Die Tierlist, die niemand brauchte: Bundesländer-Slogans

Die Tierlist, die niemand brauchte: Bundesländer-Slogans

Bild: M. Watteler & H. Benner; innerhalb der Stufen wurden die Slogans nicht gerankt

Schon gewusst, dass die meisten Bundesländer Slogans haben? Zwar nutzen nicht mehr alle Bundesländer die Slogans aktiv, aber falls du noch nie davon gehört hast – oder falls du dich über den ein oder anderen schlechten schonmal aufgeregt hast – liest du hier die Slogans und auch unsere Meinungen dazu. Spoiler: Zu viele Slogans beinhalten das Wort „einfach“.

Baden-Württemberg: „The Länd“ (2021)

Ranking: S-Tier

Früherer Slogan: „Wir können alles. Außer Hochdeutsch.“ (1999)

Unsere Meinung: Baden-Württemberg ist die Meme-Queen der Bundesländer. Alleinstehend ist das Motto sehr nichtssagend, aber die dazu aufgefahrene Marketingkampagne und die Selbstironie lassen diesen Slogan über allen strahlen. Am Ende bleibt nur zu sagen, egal wo ihr seid: Nett hier. Aber waren Sie schonmal in …

Bayern: –

Ranking: Wo Motto?

Frühere Slogans:

Unsere Meinung: Unerwartet, da Bayern doch so überlegen ist. Daher unser Vorschlag: „Bayern für Bayern!“ würde das Bundesland gut zusammenfassen.

Berlin: „Wir sind ein Berlin“ (2020)

Ranking: Unfall

Frühere Slogans: „Jeder einmal in Berlin“; „Berlin erwartet sie wieder“; „Berlin ist eine Reise wert“; „Berlin tut gut“; „Mir geht’s Berlin“ (2003); „be Berlin“ (2008)

Unsere Meinung: Dieser Slogan ist ein ‚Augenroller‘. Natürlich ist es ein Pluspunkt, dass die historische Spaltung aufgegriffen und die moderne, bunte Kultur hier ausgedrückt wird. Aber bei Berlin haben wir einfach das Gefühl, dass es mehr Potential gegeben hätte. 

Brandenburg: „Es kann so einfach sein“ (2018)

Ranking: „Unfall“  

Früherer Slogan: „Neue Perspektiven entdecken.“

Unsere Meinung: Es kann so einfach sein, einen Slogan in den Sand zu setzen. Was ist hier einfach? Was wird hier gemacht? Was passiert in diesem Bundesland? Wir wissen es nicht und bei dem Motto wollen wir es auch nicht. Vielleicht hat Brandenburg es sich zu einfach gemacht.

Bremen: „Bremen erleben“ (1999)

Ranking: Gut, muss man nicht ändern

Frühere Slogans:

Unsere Meinung: Bremen hat das Motto seit 1999. Vielleicht dachten sie sich ‚Was kann man in Bremen machen? Man kann Bremen erleben!‘ Es ist perfekt. Alles daran. Es reimt sich. Es ist kurz. Man hat Bock auf Bremen. Dieser Slogan sollte sich nie ändern. Er ist zeitlos, er ist wundervoll, er tut seinen Job. Danke, Bremen.

Hamburg: –

Ranking: Wo Motto?

Frühere Slogans:

Unsere Meinung: Hamburg bietet so viele Möglichkeiten, es ist schade, dass diese nicht mit einem Slogan ausgeschöpft werden. Unser Vorschlag: „Moin.“

Hessen: „An Hessen führt kein Weg vorbei.“ (2007)

Ranking: Gut, muss man nicht ändern

Frühere Slogans: „Hier ist die Zukunft“ (1997)

Unsere Meinung: Eine Herr der Ringe-Anspielung auf Landesebene? Da sehen wir uns. Das Motto hat Witz, geographische Hinweise und macht neugierig, was Hessen zu bieten hat. Sonst recht neutral. Kann aber guten Gewissens so bleiben.

Mecklenburg-Vorpommern: „MV tut gut!“(2004)

Ranking: Unfall

Frühere Slogans:

Unsere Meinung: Der Slogan tut vieles, aber nichts gut. Immerhin haben die offiziellen Stellen eingesehen, dass das der Name des Bundeslands zu lang ist. Aber dieses Motto ist so langweilig, dass es an einem abprallt wie Regen an einer Fensterscheibe.

Niedersachsen: „Niedersachsen.Klar.“ (2016)

Ranking: Unfall

Frühere Slogans: „Land mit Weitblick“ (1993); „Sie kennen unsere Pferde. Erleben Sie unsere Stärken.“ (2007)

Unsere Meinung: Niedersachsen. Gar nichts klar. Gebt uns lieber den Pferdestärken-Wortwitz von 2007 zurück. Der aktuelle Slogan macht uns traurig. Er verwirrt. Wir wollen nicht verwirrt sein und erst recht nicht traurig. 

Nordrhein-Westfalen: „Europe’s Heartbeat“ (2021)

Ranking: S-Tier

Frühere Slogans: „We love the new“ (2008); „Germany at its best“ (2011)

Unsere Meinung: Okay, das ist vermutlich die kontroverseste Einordnung hier, aber hear us out: Erstmal ist es das einzige Bundesland, das sich traut, Englisch zu benutzen und somit ein internationales Publikum anzulocken (neben „The Länd“ natürlich). Außerdem ist NRW, mit ganz ganz viel Vorstellungskraft ähnlich wie ein Herz geformt und ist in Europa perfekt angebunden. Durch die Industrielle Revolution hat sich das Ruhrgebiet zum Motor des Fortschritts hochgearbeitet und auch, wenn davon heute nur noch wenig zu sehen ist, so will NRW mit diesem Slogan wie der Phönix aus der Kohle auferstehen.

Rheinland-Pfalz: „Rheinland-Pfalz.Gold“ (2020)

Ranking: Unfall

Früherer Slogan: „Wir machen’s einfach.“ (2005)

Unsere Meinung: Anders als der frühere Slogan, der je nach Betonung anders ausgelegt werden kann, sagt dieser Slogan genau … nichts. Was hat Rheinland-Pfalz mit Gold zu tun? Wieso ist hinter Gold kein Punkt (wie bei Niedersachsen am Ende)? Auch die Webseite macht nicht mehr Lust, in RLP nach „Goldstücken“ zu suchen. Rheinland-Pfalz hätte es sich einfach machen und bei „Wir machen’s einfach“ bleiben sollen.

Saarland: „Großes entsteht immer im Kleinen.“ (2014)

Ranking: Gut, muss man nicht ändern

Früherer Slogan: „Schön, dass du da bist.“ (2007)

Unsere Meinung: Im Unterschied zu dem vorherigen Slogan bringt der neue immerhin etwas über das Bundesland zum Ausdruck. Eine vermeintliche Schwäche wird hier als Stärke betont. Sonst ist zu dem Slogan nicht viel zu sagen. 

Sachsen: „So geht Sächsisch“ (2013)

Ranking: Gut, muss man nicht ändern

Frühere Slogans: „Ich bin ein Sächsist (2001)“; „Land von Welt“ (2005)

Unsere Meinung: Es ist erschreckend, dass es im 20. Jahrhundert vier Jahre gedauert hat bis jemand festgestellt hat, dass „Ich bin ein Sächsist“ kein guter Werbeslogan ist. Ob der 180-Grad-Wandel vom ‚Sächsisten‘ zum „Land von Welt“ da glaubhaft und besser war, ist fragwürdig. So gesehen ist „So geht Sächsisch“ nun wirklich die beste Option. Hier wird mit dem gespielt, was die meisten mit Sachsen verbinden: dem Dialekt. Ist ein Fortschritt. Ist in Ordnung. Vielleicht geht es ja in der Zukunft weiter bergauf.

Sachsen-Anhalt: „#moderndenken“ (2019)

Ranking: Unfall

Frühere Slogans: „Land der Frühaufsteher“ (2005); „Ursprungsland der Reformation“ (2016); „Hier macht das Bauhaus Schule. #moderndenken“ (2018)

Unsere Meinung: Nein, „#moderndenken“ ist kein Uni-Slogan, sondern tatsächlich der von Sachsen-Anhalt. Ob Sachsen-Anhalt das „Land der Frühaufsteher“ war, weil im Osten die Sonne aufgeht? Ungewiss. Ab 2016 sind die Menschen dort jedenfalls nicht mehr früh aufgestanden, sondern haben sich stattdessen auf die Reformation rückbesonnen. Ist seit der Reformation nichts passiert in Sachsen-Anhalt? Naja, immerhin denkt Sachsen-Anhalt jetzt offiziell seit fünf Jahren modern … 

Schleswig-Holstein: „Der echte Norden“ (2013)

Ranking: S-Tier

Früherer Slogan: „Land der Horizonte“

Unsere Meinung: Ein eindeutiger S-Tier-Fall. „Der echte Norden“ beschreibt die Geographie und die Einstellung des Bundeslands. „Der echte Norden“ bleibt hängen. „Der echte Norden“ ist zeitlos. Wir lieben’s. 

Thüringen: „Das ist Thüringen“ (2011)

Ranking: Unfall 

Früherer Slogan: „Willkommen in der Denkfabrik“ (2001)

Unsere Meinung: „Was ist Thüringen?“, möchte man zurückfragen. Es bleibt unklar, ob der Slogan Vielfalt einschließt („All das ist Thüringen.“), oder ausschließt („Wir sind hier in Thüringen.“). Als Internetadresse mag „Das ist Thüringen“ funktionieren, sonst bräuchte es leider etwas Neues – allerdings bitte nicht zurück zum vorherigen.

ist irgendwie in PHILIPP hinein gefallen und jetzt hier. Hi!

ist 2000 nahe Zürich geboren. Studiert Literaturvermittlung in den Medien. Bei PHILIPP seit Januar 2023 aktiv und seit April 2023 Chefredakteurin. Schreibt am liebsten Protokolle und FSK-Berichte.

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