14.000 Menschen demonstrieren gegen rechts und für Demokratie

Foto: Mariel Birkenhagen
9. Februar 2025: eine weitere „Demonstration gegen rechts“ in Marburg. Denn es scheint, als könne unser Bundestag die Brandmauer so kurz vor der Wahl nicht aufrechterhalten. Nicht lang ist es her, dass Friedrich Merz kurz nach dem 27. Januar, dem Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus, einer Mehrheit mit der AfD zugestimmt hat, um seinen Antrag zur Verschärfung der Grenzpolitik durchzubringen. Eine Zusammenarbeit, die er vor nicht allzu langer Zeit eigentlich abgelehnt hatte. Einige Worte der gestrigen Kundgebung richteten sich an diese Geschehnisse und unter anderem auch an Merz persönlich.
Organisiert wurde die Veranstaltung von dem Netzwerk für Demokratie und gegen Rechtsextremismus. Diese Initiative gibt es seit Januar letzten Jahres, als die Recherchearbeiten von Correctiv bereits große Demonstrationswellen auslösten. Der erste Redebeitrag kam von Dr. Georg Falk. Er ist ehemaliger Richter des Staatsgerichtshofes und Sprecher des Netzwerks. Hierbei adressierte er die Entzauberung der populistischen Parteien und den großen Fehltritt der Union. Anschließend sprach eine der Intendantinnen des Hessischen Landestheaters, Carola Unser-Leichtweiß. Sie ist aktiv in der Arbeitsgruppe Feminismus des Netzwerks und richtete sich vor allem an die Rechte von Frauen und queeren Leuten. Das Gesetz der „Ehe für alle“ sei ein großer Meilenstein gewesen und wir würden dafür kämpfen müssen, nicht in der Zeit zurück zu reisen und diese Meilensteine zu verlieren.
Die weiteren Ansprachen kamen von Prof. Dr. Bilal El-Zayat, Vorsitzender der islamischen Gemeinde Marburgs, sowie von Lasse Wenzel und Antonin Bau aus dem Vorstand des Kinder- und Jugendparlaments (KiJuPa). Zudem sprachen noch Nicole Wenert von der „Omas gegen Rechts“-Bewegung und Sylvie Cloutier, die Vorsitzende des Ausländerbeirats Marburg. Cloutier war es auch, die davon sprach, dass Demonstrationen allein nicht ausreichen würden. Wir müssten für unsere Demokratie einstehen, appellierte sie, und für die Menschen, welche sich durch den aktuellen Rechtsruck nicht mehr sicher in Deutschland fühlen. Es wurde bei den Ansprachen oft Bezug zum ersten Artikel des Grundgesetzes genommen: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Es läge nun in unserer Hand, dass es in diesem Land auch so bleibt.
Circa 14.000 Menschen (Auskunft der Polizei) hörten bei den Worten dieser verschiedenen Menschen zu und machen es sich zur Aufgabe, am 23. Februar für die Demokratie zu wählen. Zwischen den einzelnen Redebeiträgen gab es musikalische Darbietungen verschiedener Künstler*innen wie Rose Letso-Steinhoff, Burkhard Meier und Rupert Oberbeck. Am Ende der Kundgebung taten sie sich zusammen und forderten das Publikum zum Mitsingen auf. We shall overcome war der Abschluss der gestrigen Demonstration, was vielleicht ein bisschen Hoffnung für die politische Zukunft unseres Landes gibt.