als wir angefangen haben, aber es wurde dann nach hinten raus doch ziemlich knapp, eh, wir haben uns krass gestritten beim Schreiben und ick hatte ´Vogel im Zimmer ´tatsächlich. (lacht) Ach ja, die… wie heißen die nochmal? Kleiber.
Kleiber! Ja! Genau. Worüber habt ihr euch denn so gestritten, wenn ich fragen darf? Ach keine Ahnung, Malte und ich kennen uns ja schon lange, so seit vier, fünf Jahren und wir haben uns über Slam kennengelernt und auch ein Team zusammen gemacht und auch bei zwei deutschen Meisterschaften mitgemacht und auch oft unter Stress zusammengearbeitet. Wir sind befreundet, aber arbeiten auch viel zusammen und eh, weiß ich nicht… wir kennen uns und gehen uns manchmal krass auf den Sack und sind dann manchmal sehr, sehr ungehalten. Ich weiß gar nicht mehr konkret worum’s ging, wahrscheinlich um irgendeine Kleinigkeit, die nach fünf Minuten auch schon wieder vorbei war.
Aber so wie’s im Buch ausartet, kann das durchaus passieren? Das kann durchaus passieren, ja. Manchmal ist es gut, dass Malte gerade in Berlin wohnt und ich nicht, weil ich ihn sonst manchmal glaub ich auch echt in die Fresse hauen würde. Aber ich glaube, das sieht er ähnlich, nur dass er keine Chance hat. Das ist der Unterschied…
Ihr habt euch also in Berlin kennengelernt… wie kam die Entscheidung, gemeinsam ein Buch zu schreiben? Wir haben halt ein Team gemacht, deutsche Meisterschaft mitgemacht und auch so viel gewonnen und hatten dann irgendwann viele Texte zusammen. Malte und ich haben humormäßig so ´ne Schnittmenge und damit wollten wir irgendwas machen. Und dann kam ein Verleger auf uns zu, tatsächlich und hat gefragt, ob wir bei ihm nicht einfach so ´ne Textsammlung rausbringen wollen, also so die bekanntesten Slamtexte irgendwie aneinanderklatschen. Haben wir erstmal ja gesagt, weil wir uns einfach gefreut haben und es immer cool ist, was zum Verkaufen dabei zu haben, aber als wir dann daran gearbeitet haben, hat uns doch der Ehrgeiz gepackt und so ´ne Textsammlung ist ja auch langweilig irgendwie. Das liest sich keine Sau durch. Und dann dachten wir, schreiben wir doch gleich ´nen richtigen Roman und bauen die Texte mit ein.
Trägt Malte eigentlich wirklich immer blau-weiß gestreifte T-Shirts? Das habe ich mich nämlich gefragt: Warum dann eigentlich nicht auf dem Titelbild? Ja… das war auch blöd. Das haben wir dann nicht mehr gephotoshopt bekommen. Malte hatte mal so ´ne Phase, da wollte er sich irgendwie so’n uniques Bühnenmerkmal aufbauen, da hat er gesagt, da er sowieso gerne gestreifte Shirts trägt, trägt er die jetzt nur noch. Das hat er ein Jahr durchgezogen, jetzt mittlerweile schämt er sich dafür aber… (wir lachen)
Malte sagt dazu übrigens: „Ich trage auch andere T-Shirts, meist aber solche wie beschrieben. Jetzt gerade auch!“ Wobei es ist ja eigentlich `ne ganz gute Idee, man erkennt ihn dann immer wieder… Jaja, aber du bist halt der Typ mit den gestreiften Shirts… Im Zweifelsfall wird man ja immer auf eins runtergebrochen. Malte ist ja so der Schönling, so wird er oft betitelt. Und ich glaub, das gefällt ihm besser als der mit dem gestreiften Shirt.
Warum hast du eigentlich Berlin verlassen und warum ausgerechnet Marburg? Ich hab keinen Studienplatz bekommen, ganz klassisch. Ick wusste det schon, dass ick keinen kriege und hab mir dann gedacht, anstatt Berlin einfach komplett Kontrast, also so ’ne kleine Unistadt. Dann hab ick mich in Heidelberg, Marburg, Göttingen, Regensburg und so beworben, hab dann irgendwie 2, 3 Zusagen bekommen. Ich wusste, dass ein alter Kumpel aus Berlin hier in Marburg studiert und dann hab ich ihn einfach mal so gefragt wie’s ist, er meinte, es lässt sich aushalten, eigentlich.
Und lässt sich’s aushalten? Es lässt sich aushalten, ja, Marburg ist schon cool. Ehm, aber ich wird trotzdem bald abhauen, wenn ich fertig bin. Also Marburg ist echt cool für ´ne Zeit, aber auf Dauer…
Irgendwann kennt man alles, wa? Ja, also… irgendwann, in vier Tagen im Wesentlichen. (lacht) Nein, mein Kumpel hat mal gesagt: Marburg ist wie Camping. Irgendwie unangenehm.
Och, ich liebe Camping! Marburg ist wie eine Party auf die man nicht eingeladen wurde, auf der man zu lange bleibt.
Hast du noch mehr davon? Ich hab ’n ganzen Text darüber.
Okay, Themenwechsel. Wie oft gehst’n du so ins Fitnessstudio? Ins Fitnessstudio gar nicht mehr gerade, ich trainier gerade nur noch zuhause mit einer sehr empfehlenswerten App namens Freeletics. Aber ehm ich mache vier, fünf Mal die Woche Sport. Außer ich schaff’s nicht, weil ich zu viel unterwegs bin, aber das kommt schon hin, so als Zwischenwert.
Und was machst du dann, wenn du mal keinen Sport treibst oder keine Texte schreibst? Äääh… ja ich studier ja auch noch… (überlegt eine Weile) ich hab grad so viele Auftritte, deshalb weiß ich’s grad gar nicht. Ich schreibe grad an meinem nächsten Roman…
Ach was. Kaum ist der erste nicht mal draußen, folgt schon der Nächste? Ja, der kommt auch bei ´nem Großverlag raus, tatsächlich, das ist schon unter Dach und Fach. Ich weiß aber nicht, ob ich das schon sagen darf, deshalb sag ich’s mal lieber nicht. Aber ja, den schreib’ ich gerade, dann hab ich ja eh die Lesebühnen in Marburg, hier LateNightLesen mit Marvin und Bo Wimmer, ein Tag vorher hab ich mit Marvin noch eine in Gießen und dafür müssen wir auch jeden Monat neue Texte haben. Also ich schreib schon viel. Ich hab mir auch vorgenommen, jeden Tag irgendwas zu schreiben, einfach damit man so’n bisschen Output generiert. Ist viel scheiß dabei auch, was ganz gut ist.
Hast du Lieblingsthemen? Ich schreib ja nicht so richtig Webthemen direkt… nee, kann man so nicht sagen.
Berlinerst du privat eigentlich auch so viel? Äh.. joa, also, ja. Aber ick bin im normalen Leben durchaus fähig, Hochdeutsch zu reden. Aber ich mach’s nicht immer… in der Uni red ich immer Hochdeutsch.
Was passiert jetzt mit Veröffentlichung des Buchs? Ja, also, das Buch war erstmal so ein cooler Einstand, so einen eigenen Roman rauszugeben. Wir machen uns da jetzt keine Illusionen, so der Sartyr-Verlag ist ein cooler Verlag, aber ist halt ´n kleiner Verlag, wir werden da jetzt nicht reich mit oder so. Wir hoffen einfach, dass Leute das so lustig finden wie wir. Weil, wir haben uns zwar gestritten zwischendurch, aber wir haben uns auch krass kaputtgelacht beim Schreiben. Also wir sind da schon stolz drauf und finden’s sehr witzig. Wir hoffen eigentlich nur, dass es den Leuten auch gefällt. Geld verdienen werden wir damit nicht, paar verkaufen, wär’ ganz nett, aber wir haben jetzt keine unrealistischen Illusionen damit.
Du hast ja schon gesagt, dass es ursprünglich eine Sammlung an Slam-Texten sein sollte. Nun ist unter dem Genre Roman erschienen. Letztendlich ist es ja beides nicht so wirklich. Wenn du könntest, mit welchem neuen Genre würdest du das Buch etikettieren? Puh, naja also es würde auf jeden Fall auf dem Humorstapel liegen in der Buchhandlung. Oder Unterhaltung. Ich find, es ist ein bisschen, wie ´ne Family Guy Folge. Also ich würd… ja, man könnte es eigentlich so als literarische Sitcom betiteln. Es hat was von ´ner Serie. Malte und ich woll’n auch – wir haben ja noch viele Projekte zusammen geplant – wir wollen ja auch mal ´ne Serie schreiben. Das ist unser großes Ziel.
Literarische Sitcom… gefällt mir. Okay, du hast gerade wieder Malte erwähnt. Nenn mir doch mal drei Adjektive, die ihn für dich persönlich am besten beschreiben. (Überlegt eine Weile) Klug… nervig… nervig… ja und lustig. Derb… klug, lustig und derbe!
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