Leben

In der PhilFak

By Marit Thore

November 16, 2025

Bild: Martha Schoop & Helene Schultes

In der Reihe „Sweet Spots“ schreiben unsere Redakteur*innen über ihre ganz persönlichen Lieblingsorte in Marburg. Für andere mögen sie unscheinbar sein, doch für sie sind diese Plätze fester Bestandteil des Alltags, beliebter Treffpunkt oder einfach ein Ort zum Entspannen.

Die PhilFak in Marburg ist ziemlich sicher nicht der erste Ort in der Stadt, den man als klassischen Sweet Spot bezeichnen würde. In einer Abstimmung der Oberhessischen Presse wurde sie jüngst in die „Flop-Drei” der hässlichsten Gebäude Marburgs gewählt und auch in den Einführungsveranstaltungen für Erstsemester wird sie kaum als architektonisches Highlight der Universität präsentiert. Der in den 1960er Jahren als zentraler Standort für zahlreiche geisteswissenschaftliche Institute errichtete Gebäudekomplex wird mit seiner brutalistischen Bauweise selten als ästhetisch ansprechend empfunden. Gerade in Marburg, als Stadt mit einer unbestritten sehr schönen mittelalterlichen Oberstadt, fällt ein solches Gebäude umso mehr auf. Und dennoch hat die PhilFak gerade wegen ihres offensichtlichen Kontrasts zur historischen Altstadt einen eigenen Charme, der sich oft erst auf den zweiten Blick erschließt.

Wer einmal auf einem der beiden Türme in den obersten Seminarräumen war, weiß, was die PhilFak zu bieten hat. Die Aussicht über Marburg gehört zu den schönsten der Stadt und fast nirgendwo sonst lässt sich so weit über das Schloss, Dächer und Türme blicken. Besonders im Herbst, wenn der Nebel über Marburg liegt, offenbart sich auch noch ein weiterer faszinierender Aspekt: Schon im PHILIPP-Artikel über 118 Dinge, die man während seines Studiums in Marburg gemacht haben sollte, wird diese Erfahrung passend beschrieben: „Gehe bei Nebel bis ganz nach oben im Turm B der PhilFak und fühle dich so, als ob du über den Wolken schweben würdest”.

Gleichzeitig ist die PhilFak auch ein Ort, an dem sich die Geschichte der Gesellschaftswissenschaften an der Uni Marburg wie sonst kaum irgendwo widerspiegelt. Wer durch die Flure geht, stößt überall auf Sticker, Plakate und Schriftzüge an den Wänden, die von studentischen Diskursen und Themen aus den letzten Jahrzehnten zeugen. Manche dieser Botschaften sind über dreißig Jahre alt und zeigen eindeutig, wie sich gesellschaftliche und universitäre Debatten im Laufe der Zeit verändert haben. Es ist sehr spannend, diese Veränderungen nachzuverfolgen und es lassen sich dabei ständig neue Details entdecken.

Zu guter Letzt würde ohne die PhilFak auch im Stadtbild von Marburg etwas fehlen. Besonders die Türme sind schon aus der Ferne sichtbar, sobald man sich der Stadt nähert. Obwohl sie auf den meisten Panorama-Postkarten fehlen, prägen sie die Skyline von Marburg ebenso wie das Landgrafenschloss. Und auch wenn der gesamte Gebäudekomplex ab dem Jahr 2031 nicht mehr für die Uni genutzt und geräumt werden soll, ist es dennoch schön, dass zumindest die ikonischen Türme der PhilFak dauerhaft erhalten bleiben sollen.

(Lektoriert von jub und lurs.)