Sneak-Review #35: The Nice Guys
Und auch diese Woche fragen wir wieder: Haben sich die vier Euro Eintritt gelohnt oder wäre das Geld in ein Sixpack kaltes Bier an der Lahn besser investiert gewesen? Diesen Dienstag in der Sneak: Die locker-leichte Actionkomödie „The Nice Guys“, von Regisseur Shane Black.
Nette Jungs, das sind Männer, die sich aufopferungsvoll für ihre Nachbarschaft einsetzen. So wie Ryan Gosling als Holland March und Russell Crowe als Jackson Healy. Der eine ist Privatdetektiv und sucht nach verschwundenen Menschen. Der andere verteilt physische Denkzettel im Sinne der Selbstjustiz oder verhindert, dass andere nach verschwundenen Menschen suchen. So ist es schon fast klar, dass Ryan Gosling und Russell Crowe irgendwann aufeinandertreffen und in Konflikt geraten. Und das auch noch in den trashigen 1970ern.
Dann gibt es noch Amelia (Margaret Qualley), die von allen möglichen Menschen aus unterschiedlichen Gründen gesucht, der Vogelschutz und Mafiageschäfte gleichzeitig nachgesagt wird und deren Gestalt im gelben Kleid sich wie der rote Faden durch die Geschichte schlängelt. Der Fall Amelia ist es auch, der Crowe und Gosling zur Zusammenarbeit zwingt, begleitet von Goslings Filmtochter, die mit messerscharfem Verstand mitdenkt. Ihr Weg führt sie über Porno-Partys, vorbei an Gangster, durch eine Protestbewegung bis hin zur Elite Amerikas und trotzdem geht ihnen Amelia immer durch die Finger.
Lachen ist garantiert
Wie in vielen Actionkomödien dreht es sich auch in The Nice Guys um viel Geld, schöne Frauen, Waffen, Autos, die Guten und die Bösen. Doch daneben erfährt der:die Zuschauer:in auf eine amüsante Art, wie Pornos und politische Aktivist:innen zusammengehören können. Die großartigen schauspielerischen Leistungen von Ryan Gosling und Russell Crowe bringen den kompletten Humor in den Film. Crowe ist der harte Kerl mit dem kühlen Kopf, der zunächst eher unauffällig wirkt. Gosling ist genau das Gegenteil und fällt mit Siebziger-Schnurrbart, knallblauem Anzug und gelber Krawatte besonders durch sein Mimenspiel und seiner zum Teil sehr naiven Art auf. Eine besondere Rolle fällt der Tochter zu: Sie hilft nicht nur bei der Suche von Amelia, sondern verkörpert auch die Moral der Story. Metaebene: Sie hinterfragt die amerikanische Grundeinteilung in das Gute und das Böse.
Ab und an fragt sich der:die Zuschauer:in, ob die eine oder andere Szene nicht überflüssig und diese oder jene Handlung nicht schon fast ein bisschen übertrieben war. Doch dann holen einen Crowe und Gosling mit ihren originellen Charakteren ab und zeigen, dass eine Actionkomödie, die in den Siebzigern, ruhig auch mal ein bisschen dicker auftragen darf. The Nice Guys ist deswegen vor allem einer der Filme, die man sich für einen schönen Filmeabend wünscht: Tolle Schauspieler:innen, viel zum Lachen und eine kurzweilige Story. Er hat keine Tiefe oder einen besonderen Inhalt und trotzdem überzeugt er aufgrund seiner lockeren, leichten Art und ist deshalb wärmstens zu empfehlen. Und: The Nice Guys besteht den Bechdel-Test – eine kleine Besonderheit für Actionfilme.
The Nice Guys kommt am 2. Juni in die deutschen Kinos.
FOTO: Concorde Filmverleih GmbH