Dreidimensionale Gefühle: Eine Symphonie für Bipolarität – Die Welt im Rücken

Dreidimensionale Gefühle: Eine Symphonie für Bipolarität – Die Welt im Rücken

Foto: Nefeli Patentali Pfleger 

Die Inszenierung von Die Welt im Rücken, basierend auf dem autobiografischen Roman von Thomas Melle und adaptiert für die Bühne von Christine Ihle, entführt das Publikum in die tiefen Abgründe der menschlichen Psyche. Unter der Regie von Eva Lange wird das komplexe Gefühlsleben einer bipolaren Störung auf eine faszinierende und bewegende Art und Weise zum Leben erweckt.

Der Vorhang öffnet sich für unsere Protagonistinnen: Manie und Depression. Die drei talentierten Schauspieler*innen Mechthild Grabner, Zenzi Huber und Christian Simon stellen die beiden Pole der Bipolarität auf eindrucksvolle Weise dar. Durch ihre körperliche Präsenz und vereint als Beobachtende, Beobachtete und fühlende Entität, gelingt es ihnen, das Publikum, durch manische und depressive Phasen im Wechsel mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt zu nehmen.

Das Bühnenbild, ein fast surrealistisches, immenses Bücherregal, bietet den Darstellenden den Raum, den sie brauchen, um ihr Spiel zu entfalten. In ihren nackten Anzügen entblößen Sie alle Facetten der manisch-depressiven Erkrankung denn:

„Etwas stimmt nicht.“ „Etwas stimmt nicht.“
„Etwas stimmt nicht.“ Etwas stimmte also nicht.

Die Inszenierung zeichnet sich durch eine eindrucksvolle Darstellung von Charakteristiken aus, die typisch für die manische Phase sind, wie etwa Größenwahnsinn und eine übersteigerte Selbstwahrnehmung, die oft mit Figuren wie Messias und Steppenwolf assoziiert werden. Durch ihre einfühlsame Interpretation lassen die Schauspieler*innen das Publikum in die Welt dieser mentalen Zustände eintauchen, indem sie die Gefühle und Gedanken, die mit ihnen einhergehen, auf subtile und doch kraftvolle Weise zum Ausdruck bringen. Es ist eine meisterhafte Darstellung dessen, wie die menschliche Psyche in diesen Momenten agiert, wenn sie von einem überwältigenden Gefühl von Macht und Unbesiegbarkeit ergriffen wird. Lebensmüde schleifen die Darsteller*innen sich dann in den depressiven Phasen über den Bühnenboden und manifestieren das „Schwarz so Schwarz wie es gar nicht sein kann”. Für eine Stunde und 43 Minuten werden die Zuschauenden in ein Wechselbad der gegensätzlichen Gefühle gezogen, das kunstvoll, authentisch und intensiv ist. 

Manchmal gelang es mir, wie ein Schauspieler zu
agieren, der irgendeine Rolle spielte, um seiner Umwelt
hin und wieder zu bedeuten, dass er im Grunde noch
funktionierte.”

Die sprachliche Raffinesse von Die Welt im Rücken, sowohl in der Romanvorlage als auch auf der Bühne, ist bemerkenswert. Mit einer meisterhaften Handlung gelingt es, das, was in den Tiefen des Geistes vor sich geht, in eine greifbare Realität zu übersetzen. Jedes Wort, jeder Satz trägt dazu bei, die Nuancen der bipolaren Erfahrungen zum Leben zu erwecken und dem Publikum eine unmittelbare Verbindung zu den inneren Kämpfen und Triumphmomenten der Ich-Erzähler zu ermöglichen.

(Lektoriert von lurs und ror.)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Wordpress Social Share Plugin powered by Ultimatelysocial
Instagram
Twitter