Rostiger Nagel #3: Pandemic for Future

Rostiger Nagel #3: Pandemic for Future

Spätestens seit zwei Wochen hat das Coronavirus Deutschland, Europa und die Welt in einen nie dagewesenen Ausnahmezustand gestürzt. Das öffentliche Leben ist komplett heruntergefahren, Restaurants, Kneipen, Theater, Kinos, und alles andere geschlossen. Trotz der enormen Umstellungen, gesundheitlichen Risiken und wirtschaftlichen Einbußen, die uns Menschen treffen, scheint der leidgeplagte Planet gleichzeitig aufzuatmen.

In China geht die Luftverschmutzung zurück, die klimaschädlichen Flugzeuge bleiben fast überall am Boden, Deutschland erreicht wohl sein Klimaziel für das laufende Jahr. Man kann sagen: Das Coronavirus hat in wenigen Wochen mehr für den Klimaschutz getan als sämtliche Regierungen der Welt in all den Jahren zuvor. Und auch die Fridays for Future-Bewegung hätte sich wahrscheinlich kaum träumen lassen, dass sämtliche ihrer Forderungen so schnell erfüllt werden würden.

In der Corona-Krise werden in kürzester Zeit radikalste Maßnahmen getroffen, während jedes potentielle Klimaschutzgesetz „zu weit geht“ oder „unrealistisch“ bzw. „nicht bezahlbar“ ist. Klar, ein Problem, was jetzt gerade vor bzw. bereits in der eigenen Haustür steht, kann man halt auch schlechter wegignorieren als eines, dessen Auswirkung für uns frühestens in ein paar Jahrzehnten wirklich spürbar sein wird.

Und auch der Umgang mancher Leute mit den beiden Thematiken scheint ziemliche Ähnlichkeit aufzuweisen: Genau wie den Klimawandel nehmen einige auch die Corona-Krise noch immer nicht ernst und sehen es ja mal so gar nicht ein, ihr Verhalten auch nur im Geringsten zu verändern. Wissenschaftler:innen werden ignoriert, Experten denunziert, Maßnahmen lächerlich gemacht. Der Tageschau wird kein Wort geglaubt, während man geistig verwirrte YouTuber, die nach dem Tageskonsum von 12 Öttinger pseudo-wissenschaftlichen Bullshit in die Kamera plärren, für die Propheten der unverfälschten Wahrheit hält. Statt sich konstruktiv einzubringen, fantasiert man sich wirre Verschwörungstheorien von „denen da oben“, „Rothschild“ und „NWO“ herbei. Das Naidoo-Prinzip, das besonders im Internet, was momentan ja ohnehin unsere einzige öffentliche Plattform ist, super funktioniert: Von Leuten mit einem Audi TT oder Schäferhund als Profilbild auf Facebook geteilt, und von Onkel Detlef in die Familien-WhatsApp-Gruppe weitergeleitet.

Wie wenig auch die Trumps und Bolsonaros dieser Welt eigentlich zu bieten haben, wird angesichts der aktuellen Situation noch deutlicher, als es ohnehin schon ist. Auch wenn ich nie ein GroKo-Fan war, bin ich angesichts alledem doch etwas erleichtert, dass in Deutschland wenigstens keine irren Rechtspopulisten an der Macht sind, sondern Politiker:innen, die sich bei den getroffenen Maßnahmen an der Ansicht von Experten orientieren. Während mancher Staatschef im Zusammenhang mit Corona so viele Lügen und Fake News verbreitet, dass man sich dafür selbst bei der BILD-Redaktionssitzung schämen würde.

Das Hören auf Expertenstimmen und die Orientierung an den Erkenntnissen der Wissenschaft wäre doch mal ein Verhalten, welches man seitens der Regierung nach der Corona-Krise auch wunderbar auf den Umgang mit dem Klimawandel übertragen könnte.

Wenn wir diese Krise hoffentlich möglichst bald überstanden haben, wofür ich dreimal täglich zum heiligen Drosten bete, hoffe ich, dass die Welt nicht wieder in allen Belangen direkt in ihren alten Trott zurückfällt. Falls wir daraus lernen, bei der nächsten auf uns zu rollenden Katastrophe früher und entschiedener zu handeln, dann hätte die ganze Scheiße, die wir gerade erleben, ja vielleicht noch irgendeinen positiven Nebeneffekt.

FOTO: Pexels

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