Sneak

Sneak Review #80 – Das Belko Experiment

By Muriel Kalisch

May 25, 2017

Vorhang auf! Im Splatter-Horrorfilm „Das Belko-Experiment“ lassen „Wolfs Creek“ Regisseur Greg McLean und „Guardians of the Galaxy“-Autor James Gunn Firmenangestellte miteinander um ihr Leben kämpfen.

Bogotá, Kolumbien. Der junge Amerikaner Mike (John Gallagher Jr.) arbeitet in der IT-Abteilung des internationalen Unternehmens Belko, mitten in der kolumbianischen Wüste. Was als normaler Arbeitstag anfängt, entpuppt sich schon bald als pseudo-moralischer Kampf um das Recht zu leben.

But first things first: schon beim Einlass auf den Firmenparkplatz bemerkt Mike, dass etwas anders ist. Neue Wachmänner frequentieren die Tore und schicken alle kolumbianischen Arbeiter nach Hause. „Warum sind die Kolumbianer nicht da?“, fragt Mike also mit schöner Regelmäßigkeit im ersten Drittel des Films. Firmenchef Barry (Tony Goldwyn) erklärt derweil einer neuen Mitarbeiterin die Funktion des Trackingsensors, der jedem Firmenmitglied bei der Einstellung ins Genick implantiert wird. „Jedes Jahr verschwinden Menschen in Kolumbien, dieser Chip dient ihrer Sicherheit“, erklärt er der skeptischen Frau, anscheinend die Erste in der Firma, die die Notwendigkeit eines Sensors in ihrer Schädeldecke hinterfragt. Ebenfalls gleichzeitig: Dr. Cox, äh, Firmenperversling Randall (John C. McGinley) belästigt Leandra (Adria Arjona), Mikes Freundin. Während Leandra angeekelt ist, Mike sich wundert und Chef Barry die Welt erklärt, ertönt plötzlich eine blecherne Durchsage: die Mitarbeitenden der Firma haben zwei Stunden Zeit um je zwei ihrer Kolleg:innen zu töten. Sonst werden zwei Drittel der Belegschaft anderweitig eliminiert. So richtig glauben will das zunächst keiner. Als dann plötzlich die Köpfe einzelner Angestellter explodieren (ups, waren wohl doch nicht zu ihrer Sicherheit gedacht, diese Chips), wird den Eingesperrten der Ernst der Lage bewusst. Von freundschaftlicher Kollegialität ist nichts mehr zu spüren – es rettet sich, wer kann. 

Von allem ein bisschen – aber nichts so richtig

Sowohl Regisseur Greg McLean als auch Drehbuchautor James Gunn haben eine Splatter-Vergangenheit und das merkt man auch ihrem Film an. Leider wird das nicht konsequent durchgezogen und so verkommt der Film zu einer bizarren Mischung aus brutalem Gemetzel und moralischer „Wer bestimmt eigentlich über Leben und Tod?“-Sinnsuche. „Das Belko Experiment“ ist einer dieser Filme, die alles so ein bisschen sind: ein bisschen lustig, ein bisschen brutal, ein bisschen nachdenklich und ein bisschen romantisch. Aber eben gar nichts richtig. Und so fragt man sich als Besuchende nach der Hälfte des Films unweigerlich: habe ich das nicht irgendwo schon mal gesehen? Etwa zehn bis fünfzehn Mal?

Ein Schlachtfest das auch Tarantino-Filmen in nichts nachsteht

Dennoch ist nicht alles schlecht, woran Blut klebt. Und Blut klebt ab der zweiten Hälfte des Films an eigentlich allem. Wenn die Putzfrauen nicht auch schon tot wären, sie stürben an einem Herzinfarkt. Während die potentiellen Todesopfer zu Beginn des Films noch nach Darwins „Survival of the fittest“-Grundsätzen ausgewählt werden, kennt niemand mehr ein Halten, als die Blechstimme bekannt gibt, dass nur derjenige überlebt, der die meisten Menschen tötet. Daraus resultiert dann die vielleicht beste Szene des Films: ein Schlachtfest, das auch Tarantino-Filmen in nichts nachsteht, untermalt von der spanischen Coverversion von „California Dreamin“. 

Ansonsten nervt der Film. Allen voran Mikes Gutmenschentum; die „Wir sind alle Tiere“-Erklärungen seiner Freundin Leandra und die Schlägergruppe um Ekel Randall und Chef Barry zeichnen ein zu simples Lösungsschema für gut und böse, richtig und falsch. Statt für den Pseudo-Plot hätten die Produzenten vielleicht lieber noch mehr Geld für noch mehr Kunstblut ausgeben sollen. Wer trotzdem Lust hat: „Das Belko Experiment“ kommt am 15. Juni in die deutschen Kinos. 

FOTO: IMDb