Sneak-Review #34: Erlösung – Flaschenpost von P
Und auch diese Woche fragen wir wieder: Haben sich die vier Euro Eintritt gelohnt oder wäre das Geld in ein Sixpack kaltes Bier an der Lahn besser investiert gewesen? Diesen Dienstag in der Sneak: Der Thriller „Erlösung – Flaschenpost von P“, von Regisseur Hans Petter Moland nach einem Roman von Jussi Adler-Olsen.
Eine Flaschenpost taucht auf – ein Hilfeschrei, von einem Kind mit Blut geschrieben – und landet im Sonderdezernat Q. Dies ist der Beginn der dritten Verfilmung der Bestsellerreihe des Dänen Jussi Adler-Olsen: „Die Erlösung“. Die Kommissare Carl Mørck (Nikolaj Lie Kaas) und Assad (Fares Fares) machen sich auf die Suche nach zwei Kindern, Mitglieder der Zeugen Jehovas, die seit einigen Jahren verschwunden sind, aber nie als vermisst gemeldet wurden. Einen der beiden Brüder finden sie, der andere liegt wahrscheinlich auf dem Meeresboden. Schnell wird klar, dass die beiden Brüder nicht die einzigen Opfer waren, dass der Täter noch lebt und es weitere Opfer geben könnte. Und so ist es: Schon kurz nach Beginn der Ermittlungen verschwindet ein weiteres Geschwisterpaar. Die Eltern schweigen und verhalten sich zunehmend seltsam. Die Suche nach der Vergangenheit bringt Carl und Assad in einen Wettlauf mit der Zeit und dem Täter um das Leben der Kinder.
Wie Tatort – nur besser
Nach dem Trailer zum Horrorfilm „Lights out“ konnte man die Erleichterung, als es dann doch sachter zu Gange gehen soll, deutlich spüren. Thriller-Fans kamen aber dennoch auf ihre Kosten, denn spannend ist „Erlösung – Flaschenpost von P“ allemal. Obwohl man früh ahnen kann, wer der Täter ist, flaut die Spannung nicht ab. Atempausen in der Handlung ergeben sich durch die Gespräche zwischen Carl und Assad über den Glauben, der ein wichtiges Motiv des Film darstellt. „Erlösung – Flaschenpost von P“ zeigt auf, wie die Grenze zwischen Glaube und Fanatismus verschwimmt und aus Fanatismus Wahnsinn werden kann. Die Handlung ist gut durchdacht, die Charaktere passend ausgearbeitet. Der Psycho – der im Übrigen aussieht wie Ryan Gosling, tatsächlich aber von Pal Sverre Hagen gespielt wird – bringt uns zum Schaudern, Carl bringt uns ungewollt zum Lachen. Wir treffen auf den traumatisierten Teufel, die schweigenden Christen, die fanatische Mutter und den überarbeiteten Atheist. An den meisten Stellen simpel gehalten erhöht die eine oder andere Actionszene nochmal das Spannungslevel. Obwohl wir hier keinen Hollywood-Blockbuster zu Gesicht bekommen, verlässt kaum jemand den Saal. Eine deutsch-dänische Produktion – und so viel besser als die deutschen Krimis. Es wundert nicht, dass dieser Film es ins Kino schafft, auch wenn sich darüber streiten lässt, ob man ihn deshalb auch im Kino schauen muss.
Der Film war eine angenehme Überraschung, sehr spannend und mitreißend. Nur am Ende des Films wurde dann doch noch ein bisschen zu viel aufgetragen. Ansonsten gibt es kaum etwas auszusetzen. Erlöst fühle ich mich zum Schluss trotzdem, endlich können sich die Muskeln wieder entspannen.
„Erlösung – Flaschenpost von P“ kommt am 9. Juni in die deutschen Kinos.
FOTO: NFP/Warner