Abenteuer FSK: Die FSK, die nicht sein sollte

Abenteuer FSK: Die FSK, die nicht sein sollte

Bild: H. Benner

Was macht man mit dem zusätzlichen Tag in einem Schaltjahr? Darauf gibt es natürlich nur eine richtige Antwort, denn am 29.02. fand die Fachschaftenkonferenz statt. Diesmal ging es um die OE, eine sehr planlose Wahl und Feedback an den Vorstand. Ob die dritte Haushaltslesung da überhaupt noch Platz gefunden hat, lest ihr hier.

Das Erste, was auffällt, wenn man den Hörsaal betritt, ist der große Gummihammer auf dem Tisch vorne. Er wird den Abend nicht überleben. Knapp 20 Personen haben sich heute für die Fachschaftenkonferenz (FSK) versammelt. Während die ersten Punkte auf der Tagesordnung abgehakt werden, bittet eine Fachschaft darum, zwei weitere zu ergänzen: die OE (soweit so gut) und Rückmeldung an den Vorstand (das hat es in den letzten Jahren nie gegeben). Die Punkte werden ergänzt, aus der zweiten Reihe tönt die Erinnerung: „Kurze Anmerkung: Wir müssen um 24 Uhr hier raus sein“. Es gibt eine kleinere Anmerkung zum Protokoll und die größere Kritik, das Protokoll sei unübersichtlich. Jemand schlägt vor, zum Protokollieren ein geteiltes Dokument zu nutzen, an dem alle mitarbeiten können. Na, das führt bestimmt zu mehr Übersicht. Daraufhin gibt es eine kurze Diskussion, was das Protokoll überhaupt erfüllen muss – ist es ein Ergebnis- oder ein Verlaufsprotokoll? Die Satzung sagt ersteres, das Protokoll in seiner aktuellen Form schießt also bereits darüber hinaus.

Vorsingende Tupperdosen

Es folgen die Berichte der Fachschaften. Die Philosophie hatte ein „Vorsingen“ – so werde das Probehalten einer Vorlesung von potentiellen Profs genannt. (Bin ich die Einzige, die den Begriff noch nie in diesem Zusammenhang gehört hat?) Studierende hätten dabei 10 Prozent der Stimmrechte. Der Culture Club (vormals FS Vergleichende Kultur- und Religionswissenschaften) berichtet von unbesetzten Stellen im Mittelbau und fehlenden Lehrveranstaltungen. Die beiden Sportfachschaftler haben das gleiche Essen in gleich aussehenden Tupperdosen dabei. Haben sie zusammen gekocht oder hat einer Essen für beide mitgebracht? Bei einigen Fachschaften ist nicht viel los, aber die FaBiWi hat ihre Pinnwand neu gestaltet.  

Die Motologie ist unsicher, ob sie sich bei der Anwesenheitsliste als Fachschaft oder Gäste eintragen muss, weil die aktiven Fachschaftsmitglieder nicht gewählt sind. Die Physik möchte ein fachbereichsinternes Blatt rausgeben (u. a. zu Auslandssemestern) und außerdem einen OE-Guide schreiben. Die MatheInfo berichtet erneut von ihren 2000 Informatik-Bewerber*innen, ab dem Wintersemester seien starke Zugangsbeschränkungen vorgesehen, in der Mathematik habe es dagegen nur 40 Bewerber*innen gegeben. Aufgrund der vielen Interessenten werde es in der OE möglicherweise nur eine Infoveranstaltung geben, weil alles andere für die kleine Fachschaft schwierig umzusetzen wäre. In der Biologie wurde nach zwei Jahren Planung ein rollstuhlgerechter Zugang im Südfoyer eröffnet.

Awareness gegen Müll

Der Vorstand berichtet von einem runden Tisch zur OE. Die Stadt finde eine gemeinsame OE nicht gut. Es habe dort außerdem den Vorschlag gegeben, in der Oberstadt Schilder an den Wohnhäusern anzubringen, auf denen beispielsweise stehen könnte: „Hier wohnt Sarah, 6 Jahre alt, und möchte morgen in die Schule gehen.“ (Allgemeines Lachen.) Zusätzlich solle in der OE darauf hingewiesen werden, dass nicht nur Studierende in der Oberstadt wohnen und „OE ist OE und danach muss man nicht immer Party machen“. Es werde zudem an einem Awarenesskonzept für die OE gearbeitet und die Stadt habe darum gebeten, das Aufräumen der Lahnwiesen besser zu organisieren. Jemand merkt an, das Awareness-Team könnte ja auch gegen Glasfalschen und Müll helfen. Klar, das ist normalerweise der Grund für die Anwesenheit eines Awareness-Teams. Der Stud-I-Day (früher Engagier-Dich-Messe) wird erwähnt, die meisten haben noch nie davon gehört. Kein Wunder, findet ein Vorstandsmitglied: „Das war in der PhilFak, da geht ja niemand hin normalerweise.“

Der AStA berichtet, dass Alkohol während der OE verboten sein werde und weist darauf hin, dass für angemeldete Veranstaltungen eine Veranstalterhaftpflichtversicherung abgeschlossen werden muss, dafür könne man aber nicht so einfach weggeschickt werden. In der StuPa-Sitzung im März werde das erste Mal über den Haushalt der Studierendenschaft gesprochen (das passiert sonst erst Monate später). Der Haushalt werde dieses Mal kleiner ausfallen, es gebe zu wenig Geld und wenig Sparmöglichkeiten, weswegen wahrscheinlich die Semesterbeiträge demnächst steigen müssen. Ein paar Reihen weiter vorne schüttet jemand Chipsreste in seinen Mund. Um 21:44 Uhr spielt die Cantina Band in einer kurzen Pause. Über allem schwebt die Frage: Werden wir es noch zur dritten Haushaltslesung schaffen?

Diskussionswirrwarr

Das nächste Thema: die OE. Wer würde sich an der Lahnwiesen-Aufräumaktion beteiligen? Wer würde sie organisieren? Das Aufräumen müsse bei Ordnungsamt und Stadtreinigung angemeldet sein. Jemand von der FS Geo würde wieder den Bürokratiekram übernehmen, weil er nach vielen Mails endlich die Ansprechpartner kenne, erklärt er. Ein Shared Document wird vorgeschlagen, um Infos zur Organisation für künftige Planungen festzuhalten. Wo wir gerade beim Thema sind: Es könnte doch auch einen „Shared FSK Ordner“ geben. Aber wo? Ilias? Zu sperrig. Google Docs? Hessenbox? Geht das denn mit einer allgemeinen E-Mail? Ja, einige Fachschaften machen das schon. Bei einer klappt es nicht. Eine sehr ausführliche Meldung läuft darauf hinaus, dass man es „ansonsten ja einfach mal versuchen“ könne. Eine Fachschaft erklärt, sie habe für die Hessenbox einen fingierten Studenten namens Tom Holland als Admin eingerichtet. Die Physik ist verwirrt – sie hat vom HRZ keine Fachschaftsmailadresse bekommen. Am Fachbereich 03 wurde neulich eine vergessene E-Mailadresse wiederentdeckt, die seit 2014 nicht mehr genutzt wurde.

Wie sind wir nochmal hier gelandet? Ach ja! Wir kehren über zwei Umwege zurück zur OE-Aufräumaktion. Oder? Der Wahlausschuss habe übrigens juristische Möglichkeit, Fachschaften Mailadressen geben zu lassen – allerdings mit Einschränkung: „Das betrifft die Motologie zum Beispiel nicht, weil ihr seid nicht gewählt.“ „Wir haben eine.“ Zurück zur OE. Es könnte ja eine Arbeitsgemeinschaft gegründet werden, schlägt jemand vor. Das bleibt jedoch im Ungefähren. 

Students Council und Eurovision Song Contest 

Für EU-Peace soll ein Students Council besetzt werden, von der Uni Marburg soll eine Person aus der FSK und eine aus dem StuPa oder dem AStA gewählt werden, berichtet jemand. „Kannst du erklären, was EU-Peace ist?“ „Leider nicht.“ Gute Voraussetzungen. Es gibt eine fünfminütige Pause, damit wir drei Absätze lesen können. Zwei Personen recherchieren bereits, was EU-Peace ist, als jemand fragt: „Kann man vielleicht gucken, was das ist?“ Jemand hat eine Info an alle geschickt. „Hat das was mit EU-Peace zu tun?“, folgt kurz darauf die Frage. Eine Webseite wird vorgelesen.

Trotz dem Durcheinander und der Unklarheit, ob man für ganze vier Jahre aufgestellt wird, melden sich vier Personen, die sich kurz vorstellen. „Ich finde es interessant, was EU-Peace macht”, erklärt eine Person und sagt zwei Sätze später: „Ich würde jetzt nicht behaupten, dass ich genau weiß, was die machen.” Nach den Vorstellungen kommt eine Frage aus dem Plenum: „Ihr habt alle gesagt, ihr traut euch das zu und ich glaube euch, deshalb würde ich jetzt mal nach Sympathie wählen, deshalb die Frage: Was war euer liebster Act beim letzten ESC?“ Dreimal wird Finnland genannt, eine Person hat den Eurovision Song Contest nicht geschaut. Während der Wahl läuft der finnische Auftritt.

Die Motologie stellt einen Sondermittel-Antrag für einen Erste-Hilfe-Kurs, den die Studierenden belegen müssen, um ihre Masterarbeit schreiben zu dürfen. Die Physik kritisiert, dass eine externe Leistung notwendig ist, jemand fragt, ob das nicht jemand aus der Medizin von der Uni machen könne. Es folgt die gleiche Grundsatzdiskussion wie in der letzten Sitzung: Studierende anderer Fächer müssen auch Schutzbrillen und andere Ausrüstung selbst zahlen. Was soll die FSK dann alles zahlen? Um 23:11 Uhr sind Eulengeräusche zu hören – die Kameraeule (s. oben, linkes Bild) hat sich zu Wort gemeldet. Nachdem jemand darum gebeten hat, sich der Abstimmung zu nähren, drehen wir uns weitere zehn Minuten im Kreis. 

Um 23:20 Uhr sind wohl einige zu der Erkenntnis gekommen, dass wir realistisch gesehen nicht mehr zur dritten Haushaltslesung kommen werden und es wird vorgeschlagen, diese zu vertagen. Der Haushalt muss sowieso noch einmal um etwa 8.000 Euro gekürzt werden, berichtet jemand aus dem AStA. Es wird noch einmal nachgefragt, wie der Haushalt denn gekürzt werde. Es gibt einen GO-Antrag auf Vertagung. Während des Antrags wird diskutiert, die Diskussion wird jedoch abgebrochen, weil während eines GO-Antrags nicht diskutiert werden darf.

Weniger Passivität, bitte

Wir sind bei dem neu hinzugefügten Punkt ,Rückmeldung an Vorstand’ angekommen. Der Vorstand fragt, was die Fachschaft, die den Punkt eingebracht hat, an dieser Stelle besprechen wollte. Anstatt wie erwartet Feedback zu geben, fragt die Fachschaft zunächst wie die Vorstandsarbeit denn laufe und wie sie ihre Arbeit selbst einschätzen würden. Die Vorstandsmitglieder erklären, dass sie froh sind, zu fünft zu sein. Die Zeitplanung für die hochschulpolitische Arbeit sei schwierig, da Termine lediglich mitgeteilt würden. Die Ausleihe mache weiterhin viel Arbeit, die erhoffte Entlastung durch die Erweiterung des Vorstands ist nicht eingetreten. Wann man denn Feedback geben könne, fragt die Fachschaft. Ich bin verwirrt, ich dachte, aus genau dem Grund hätten sie den Punkt auf die Tagesordnung gesetzt. Jemand schlägt eine Evaluation vor, ähnlich der von Univeranstaltungen am Semesterende. So oder so wird schließlich doch Feedback gegeben. 

Kritisiert wird vor allem die (fehlende) Redeleitung und Moderation der Sitzungen. So gehen zum Beispiel Anträge auf Schließung der Redeliste bei häufigen Wiederholungen in letzter Zeit ausschließlich von Teilnehmenden aus, nie aber vom Vorstand. Es werde zu selten darauf hingewiesen, wenn Redebeiträge abschweifen. Natürlich sind sich auch hier nicht alle einig: als „Redegremium“ sei es in der FSK richtig, dass Leute auch mal abschweifen und so „abstraktere Zugänge“ zu Themen finden, die Redeleitung sei in Ordnung und es sei normal, dass bei den langen Sitzungen auch beim Vorstand die Konzentration nachlasse. „Ich finde das auch super wichtig, über alles zu reden“, erklärt jemand und schlägt vor, Diskussionen zu unterbrechen und aufgekommene Themen für spätere Sitzungen zu notieren. Kritisiert wird von den Fachschaften außerdem, dass es schwierig sei, wenn Vorstandsmitglieder zusätzlich für eine Fachschaft sprechen. 

Außerdem herrscht Verwirrung über die Redelisten – die Physik schlägt wieder ein Shared Document vor, das heute anscheinend ein Allheilmittel ist. „Ich persönlich bin der Meinung, dass Abschweifungen essenziell sind“, fügt noch jemand hinzu. Die Fachschaft Sport bittet an dieser Stelle sehr passend die Fachschaften auch um Selbstreflexion – muss man sich zum Beispiel wirklich melden, nur um vorherigen Beiträgen zuzustimmen oder eine Meinung zu wiederholen? Und könnte man nicht zumindest ein paar grundlegende Dinge über die FSK wissen, wenn man daran teilnimmt? 

In wenigen Minuten ist es Mitternacht und alle rennen zu den Toiletten. Ich gehe mit einem mulmigen Gefühl nach Hause. Irgendwie war es so chaotisch, dass wir alle durch diesen Abend gefallen sind. Bin ich müde? Platter auf jeden Fall als nach der letzten FSK (die bis 3 Uhr ging). Es bleiben die Unsicherheit und das Gefühl, dass es doch lohnendere Arten gegeben hätte, den zusätzlichen Tag ausklingen zu lassen.


PHILIPPs bisherige Abenteuer bei der FSK findet ihr hier. Mehr darüber, was die FSK überhaupt ist, erfahrt ihr hier.

(Lektoriert von Gast und jok.)

ist 2000 nahe Zürich geboren. Studiert Literaturvermittlung in den Medien. Bei PHILIPP seit Januar 2023 aktiv und seit April 2023 Chefredakteurin. Schreibt am liebsten Protokolle und FSK-Berichte.

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