Sneak-Review #41: Mit besten Absichten
Und auch diese Woche fragen wir wieder: Haben sich die vier Euro Eintritt gelohnt oder gab es nur eine zähe Gute-Nacht-Geschichte? Dieses Mal in der Sneak: Die Tragikomödie „Mit besten Absichten“ (Originaltitel: The Meddler) von Regisseurin Lorene Scafaria.
Eine Mutter-Tochter-Beziehung muss nicht immer einfach sein. Bei Marni Minervini (Susan Sarandon) und ihrer Tochter Lori (Rose Byrne) ist es alles andere als einfach. Eine überfürsorgliche Mutter besucht ihre Tochter zu Hause und möchte ihr am liebsten auf Schritt und Tritt folgen. Nachdem der Ehemann von Marni verstorben ist, entschließt sie sich dazu, in die Nähe von Lori nach Los Angeles zu ziehen. Das neue Smartphone ist überall dabei, sie kann nun ihre Tochter neben den üblichen Anrufen und SMS auch mit Sprachnachrichten nerven. Lori ist gereizt und möchte etwas Abstand gewinnen, wie passend, dass sie da für einen Job zu einem Dreh nach New York muss. Während Lori weg ist, kümmert sich Marni um Haus und Hunde. Außerdem arbeitet sie ehrenamtlich im Krankenhaus und geht auf die Hochzeit von Loris Freundin, die sie selbst verpasst. Marni fällt es schwer, den Tod ihres Mannes hinter sich zu lassen und ihr Leben zu genießen. Bis sie – natürlich – jemanden kennenlernt.
Leichte Kost in der Klausurenphase
Der Kinosaal ist voll, alle sind gespannt, was diesmal in der Sneak zu sehen ist. Es stehen kaum Leute auf, nachdem der Film begonnen hat, allerdings gibt es auch sonst weder positve noch negative Reaktionen. Schnell wird klar, dass es ein Streifen zum Zurücklehnen ist. Es gibt zwischendrin einiges zum Lachen, aber auch Durststrecken, bei denen ich fast weggenickt bin. Marni ist die sympathische, liebenswürdige, etwas peinliche Mutter, die jede:r kennt. Die Protagonistin steht stellvertretend für die Generation unserer Eltern, die unbeholfen und neugierig mit den Neuerungen der Technik umzugehen versuchen. Das macht Lori zu einer Identifikationsfigur und gibt der Handlung einen Pluspunkt. Ansonsten gibt es allerdings keine unvorhersehbaren Wendungen oder gar einen Spannungsaufbau, der Film verläuft eben in seinen geregelten Bahnen.
Musikalisch auffallend ist, dass beim Autofahren ausschließlich Beyoncé gehört wird: Schleichwerbung oder doch einfach nur die Lieblingssängerin von Marni? Wer weiß, als ich mich umschaute, bot sich im Kino folgendes Bild: Meine linke Sitznachbarin weint und die beiden Mädels rechts von mir gehen. Geteilte Meinungen also auch im Publikum. Für den Lacher des ganzen Films hat eine Sprachnachricht gesorgt, die Marni verschickt hat, nachdem sie eine Tüte Gras vor einer Polizeikontrolle bewahren wollte und den Inhalt verschluckte. Wer kennt es nicht?
Schnulzig und schön
Neben den beiden Protagonistinnen spielt Loris Exfreund Jacob (Jason Ritter) eine Nebenrolle und viele quirlige, anstrengende Freundinnen von Lori, deren Namen hier nicht nennenswert erscheinen. Filmisch ist der Film passabel gemacht, die Rolle der Marni ist von Susan Sarandon gut umgesetzt. Alles in allem aber doch eher durchschnittlich. Vielleicht war mir auch einfach nicht nach einer Tragikomödie. Die erzählte Geschichte könnte so in etwa auch in der Realität passieren, vor allem die Reibereien von Mutter und Tochter kennen wir alle nur zu gut aus unserem Alltag. Allerdings erschien mir die Handlung am Ende doch etwas unzufriedenstellend und unabgeschlossen. Schreit nach einer Fortsetzung, man möchte ja schließlich wissen, wie es mit Marnie weitergeht, oder? Für Kitschliebhaber:innen vermutlich genau das Richtige.
„Mit besten Absichten“ kommt am 14.07.2016 in die deutschen Kinos.
FOTO: Sony Pictures Releasing GmbH