Ein Wattestäbchen reicht aus, um gegen Blutkrebs zu kämpfen

Ein Wattestäbchen reicht aus, um gegen Blutkrebs zu kämpfen

Menschen zu helfen, ist nicht schwer. Schon ein Wattestäbchen reicht aus, um gegen Blutkrebs zu kämpfen. Man nennt das „Typisieren“. Seit 2013 konnten so allein durch Marburger Spender:innen 23 Menschenleben gerettet werden. Ein Gastbeitrag darüber, warum Typisieren so wichtig ist

Bei Leukämie, landläufig Blutkrebs genannt, vermehren sich fehlgebildete weiße Blutkörperchen unkontrolliert und verteilen sich augenblicklich im gesamten Körper. Der Sauerstofftransport wird verhindert und Infektionen nicht mehr bekämpft. Die Folge: das Blut kann seine lebenswichtigen Aufgaben nicht mehr erfüllen. Allein in Deutschland erkranken täglich ca. 30 Menschen neu, darunter auch viele Kinder und Jugendliche. Doch die Krankheit ist nicht unheilbar. Die beste – und oft einzige – Überlebenschance haben Betroffene, wenn sie die Stammzellenspende eines gesunden Menschen erhalten. Das Problem: Spender:in und Empfänger:in müssen eine so ähnliche Zellstruktur besitzen, dass sie fast als „genetische Zwillinge“ gelten können.

Die letzte Aktion in Marburg rettete 23 Leben

Passende Spender:nnen zu finden hat sich die NGO Deutsche Knochenmarkspenderdatei, kurz DKMS,  zum Ziel gesetzt. Dabei ist es ganz einfach, Teil der Datei für spendebereite Personen zu werden: Per Wattestäbchen wird durch einfaches durch-den-Mund-Wischen eine Gewebeprobe genommen, anhand derer die Zellmerkmale festgestellt werden können. Erst wenn ein Mensch erkrankt,  werden „genetische Zwillinge“ gesucht und kontaktiert. Genau deswegen ist eine möglichst umfangreiche Datei wichtig, schließlich findet nur ein Drittel der Betroffenen eine:n Spender:in innerhalb der Familie. Jede 7. Suche bleibt erfolglos. Wie effektiv eine Typisierung sein kann, zeigt die letzte Aktion dieser Art in Marburg: Durch lokale SpenderInnen konnten 23 Menschen gerettet werden.

Typisiert zu sein – keine Pflicht zur Spende

Ein solches „Match“ ist äußerst selten. Verpflichtend ist die Spende selbstverständlich auch dann nicht. Was aber passiert im Falle einer Spende? Nur Menschen in guter körperlicher Verfassung können Stammzellenspender:in werden. Nach einem umfassenden Gesundheitscheck gibt es zwei Möglichkeiten die Stammzellen zu entnehmen: Bei 80% der Spender:innen funktioniert die Entnahme über herkömmliche Blutabnahme direkt aus der Blutbahn, nur bei 20 % muss durch eine unkomplizierte Operation Knochenmark aus dem Hüftknochen entnommen werden. Diese Stammzellen nisten sich im Idealfall in den Knochenhohlräumen der erkrankten Person ein und beginnen gesunde Blutzellen zu bilden. Wenn alles gut geht wird ein Leben gerettet – und Spender:in und Empfänger:in bekommen nach zwei Jahren die Chance sich kennenzulernen. Die Kosten der Zellspende werden dabei natürlich komplett übernommen, ebenso die Organisation mit den Arbeitgeber:innen der potentiellen Spender:innen. Auch für die Typisierung entstehen keine Kosten. Die Unkosten von 40€, die entstehen, um Teil der Datei zu werden, werden von der DKMS übernommen. Ein potentieller Lebensretter zu werden ist also ganz einfach. Frei nach dem Motto: Mund auf, Stäbchen rein – Spender sein!

HINGEHEN! Die Typisierungsaktion für die Spenderdatei des DKMS findet am Dienstag, den 06.12.2016 im Hörsaalgebäude der Uni Marburg sowie in der Cafeteria Mensa Lahnberge statt. Hier geht es zur Facebookveranstaltung und hier finden sich noch weitere Informationen rund um’s Thema.

FOTO: CC milissa auf flickr.com, unverändert

PHILIPP-Gründerin und Chefredakteurin von 2014 - 2017.

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