Sneak Review #137 – „25 km/h“

Sneak Review #137 – „25 km/h“

Mithilfe von Lars Eidinger, Bjarne Mädel und weiteren bekannten Gesichtern versucht sich Markus Goller hier an einem kultigen Film, der nicht nur gute Laune macht, sondern auch noch ernsthaft zum Nachdenken über das Leben anregt. Ist diese klassische, aber auch für Fehltritte anfällige Mischung in diesem Fall zu empfehlen?

Zwei Brüder, Georg (Bjarne Mädel) und Christian (Lars Eidinger), beide über vierzig, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der eine hat Zeit seines Lebens im selben Ort gewohnt, während der andere auf stressigen Geschäftsreisen in der Weltgeschichte herum reist und  darüber hinaus lange nichts mehr von sich hören ließ. In diese Vorgeschichte wird der Zuschauer hineingeworfen und darf im Zuge des Filmes an der Wiedervereinigung der zwei Männer teilhaben.

Christian reist nach Hause ins heimatliche Löchingen, erst einmal nur, um der Beerdigung seines Vaters beizuwohnen, zu der er auch noch zu spät kommt. Dementsprechend mündet die allererste Begegnung mit Georg in einen handfesten Ringkampf. Nachdem sie sich beruhigt haben, das Handy aus ist und der Alkohol langsam die Zungen und Gemüter lockert, geraten die beiden in einen entspannteren Umgangston und beschließen, einen lang gehegten und nie ausgelebten Kindheitstraum endlich in die Tat umzusetzen: Auf dem Mofa vom Heimatdorf im Schwarzwald bis zum Timmendorfer Strand an die Ostsee zu tuckern! Das bedeutet aber mehrere hundert Kilometer unter freiem Himmel mit 25 km/h ohne Plan, Karte oder sonstige Vorbereitungen. Nach einigem Zögern, noch während sie bereits unterwegs sind, finden die Männer Gefallen an ihrer Reise und immer mehr wird deutlich, wie der Weg selbst zum Ziel wird.

 Beschwingte Stimmung… 

Das Repertoire dieses Filmes enthält die verschiedensten Aspekte. Man findet Szenen, bei denen man vor Rührung weinen möchte, andere, bei denen man vor Lachen kaum Luft bekommt, und einige, über die man noch nach Ende der Vorführung einige Zeit nachgrübeln wird. Viele Prioritäten, die das alltägliche Leben so mit sich bringt, werden hinterfragt und letzten Endes neu sortiert. Die traditionellen, oft gegensätzlichen Werte wie Familie und Karriere werden heiß diskutiert und auch die „Hippies“ kommen in einem längeren Gespräch mit einer eher unkonventionellen Weltanschauung zu Wort.

Aber keineswegs ist der Film ein Kind schwermütiger Natur, ganz im Gegenteil. Regelmäßig ertönte Gelächter im gut gefüllten Kinosaal und auch wenn es ab und an Momente gab, in denen der Humor abzurutschen drohte, wurde es dennoch nie niveaulos. Ein lebensfroher Gute-Laune-Film eben, mit der richtigen Portion Tiefsinn. Auf manch einen mag das Thema „Du bist nie zu alt für großartige Veränderungen“ oder „Erleb‘ mal ein Abenteuer, um dein alltägliches Leben zu hinterfragen und neue Schlüsse zu ziehen“ bereits ausgelutscht wirken, aber dieser Film fügt das alles mit viel Charme in ein Gesamtpaket, das man sich nicht nur einmal, sondern gerne mehrmals antun würde.

 …und tiefsinniger Humor 

Der Mix an bekannteren deutschen Schauspielern, neben anderen Wotan Wilke Möhring und Alexandra Maria Lara, trägt sicher auch zum angenehmen Ergebnis dieser Produktion bei. Auch Jella Haase, die manch einer vermutlich nur aus „Fack Ju Göhte 1-3“ kennt, überrascht mit einem kurzen Auftritt in einer Rolle, die man so von ihr nicht erwartet hätte. Der Star ist aber ganz klar Lars Eidinger, der eher aus dem Theater kommt und der mit „25 km/h“ ebenfalls eine neue Richtung eingeschlagen hat, was ihm aber mit Bravour gelang.

Selbst die Szenerie war schön gewählt, von Baden-Württemberg bis Mecklenburg-Vorpommern ist alles dabei, was Deutschland so zu bieten hat. Vor Hintergründen wie den rheinischen Weinbergen untermalt außerdem ein angenehmer Soundtrack das Ganze passend gewählt zur jeweiligen Szene. Insgesamt ein wirklich schöner Film, bei dem für jeden Geschmack etwas dabei ist und der vor allem Lebensfreude zaubert.

„25 km/h“ startet am 31. Oktober 2018 in den deutschen Kinos.

FOTO: Sony Pictures Entertainment

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