Die UB Marburg und Age of Empires II

Die UB Marburg und Age of Empires II

Foto: Sindy Horitzky

Anfang April fand bundesweit die Nacht der Bibliotheken statt. Diese wurde 2025 erstmalig von der Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Bibliotheksverbandes in Kooperation mit den 16 Landesverbänden organisiert. Die Bibliotheken wollten zeigen, wie viel mehr sie bieten als nur Bücherregale. In diesem Jahr stand die Nacht unter der Schirmherrschaft von Elke Büdenbender, Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Unter dem Motto „Wissen. Teilen. Entdecken.“ öffnete auch die Universitätsbibliothek Marburg (UB) ihre Türen für alle Interessierten – mit einem vielfältigen Programm aus Lesung, Diskussion, Führungen und digitalen Entdeckungen. Denn die UB Marburg versteht sich nicht nur als Lernort für Studierende und Mitarbeitende der Universität, sondern als offener Kultur- und Erlebnisraum für alle Marburger*innen.

Eine Bibliothek zwischen Buch und Bildschirm

Der Abend begann um 19 Uhr in der Universitätsbibliothek mit Dr. Andrea Wolff-Wölk. Sie stellte den Ehrengast des Abends vor: Tonio Schachinger, Gewinner des Deutschen Buchpreises 2023, und würdigte die Relevanz seines Romans „Echtzeitalter“ im Kontext der UB. Denn an der UB finden Lehre und Forschung längst nicht mehr nur in Buchform statt – mit dem GameLab als Teil des Medienzentrums setzt die Bibliothek bewusst auf die Verknüpfung von Wissenschaft, Technologie und Popkultur. Hier treffen Spielentwicklung, KI-Forschung und digitale Bildung aufeinander. Schachingers Roman, der sich mit Gaming, Schule und Adoleszenz befasst, passte also perfekt in dieses Spannungsfeld.

Lesung mit Tonio Schachinger: Wenn Till Age of Empires II spielt

Im Anschluss las Tonio Schachinger aus seinem Roman „Echtzeitalter“. Moderiert wurde die Veranstaltung von Prof. Dr. Fabian Wolbring (Stellvertretende Geschäftsführung des Institutes für Neuere deutsche Literatur) und Dr. Till Huber (Redaktionsleiter und Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Institutes für Neuere deutsche Literatur). In einer lockeren Gesprächsatmosphäre diskutierten sie gemeinsam mit dem Autor über die Rolle von Videospielen in Literatur und Gesellschaft. Im Mittelpunkt des Romans steht der 14-jährige Till, der seine Schulzeit an einem Wiener Eliteinternat durchlebt und sich regelmäßig in die Welt des Strategiespiels Age of Empires II flüchtet. Zwischen digitaler Schlacht und strengem Lateinunterricht entfaltet sich eine Geschichte über Adoleszenz, Leistungsdruck und Selbstfindung – mit all ihren familiären, schulischen und gesellschaftlichen Konflikten. Auch die Auswirkungen der COVID-Pandemie spielen eine Rolle.

Doch „Echtzeitalter“ stellt auch eine zentrale Frage: Wie verändern Games unsere Sicht auf Bildung, Identität und Zukunft? Diesen Gedanken gingen die Diskutierenden gemeinsam nach – ebenso wie der Rolle der Adoleszenz als Lebensphase zwischen Selbstfindung und Orientierungslosigkeit.

Von Bücherfließbändern und 3D-Druckern

Im Anschluss an die Lesung konnten Besucher*innen an verschiedenen Führungen durch die Universitätsbibliothek teilnehmen. Die klassische UB-Führung gewährte Einblicke in die beeindruckende Sammlung von rund 3,8 Millionen Medien und in den logistischen Alltag hinter den Kulissen. Ein Highlight: das moderne Fließbandsystem, das täglich bis zu 13 Kilometer Bücher durch das Gebäudes transportiert. Ähnlich wie das Gepäck am Flughafen werden die Bücher nach der Rückgabe gescannt, sortiert und automatisch an ihren jeweiligen Platz befördert – eine willkommene Entlastung für das Team von mehr als 100 Beschäftigten. Nicht nur Bibliothekar*innen sondern auch Referent*innen der unterschiedlichen Fachrichtungen, IT-Mitarbeiter*innen, Medientechniker*innen und vielen anderen.

In einer weiteren Führung wurde das Medienzentrum vorgestellt. Hier konnten Interessierte das Tonstudio, den Filmraum, das OpenLab und das GameLab erkunden. Ob Podcast, Stop- Motion-Film, VR-Erfahrung oder 3D-Druck – in der UB wird nicht nur gelesen, sondern auch produziert, gespielt und gestaltet. Studierende und Mitarbeitende der Universität erhalten nicht nur Zugang zu modernster Technik, sondern auch zu verschiedenen Computerprogrammen über das Hochschulrechenzentrum (HRZ).

Schon gewusst?

Einige Programme können über einen VPN-Zugang der Universität kostenlos auf den eigenen Computer heruntergeladen werden. Alle Infos zu den Angeboten der UB findet ihr auf den offiziellen Webseiten der Universitätsbibliothek und des HRZ.

(Lektoriert von jap und jub.)

studiert derzeit Literaturvermittlung in den Medien im Master an der Philipps-Universität Marburg. Sie interessiert sich besonders für die Schnittstellen von Literatur, Medien und Gesellschaft. Und bringt ihr Wissen aus der Literaturwissenschaft in ihre journalistische Arbeit ein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wordpress Social Share Plugin powered by Ultimatelysocial
Instagram
Twitter