Vero, die Neue

Vero, die Neue

Sie ist jung, sie ist neu und alle reden über sie: die Social-Media-App Vero. Was sie wirklich kann und was dahinter steckt, haben wir für euch getestet.

Was verspricht Vero?

Vero bezeichnet sich selbst als ein „echtes“ soziales Netzwerk, das ganz ohne Algorithmen, Werbung oder Bots auskommt. Der Slogan ist kurz und knackig: „True Social“. Es ist ein Netzwerk, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Nutzer:innen sie selbst sein zu lassen, das Wort Vero steht hier also für Wahrheit. Der Feed ist nicht von Algorithmen manipuliert, die Beiträge werden in chronologischer Reihenfolge dargestellt. Die App soll werbefrei sein, weswegen man eine jährliche Gebühr für seinen Account zahlen soll, der jedoch noch nicht festgelegt wurde. Außerdem ist es Nutzern nicht möglich, Beiträge gegen Bezahlung hervorzuheben. Doch ganz so werbefrei ist Vero leider doch nicht: Händler können gegen eine Transaktionsgebühr Waren direkt über Vero verkaufen.

Um sich bei Vero anmelden zu können, ist eine Telefonnummer erforderlich, über die die Nutzer:innen sich auch verifizieren müssen. Außerdem ist es lediglich über die Nummer möglich, Freunde aus seinem Telefonbuch bei Vero zu finden. Die Telefonnummer ermöglicht es Nutzer:innen außerdem, anderen Nutzer:innen eine Anfrage zu senden, auch wenn dieser Verbindungsanfragen nicht erlaubt hat. Laut Vero ist die Nummer jedoch nicht an das Konto gebunden und nicht für andere sichtbar. Das Log-In funktioniert außerdem über eine Mailadresse, die ebenfalls nicht für andere Nutzer:innen sichtbar ist.

Wie funktioniert Vero?

Durch seinen dunklen Hintergrund erscheint sie App zunächst ungewohnt düster. Ansonsten ist sie recht geradlinig: Oben erscheint ein Reiter mit einer Suchfunktion, der Profilübersicht, den Collections (siehe unten), den Benachrichtigungen, sowie Chats. Bei Vero können allerlei verschiedene Sachen geteilt werden (Fotos, Links, Musik, Film/TV, Bücher und Orte). Die Posts werden in diese Kategorien eingeteilt und können so auch besser gefiltert und durchsucht werden. Auch die Reichweite des Posts wird direkt festgelegt, da man seine Freunde in 4 verschiedene Kategorien von Enge Freunde bis Follower einteilen und so leichter entscheiden kann, wer was sieht.

Vero hat seine App für die ersten Millionen Nutzer kostenlos gemacht, was eine Erklärung für den plötzlichen Hype sein könnte. Denn ganz so neu, wie es zunächst scheint, ist Vero gar nicht. Die App gibt es bereits seit 2015, seitdem lief sie mehr schlecht als recht vor sich hin. Vero bestreitet zwar, dass berühmte Personen dafür bezahlt wurden, für die App zu werben, jedoch tauchen immer wieder die gleichen empfohlenen Accounts auf, zum Beispiel der amerikanische Regisseur Zach Snyder oder die britische Zeitschrift GQ. Zach Snyder lud 2017 außerdem einen Kurzfilm hoch, der nur auf Vero zu sehen war. Auch erscheint es merkwürdig, dass wie aus dem Nichts so viele „Influencer“ mit ihren Followern teilen, dass sie nun auf Vero angemeldet sind. Trotz des großen Sturms auf die App, ist hier nicht wirklich viel los. Keiner scheint so recht zu wissen, was er nun mit noch einem sozialen Netzwerk anfangen soll. Ob die App wirklich eine Konkurrenz für Instagram und Co. ist, wird sich erst zeigen. Hinzu kommt, dass in der App durch den plötzlichen Andrang immer wieder Serverprobleme auftauchen.

Wer steckt hinter Vero?

Gründer und Chef der App ist der libanesische Milliardär Ayman Hariri. Dieser glänzte in der Vergangenheit nicht gerade durch Heldentaten: Er war Chef des Unternehmens Saudi Oger, eine der größten Baufirmen Saudi Arabiens. Er engagierte ausländische Arbeiter in Saudi Arabien, bezahlte sie monatelang nicht, ließ sie hungern und verweigerte ihnen Papiere, die sie zu ihrer Ausreise benötigten. Im letzten Jahr ging sein Unternehmen dann pleite. Ob dieser Mann für „True Social“ stehen kann, ist also fraglich.

Vero hat eigentlich nichts, was andere soziale Netzwerke nicht auch schon haben. Außerdem bietet sie keine Story-Funktion an, die für Instagram und Co. essentiell geworden ist. Die App hält außerdem nicht das, was es verspricht: zwar ist es schön, eine werbefreie App zu haben, doch warum soll ich für Vero zahlen, wenn ich Instagram auch kostenlos nutzen kann und Vero gar nicht so werbefrei ist, wie es angepriesen wird?

Foto: CC Bastamanography, unverändert

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