Sneak-Review #261: Weihnachtsdrama im Januar

Sneak-Review #261: Weihnachtsdrama im Januar

Bild: Malu Wolter

Mit The Holdovers schafft es Alexander Payne trotz fehlender Weihnachtsstimmung, die Herzen der Zuschauenden zu erwärmen. Dabei erleben wir in trauriger Atmosphäre lustige Momente, die uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Am 23. Januar wurde der Film in der Sneak gezeigt.

Wir sind im Jahr 1970, im neuenglischen Amerika. Paul Hunham (Paul Giamatti) ist Geschichtslehrer an der Barton Academy, ein Internat für Jungen. Dabei genießt er nicht gerade ein gutes Ansehen, er wird von allen Schülern und weiteren Lehrern aufgrund seiner besserwisserischen Art dazu verdonnert , auf die Schüler aufzupassen, die über die Ferien dableiben. Nach drei Tagen ist nur noch der stets aufsässige und hochbegabte Angus Tully (Dominic Sessa) übrig. Zu den beiden gesellt sich die Köchin Mary (Da’Vine Joy Randolph), die vor Kurzem erst ihren einzigen Sohn im Vietnamkrieg verloren hat. 

Das anfangs nur aus Streit und Flüchen bestehende Verhältnis zwischen Paul Hunham ändert sich als sowohl Mary als auch Angus erkennen, dass Paul Hunham trotz der harten Schale einen weichen Kern besitzt. Nachdem sich Angus an der Schulter verletzt und von Hunham ins Krankenhaus gefahren wird, beginnt die Beziehung sich zu verbessern und entwickelt sich durch Barbesuche und schließlich durch eine angebliche ‚Schulexkursion‘ nach Boston weiter. Bis schließlich nach den Ferien Angus‘ Eltern im Lehrerzimmer stehen, die ganz und gar nicht glücklich über den Ausflug sind. Als Konsequenz wird Paul Hunham entlassen und der Film endet mit der Verabschiedung zwischen Angus und seinem erst neu gefundenen Freund Paul Hunham. 

Eine Gruppe, die man immer besser 

Alle drei Protagonist*innen tragen ihre Narben von der Weihnachtszeit. Während Mary den Verlust ihres Sohnes noch nicht verkraften konnte, leidet Angus darunter, dass er wenig Zeit mit seiner Mutter verbringen kann. Paul Hunham klagt über seine Vergangenheit und dass er früh aus der Elite-Uni geflogen ist. Trotzdem schaffen es alle drei, die Zeit so positiv wie möglich zu gestalten. 

Besonders am Anfang des Filmes gibt es viele Szenen, die mit passender Musik begleitet werden. Dadurch lernt man die Zeit gut kennen und fühlt mit der jeweiligen Situation. Die Musik möchte ich positiv hervorheben, da sie – abgesehen von den Eigenkompositionen von Mark Orton – aus den 1970ern stammt und dadurch hervorragend die Zeit, in der der Film spielt, unterstreicht.

Zu viel des Guten

Leider gab es dennoch einige Stellen im Film, in denen noch Erklärungsbedarf für die Zuschauenden herrscht. Der Unfall, der zu Angus Schulterverletzung führt, war zu wenig, um von einer Sekunde auf die andere eine neue Richtung in der Beziehung von Angus und Paul Hunham einzuleiten. Mir hätte es gefallen, wenn sich diese Änderung langsam angebahnt hätte. Des Weiteren wird eine Art Liebesgeschichte zwischen Angus und der Nichte einer Freundin von Hunham begonnen, die im Verlauf der Handlung nicht mehr aufgegriffen wird. Es hat sich angefühlt, als wollte Alexander Payne um jeden Preis eine Liebesgeschichte einbringen. Auch das Ende war leider nicht zufriedenstellend. Warum genau verhält sich Hunham letztlich so als wäre ihm alles egal? Das erschließt sich bis zum Schluss nicht.

92 % fühlten sich gut in die Lehrendenrolle ein und gaben The Holdovers eine gute Bewertung, während 8 % nichts mit dem Weihnachtsdrama anfangen konnten und eine negative Bewertung abgaben.

(Lektoriert von nir und jok.)

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