Nach PHILIPP: Was macht Jessica, Ressortleiterin Campus 2015-2016, heute?

Bild: Elija Ash Pauksch & Rebecca Größ-Ahr
10 Jahre PHILIPP – aber wo sind eigentlich die Ehemaligen heute? Und was haben sie aus der Zeit mitgenommen? Das haben wir sie gefragt. Heute berichtet Jessica Menger, ehemalige Ressortleiterin Campus, die von Januar 2015 bis November 2016 für PHILIPP geschrieben hat, wieso es sich lohnt, für eine lebenswerte Zukunft zu kämpfen und was sie persönlich gegen Ohnmachtsgefühle tut.
Mit der Zeit bei PHILIPP verbinde ich viele schöne Momente – ob lange Sitzungen, Transkribiernächte, das Produzieren der Printausgabe oder vor der Mensa Flyern. Gemeinschaftlich war das großartig!
Nach dem Bachelor in KuMuMe absolvierte ich zunächst einen Master in Darmstadt und nach mehreren Praktika begann ich kurz vor der Pandemie ein wissenschaftliches Volontariat am Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe. Das Schreiben hat mich währenddessen und danach auf vielen Ebenen begleitet, in Form von Katalogbeiträgen, Labeltexten oder Broschüren. Meist bestand die Herausforderung darin, den Besuchenden die Texte der Künstler*innen sprachlich zugänglich zu machen. Einfacher gesagt als getan.
Wie wir zukünftig leben wollen
Bei der Ausstellung Critical Zones. Horizonte einer neuen Erdpolitik (2020-2021), war ich als kuratorische Assistenz beteiligt und schwerpunktmäßig für die Konzeptionierung des Begleitprogramms verantwortlich. Dabei setzten wir uns auch mit der Frage auseinander, wie ein gutes Leben für alle aussehen könnte. Danach beschäftigte mich mehr und mehr, wie Transformationsprozesse in Kulturinstitutionen umgesetzt werden können. Eine Weiterbildung beim Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit in Kultur und Medien (ANKM) ermöglichte mir dabei eine zusätzliche Qualifikation. Mittlerweile bin ich freiberuflich als Transformationsmanagerin tätig und hatte einen Lehrauftrag zu Kulturinstitutionen in der Klimakrise inne. 2023 und 2024 war ich beim Umwelt- und Arbeitsschutz der Stadt Karlsruhe für die Koordinierung von zivilgesellschaftlichen Gruppen im Bereich Natur, Umwelt und Klima zuständig. Um nicht nur in meiner Arbeit, sondern auch im Privaten sinnstiftend tätig zu sein, bin ich seit 2021 verstärkt politisch aktiv.
Gegen die Ohnmacht
Rechtsruck und eine erstarkende AfD, Klimakrise, soziale Ungerechtigkeit, Kriege und vieles mehr – die Zeiten scheinen uns gerade jetzt kurz vor der Wahl macht- und hoffnungslos zurückzulassen. In einer Welt, in der die Maßnahmen zur Eindämmung der Klimakrise auf der Hand liegen, bleiben die meisten politischen Versprechen aus. Stattdessen dreht sich die Debatte oft darum, was wir als Einzelne verändern können in unserem Konsumverhalten. Es braucht dringend Rahmenbedingungen, die Leben und Wirtschaften innerhalb der planetaren Grenzen ermöglichen und dafür müssen wir die systemische Ebene anschauen. Ersteres ist möglich, aber nicht in einem System, das Superreiche begünstigt, in dem soziale Ungleichheit vorherrscht, in dem wirtschaftliches Handeln weitgehend auf den Profit einiger weniger ausgerichtet ist. Hier sind vor allem fossile Großunternehmen zur Verantwortung zu ziehen, die sich seit Jahrzehnten mitverantwortlich machen. Wir steuern mit dem aktuellen politischen Kurs auf eine Erderhitzung von etwa 3,2 Grad hin. Davor habe ich enorme Angst. Was das für das Leben unserer Kinder, für unsere Demokratie, unsere Infrastruktur und unsere Gesellschaft bedeutet, möchte ich mir nicht ausmalen.
Engagiert euch!
Ich bin davon überzeugt, dass wir durch eine engagierte Zivilgesellschaft Veränderungen herbeiführen können, und ziviler Ungehorsam und Protest sind ein wichtiger Bestandteil einer lebendigen Demokratie. Mich wirkmächtig zu fühlen bedeutet für mich, trotz der staatlichen Repressionen, herauszugehen, zu protestieren, zu organisieren, mich einzubringen. In den letzten Jahren habe ich das vor allem bei Klimagerechtigkeitsgruppen wie Fridays For Future oder der Letzten Generation getan – gewaltlos, also friedlich und entschlossen als oberste Prämissen. Was ich aus der Zeit bei PHILIPP mitgenommen habe? Sich in guter Gesellschaft mit politischen Themen kritisch auseinanderzusetzen, Kompetenzen in verschiedensten Bereichen aufzubauen, sich miteinander auszutauschen und viel gemeinsame Zeit zu verbringen. All das war ein riesengroßer Mehrwert für meine Studienzeit in Marburg, und die Menschen, die ich dabei kennenlernen durfte, haben mich enorm geprägt und Einfluss auf meinen Weg genommen. Für diese Zeit bin ich sehr dankbar und ich kann euch nur dazu ermutigen, euch bei PHILIPP (oder anderweitig) einzubringen.
(Lektoriert von jap.)