Was steckt hinter dem Mythos um Dracula?

Bild: Laura Schiller
Es ist nie zu spät, sich kulturell weiterzubilden. Gerade die Studienjahre bieten endlose Zeit, unermüdliches Interesse, ja, sogar akademische Pflicht, sich mit den künstlerischen Einträgen aus jedweder Epoche auseinanderzusetzen. In dieser Reihe möchten wir euch die wichtigsten Werke der Weltliteratur, die anerkanntesten Alben der Musikgeschichte und die fantastischsten Filmklassiker näherbringen – unserer Meinung nach, versteht sich.
Bram Stoker führt uns mit seiner Geschichte in das düstere Transsilvanien und das kultivierte England – zwei Welten, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Er vollendet sein Werk im Jahre 1897 mit dem simplen, aber einprägsamen Titel „Dracula“. Mit dieser Erzählung bringt Stoker erstmals die Figur Dracula in Umlauf – eine Gestalt, die für uns längst Kultstatus erreicht hat und bis heute in der Literatur präsent geblieben ist.
Viele kennen mindestens ein Buch, einen Film oder auch eine Serie, die Dracula selbst oder den Vampir neu aufgreift. Es fällt auf, dass sich die Genres sehr unterscheiden. Natürlich wird er oft in Horror- und Thriller-Geschichten verwendet, aber auch in verschiedensten Romanzen, in denen er als eine tragische Figur auftritt. In Bram Stokers Roman befinden wir uns eindeutig im Genre des Horrors.
Unterwegs auf gefährlichen Reisen …
Bram Stokers Erzählung beginnt mit der Reise des unwissenden Jonathan Harker, der nach Transsilvanien in das Schloss des Grafen unterwegs ist, um ihn bei dem Erwerb eines Hauses in London zu unterstützen. Auf seiner Reise fallen ihm die Bewohner Rumäniens auf, die bei der Erwähnung des Grafen und seines Heimatorts sofort in Unruhe verfallen. Harker bemerkt bereits kurz nach seiner Ankunft im Schloss, was es bedeutet, bei besagten Grafen zu Besuch zu sein und wie es um ihn selbst steht.
Währenddessen besucht Harkers Verlobte Mina ihre Freundin Lucy in Whitby, einer englischen Hafenstadt. Dabei wird in Minas Tagebucheinträgen klar, dass sie sich um ihren Verlobten sorgt, nachdem der Briefwechsel zu ihm plötzlich abbricht. Gleichzeitig bangt sie auch um das Wohlergehen ihrer Freundin Lucy, welche mit jedem Tag schwächer wird.
Auch Lucys Arzt Dr. Seward sorgt sich um sie, allerdings muss er sich noch nebenbei um seinen Patienten Renfield kümmern, der in der Psychiatrie sitzt und fasziniert den Arzt mit seinem morbiden Verhalten. Wie hängen diese Geschehnisse im Verlauf des Buches zusammen?
Herzenssache!
Stokers Roman gilt als Vorreiter, da er einer der ersten Briefromane ist, die dem Genre Horror zuzuordnen sind. Dabei erfährt man durch Tagebucheinträge, Briefwechsel, Logbücher und Telegramme die Gefühle und Geheimnisse der Involvierten. Den Figuren ist man dadurch oft einen Schritt voraus, da die Leser*innen einige Informationen bereits wissen, was Dracula für ein Wesen ist. Aber keine Sorge! Oft genug bleibt man im Unklaren und fürchtet um seine Lieblingsfiguren.
Eine unmögliche Mission?
In der Geschichte formt sich eine Gruppe von Personen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, Dracula aufzuhalten und dafür auch ihre Leben riskieren. Die Gruppe ist aus sehr verschiedenen Persönlichkeiten zusammengesetzt, die alle ihren ganz individuellen Beitrag zu der Mission leisten. In der Gruppe befindet sich der Doktor Van Helsing, dieser zerzauste alte Arzt, weiß mehr über mysteriöse Gestalten als jeder andere und hat deswegen auch seine verrückten und obskuren Seiten. In der Geschichte erhält auch der Amerikaner Quincey Morris seinen Part und wächst mit seiner Macher-Attitüde der Leserschaft ans Herz.
Ein Klassiker zum Fürchten!
Das Buch ist besonders denjenigen zu empfehlen, die es mögen, sich zu gruseln. Durch die besondere Erzählform im Roman bekommt die Leserschaft einen ganz persönlichen Zugang zur Handlung. Die verschiedenen Perspektiven ermöglichen vielfältige Einblicke und lassen den Roman realitätsnah wirken. Dabei wachsen einem die Figuren schnell ans Herz, da man sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln kennenlernt und ihre Gedanken und Gefühle hautnah miterlebt.
Dracula ist ein echter Klassiker – und das zurecht!