Abenteuer FSK: Gleicher Ort, längere Sitzung

Bild: Laura Schiller
Enttäuscht bemerke ich beim Betreten des Physik-Hörsaals, dass die Menge an Deko im Vergleich zum letzten Mal erheblich abgenommen hat. Vor allem der Verlust des Straßenschildes schmerzt mich sehr. Zudem spielt die Cantina-Band im Hintergrund etwas zu leise. Immerhin haben wir heute eine Präsentation im Regenbogen-Theme. Auch die Tagesordnung ist bedauernswerterweise wesentlich voller als beim letzten Mal. Es bleibt also nur zu hoffen übrig, dass ich vor Mitternacht die Sitzung verlassen kann.
Und monatlich grüßt das Semesterticket
Beginnen dürfen diesmal tatsächlich nicht die Fachschaften, sondern das Verkehrsreferat mit Informationen über den aktuellen Beschlussstand des Fernverkehrstickets. Der aktuelle Stand aus dem Student*innenparlament sei, dass der Fernverkehr mittelfristig vermutlich kein Teil des Semestertickets mehr sein wird. Frühestens kann dies jedoch zum nächsten Sommersemester passieren, da im Vertrag mit der Deutschen Bahn (DB) eine Kündigungsfrist von sieben oder acht Monaten festgeschrieben stehe. Das wäre eigentlich kein Problem, da die nächste StuPa-Sitzung rechtzeitig stattfinden sollte.
Da jedoch die falschen Einladungen versendet wurden und die nächste Sitzung deswegen erst eine Woche später stattfinden kann als geplant, kann das StuPa nun nicht rechtzeitig entscheiden. Aber auch das sei kein Problem, da es noch einmal Verhandlungen mit der DB zum Preis des Tickets geben werde, im Zuge derer mündlich ein Aufhebungsvertrag für den Fernverkehrsvertrag zugesichert worden sei. Bei verändertem Preis würde es dann auch vielleicht das Fernverkehrsticket weiterhin geben. Mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 15 Prozent wird das laut Verkehrsreferat aber alles nichts und wir werden das Fernverkehrsticket noch mindestens zwei weitere Semester bei unverändertem Preis haben. Grandiose Aussichten. Für den 14. Juli ist nun eine außerordentliche StuPa-Sitzung mit der zweiten und dritten Lesung über die Zukunft des Fernverkehrstickets anberaumt worden.
Zuletzt wird noch ein kurzes Stimmungsbild zur Zukunft des Semestertickets von den Mitgliedern der FSK eingeholt. Die Möglichkeit, nur das Deutschland-Ticket als Semesterticket zu haben, erreicht bei diesen eine recht komfortable Mehrheit.
Ein unappetitlicher Schreibtisch
Daraufhin dürfen nun endlich die Fachschaften berichten, was bei ihnen aktuell los ist. Schon der erste knapp fünf minütige Beitrag von der Tragödie des geklauten Mensaessens auf einer Bundesfachschaftentagung (BuFaTa), setzt, was Relevanz angeht, den Standard für die sonstigen Beiträge. Aus der ewigen Leier von BuFaTas und Sommerfestankündigungen sticht dabei vor allem die Fachschaft Geschichte, zu der auch ich gehöre, heraus. Denn in deren Fachschaftsraum wurde zwei Tage vor der Sitzung eingebrochen, wobei die Tür mit einem Feuerlöscher eingeschlagen, unter anderem Geld gestohlen und in den Schreibtisch uriniert wurde. Die Reaktion darauf ist eine Mischung aus Belustigung, Entsetzen und Ekel.
Kurios ist auch das Schicksal des Lernzentrums der Fachschaft Humanbiologie. Dieses anscheinend lange und ausführlich geplante Projekt ist nun nämlich daran gescheitert, dass in den bereits mündlich zugesicherten Raum in zwei Jahren ein Büro einziehen wird. Es bleibt also nur zu hoffen, dass sich die DB eher an ihre mündlichen Absprachen hält als das Dekanat der Humanbiologie.
Viel geredet und nichts gesagt
Darauf folgt der Bericht des FSK-Vorstands. Nach der Beschwerde über das neue Corporate Design und einem kurzen Bericht über den Besuch des anscheinend recht überforderten Green Office ist dieser dann aber auch schon vorbei. Denn der letzte Punkt, der Bericht über den aktuellen Zustand der FSK-Ausleihe, wird mit dem späteren Antrag zu diesem Thema zusammengelegt.
Somit darf nun der AStA-Vorstand berichten. Dieser erzählt zuerst von einem offenen Brief gegen das angekündigte Hochschulbudget des Landes Hessen. Der Vortrag über die Problematik dieses Budgets ist jedoch etwas unorganisiert. Schließlich erklärt es die studentische Vizepräsidentin Lara etwas organisierter. Das Budget wird laut ihr zuerst gekürzt, später aber wieder erhöht, sodass es gemittelt über fünf Jahre wohl pro Jahr um zwei Prozent steigt. (Allein ein Blick auf die „ausbaubaren“ Räumlichkeiten der Uni zeigt jedoch, dass das wohl kaum reichen wird.) Hierzu soll es demnächst auch Protestaktionen geben, die im weiteren Verlauf des Abends noch einmal Thema werden.
Daraufhin gibt es von der Vorsitzenden des AStA-Finanzvorstand noch das obligatorische Update zum Haushalt. Nach einem Kompliment für die „schönen Augen“ des FSK-Vorstands wird dabei berichtet, dass die Haushaltsprüfung schneller als erwartet voranschreite. Trotzdem müssten die Workflows noch optimiert werden. Die allgemeine Lage sei also inzwischen nicht mehr schwierig, sondern nur noch unklar. Was all das heißen soll, ist mir zwar immer noch nicht klar, aber es klingt immerhin gut.
Zuletzt dürfen noch der StuPa-Vorstand und die studentische Vizepräsidentin etwas sagen. Ersterer berichtet davon, dass sich das StuPa zurzeit vor allem mit sich selbst beschäftigt, während zweitere auf die Möglichkeit hinweist, Sprechstunden mit ihr zu vereinbaren. Dann folgt endlich die schon früher geforderte Pause.
Klassenkampf und Lieblingsfinger
Weiter geht es mit dem siebten Tagesordnungspunkt: Den verschiedenen Krankmeldungsregelungen für Prüfungen an den Fachbereichen. Das heißt, dass jeder einzelne Fachbereich einmal vorträgt, wie man sich bei ihnen für Prüfungen krankmeldet. Wenn sich das noch nicht langweilig genug anhört: Es ist inzwischen nach 22 Uhr. Nach einer halben Stunde und zu viel getrunkenem Frustrationswein sind alle Fachbereiche mit ihren Ausführungen durch. Zum Abschluss gibt es noch einen kurzen Klassenkampf-Einschub von Dominik (Fachschaft Philosophie, außerdem Mitglied beim SDS), der eine spontane Rede gegen Ärztinnen und Ärzte hält, die für Atteste Geld verlangen.
Neues Thema, neues Glück? Als nächstes geht es um EU-Peace. Zuerst wird erklärt, was das überhaupt ist. Da es der Vortragende allerdings auch nicht genau weiß, folgt die Aufforderung an den Saal, dass sich doch irgendwer für die Entsendung an EU-Peace melden soll, sodass dann herausgefunden werden kann, was das genau ist. Im Übrigen eine Ungewissheit, die seit mindestens einem Jahr ungeklärt ist. Die glückliche ist eine gewisse Evelyn, welche dazu „gefreiwilligt“ wird. Damit das Plenum auch weiß, ob sie für diesen begehrten Job (es hat wohlgemerkt noch niemand in Marburg eine ganze Legislatur dieses Postens durchgezogen) geeignet ist, muss sie in der Folge noch zwei Fragen aus dem Plenum beantworten. Diese letzte Hürde kann sie nehmen, indem sie souverän die Harpyie zu ihrem Lieblingsvogel und den linken Daumen zu ihrem Lieblingsfinger kürt. Folglich wird sie in der anschließenden geheimen Wahl einstimmig gewählt. Ob sie das Mysterium lüften kann, was EU-Peace nun eigentlich ist, bleibt genauso unklar wie die Frage, welche Fachschaft die Aufforderung, den Wahlzettel ein- oder zweimal zu falten, nicht ganz verstanden und stattdessen einen Kranich gefaltet hat.
Wann ist ein Antrag ein Antrag?
Als letzter großer Tagesordnungspunkt stehen nun die Anträge auf dem Plan. Zuerst gibt es den oben schon erwähnten Antrag zur Reparatur des ausleihbaren Sound-Equipments. Das in Teilen defekte Equipment soll repariert oder ersetzt werden, was jedoch 940 Euro kosten würde. Nach kurzer Diskussion wird diesem Antrag dann trotzdem recht schnell zugestimmt.
Danach wird ein Antrag des „Zusammenschlusses unabhängiger Fachschaften“ (besser bekannt als die StuPa-Liste Die Unabhängigen) behandelt. Dieser sieht vor, dass sich die FSK für mehr Plakatierflächen für Studierende in der Uni einsetzt. Oder besser: Theoretisch will er das beantragen. Stattdessen kommt der Einwand, dass nur Fachschaften, nicht aber StuPa-Listen, einen Antrag an die FSK stellen dürfen. Der gestellte Antrag existiere also gar nicht. Um dieses Problem zu lösen, entwirft ein anwesender Fachschaftler schnell einen Eilantrag zum selben Thema.
In der Zwischenzeit wird ein Antrag zur verbalen Unterstützung der Proteste gegen die Kürzungen der Mittel für Hochschulen besprochen. Diese sollen am 8. Juli stattfinden, nachdem es bereits in anderen hessischen Universitätsstädten wie Frankfurt und Gießen Demonstrationen gegeben hatte. Nachdem kurz erklärt wird, warum diese Kürzungen schlecht sind, wird auch dieser Antrag angenommen. Es folgt zudem ein kurzer Einwurf, dass eine Fachschaft vorgestern noch einen Sondermittelantrag für ihr Sommerfest eingereicht habe. Da Sondermittelanträge jedoch mindestens eine Woche vor der FSK eingereicht werden müssen, wird dieser Antrag nicht weiter besprochen.
Platz zum Plakatieren
Zurück zum Eilantrag zu den Plakatierflächen. Die Idee, so wird berichtet, entstand aus der Problematik, dass in der Unterführung zur PhilFak häufig illegalerweise plakatiert wird und dieses Problem durch mehr Stellwände gelöst werden soll. Eine Fachschaft macht zudem bekannt, dass ihr Stellwände entwendet wurden, wovon aber anscheinend niemand etwas weiß. Die Diskussion zerfasert recht schnell, an einem Punkt geht es kurz um vergewaltigte Stellwände. Zumindest eine Frage wird beantwortet: Mitten in der Diskussion erfahren wir, dass die verschwundenen Wände aus Asbest- und Brandschutzgründen entfernt wurden. Am Ende wird der Antrag angenommen.
Zuletzt müssen noch Datum und Ort der nächsten FSK festgelegt werden. Nach kurzer Diskussion wird sich schließlich auf den 10. Juli in der Biologie geeinigt. Das heißt, dass ich irgendwie auf die Lahnberge kommen muss und mitten in der Nacht auch wieder zurück. Ich freue mich auf jeden Fall darauf und darf die Sitzung kurz nach halb zwölf verlassen.
Studiert Geschichte, sowie Politikwissenschaft und ist 18 Jahre alt. Ist tatsächlich kein Pseudonym, dafür aber Maskottchen des Magazins. Seit 2025 bei Philipp.