Sneak-Review #272: Not all heroes wear capes

Sneak-Review #272: Not all heroes wear capes

Bild: Laura Schiller

„Not all heroes wear capes“: Kein anderes Zitat könnte die Botschaft des aktuellen Sneak-Films besser zusammenfassen. Was Regisseurin Petra Volte mit ihrem neuesten Werk „Heldin“ auf die Leinwand bringt, ist nicht nur ein intensiver Einblick in den Krankenhausalltag, sondern auch eine scharfe Kritik an Politik und Gesellschaft.

Ein Trip durch die Hölle – und zurück ins Leben

Im Mittelpunkt steht die junge Pflegefachfrau Floria (Leonie Benesch), die wir auf einer ihrer Spätschichten in der Chirurgie eines Schweizer Krankenhauses begleiten. Was zunächst nach einer nüchternen Reportage klingen mag, entpuppt sich als eine nervenaufreibende Schicht voller Stresssituationen und unvorhersehbarer Herausforderungen. Gleich zu Beginn fehlt eine Kollegin krankheitsbedingt, wodurch Floria noch mehr Arbeit in der gleichen Zeit bewältigen muss. Doch Aufgeben ist keine Option – schließlich geht es um Menschenleben.

Kaum hat die Schicht begonnen, bricht bereits das Chaos aus: Ein Patient muss dringend in den OP, weigert sich jedoch zu kooperieren. Ein anderer wartet ungeduldig auf seine Diagnose, während eine Patientin auf ihre Medikamente drängt. Gleichzeitig verlangt ein Privatpatient mit übertriebener Selbstverständlichkeit nach persönlichem Service. Multitasking ist hier keine besondere Fähigkeit – es ist eine Überlebensstrategie. Mit jeder weiteren Stunde eskaliert die Situation, bis schließlich eine Patientin tragischerweise verstirbt und Floria von den Angehörigen die Schuld zugewiesen bekommt. Erst gegen Ende der Schicht kehrt etwas Ruhe ein – bis sie schließlich von der Nachtschicht abgelöst wird.

Vielfalt der Spitzenklasse

Leonie Benesch verkörpert Floria eindrucksvoll: Anfangs besonnen und ruhig, wächst ihr die Belastung zunehmend über den Kopf, bis ihr schließlich der Kragen platzt – ein Moment, den sie kurz darauf bereut. Ihre Darstellung vermittelt eindrucksvoll, wie unmenschlich die Arbeitsbedingungen in der Pflege sein können. Die Zuschauer*innen erleben den wachsenden Stress hautnah mit – es ist fast unmöglich, sich nicht von der Hektik und Anspannung anstecken zu lassen.

Neben den intensiven darstellerischen Leistungen überzeugt auch die musikalische Untermalung. Der Film setzt größtenteils auf Stille, wodurch die wenigen, gezielt eingesetzten musikalischen Momente umso emotionaler wirken. Ohne zu viel vorwegzunehmen: In einigen Schlüsselmomenten wird die Musik auf unerwartete Weise eingesetzt und entfaltet dabei eine tiefgreifende Wirkung auf die Zuschauer.

Wo Politik und Gesellschaft versagen

„Heldin“ hält der Gesellschaft den Spiegel vor und zeigt ungeschönt die Missstände in der Pflege auf. Personalmangel führt dazu, dass die verbliebenen Mitarbeitenden ans Limit gehen – mit gravierenden Folgen für ihre körperliche und psychische Gesundheit. Der Film zeigt eindrucksvoll, wie sich die Situation zuspitzt: Während die Schicht ruhig beginnt, eskaliert sie zunehmend, bis die Belastung unerträglich wird.

Das Ende des Films regt zum Nachdenken an und lässt viel Raum für Interpretationen. Es unterstreicht eindrucksvoll die emotionale Tiefe des Themas und zeigt, dass es keine einfachen Antworten gibt – weder für Einzelne noch für die Gesellschaft als Ganzes. Wie genau sich alles entfaltet, kann an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden – am besten einfach selbst anschauen! 

Die Botschaft des Films ist klar: Es muss sich dringend etwas ändern. Denn am Ende geht es um Menschenleben – Leben, die nicht durch Personalmangel gefährdet werden dürfen. Und eines sollten wir alle bedenken: Früher oder später kann jede*r selbst Patient*in sein.

„Heldin“ startet am 27. Februar in den deutschen Kinos.

(Lektoriert von jap und nag.)

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