Von Philipp zu Patrick: Dublin – Metropole an der Ostküste 

Von Philipp zu Patrick: Dublin – Metropole an der Ostküste 

Fotos: Hendrik Floter; Collage: Elija Ash Pauksch

Im September 2023 ist Hendrik mit seiner Freundin für den Master von Marburg nach Dublin gezogen. Er studiert dort Journalismus. Von Pub-Abenden über stressige Uni-Abgaben bis zu Ausflügen an die raue Küste im Westen der Insel erlebt er viel – und berichtet für PHILIPP davon in seiner Kolumne Von Philipp zu Patrick.

Jede Stadt hat eine gewisse Energie an sich. Marburg fühlte sich für mich immer gemütlich und angenehm ereignisarm an. Irgendwie dörflich, aber genau auf die richtige Art und Weise. Die Stadt lebt von den Studierenden und dem Kneipenleben. Ich habe es immer genossen, in wenigen Minuten überall mit dem Fahrrad hinzukommen. Und in der Natur ist man auch sehr schnell. 

Doch auch wenn ich Marburg sehr schätze, ist Dublin lebenswerter. Die Stadt ist sehr belebt, aber nicht überwältigend. Dabei ist die Größe nur ein Faktor von vielen. Für eine europäische Hauptstadt ist Dublin recht klein, rund 500.000 Menschen leben hier. Auf der irischen Insel ist das allerdings bei weitem die einwohnerreichste Stadt. Die viertgrößte Stadt der Republik Irland, Limerick, ist mit rund 60.000 Einwohner*innen schon auf Marburg-Niveau. Dublin ist eine Metropole, aber sie verschluckt einen nicht. Das liegt auch an der Historizität und vielfältigen Kultur der Stadt.

Brücken über die Liffey 

Der irische Name für Dublin ist ‚Baile Átha Cliath‘Der Name ‚Dublin‘ leitet sich von ‚dubh linn‘ ab, was so viel wie ‚schwarzes Wasser‘ bedeutet. Es wird daher angenommen, dass die Stadt nach ihrem Fluss benannt wurde. Unter dem Namen ‚Baile Átha Cliath‘ finden sich aus dem Jahr 104 erste Erwähnungen. Im 12. Jahrhundert wurde die Stadt von England eingenommen. Ganz Irland stand bald unter britischer Herrschaft. Dublin war seit jeher das Zentrum der Insel. Im Kampf um Unabhängigkeit am Anfang des 20. Jahrhunderts spielten sich die wichtigsten Ereignisse hier ab. Dublin wurde zur Hauptstadt des freien Irlands.

Das Stadtbild beinhaltet die unterschiedlichsten Architekturstile. Viele Wohnhäuser und öffentliche Gebäude sind im Georgianischen Stil erbaut. Mehrere Stadtviertel sind von Reihen von kleinen Arbeiterhäusern geprägt. Im Südwesten am Fluss liegt das irische Silicon Valley, hier haben sich alle großen Unternehmen wie Google und Co. angesiedelt. Ein wichtiges Merkmal der Stadt sind die zahlreichen Brücken über die Liffey, welche alle einzigartig sind. Das größte Wahrzeichen ist das Trinity College. Der Campus der Universität besteht aus zahlreichen Georgianischen Gebäuden, die sich über eine Fläche von 190.000 m² im Süden der Innenstadt erstrecken. Zum Vergleich: Das ist ungefähr die 10-fache Fläche der Unibib in Marburg. Im Westen der Stadt befindet sich der riesige Phoenix Park, in welchem auch die Residenz des irischen Präsidenten ist. 

Das beste Guinness der Stadt

In Dublin gibt es eine aktive Kunstszene, zahlreiche Galerien, Theater und Museen. In vielen davon ist der Eintritt frei. Direkt am Fluss findet sich das Kneipenviertel Temple Bar. Die Pubs entlang der mit Kopfstein gepflasterten Gassen werden allerdings eher von Tourist*innen als von Einheimischen besucht. Der nach dem Viertel benannte Pub wartet mit dem sportlichen Preis von 8,95 € für ein Pint auf. 

Die vielen verschiedenen Pubs machen grundsätzlich das Stadtbild aus. Teilweise sind sie mehrere hundert Jahre alt, mit Kaminfeuer, Live-Musik und so groß, dass sie mehrere Räume mit Bars beinhalten. Viel Holz und gemütliche Ledersitze sind charakteristisch. Viele Pubs haben eine besondere Geschichte. Im Gravediggers gibt es angeblich das beste Guinness der Stadt. Der Pub ist an die Außenwand des größten Friedhofs Irlands gebaut. Früher (und vereinzelt wohl auch noch heute) kehrten Bestatter im Pub ein – daher der Name Gravediggers

Die Deutsche Bahn ist schlimm, Dublin Bus ist schlimmer

Wie kommt man in Dublin von A nach B? Leider nur mit dem Bus. Seit Anfang 2000 ist ein U-Bahnnetz geplant. Die ewige Verzögerung dieses Vorhabens ist mittlerweile ein Running Gag. Die Straßenbahn Luas (‚Geschwindigkeit‘) bedient eine Nord-Süd- und Ost-West-Achse im Zentrum der Stadt. Der Vorortzug Dart fährt entlang der Küste. Kurz nach meiner Ankunft habe ich gemerkt: Die Deutsche Bahn ist schlimm, Dublin Bus ist schlimmer. Die Busse kommen manchmal gar nicht, mal bis zu 10 Minuten zu spät und fahren – was ich am schlimmsten finde – oft auch zu früh ab! Einen Bus zu verpassen, obwohl man pünktlich an der Haltestelle ist? Hier schon oft erlebt. Es braucht viel Geduld. Da der innerstädtische Verkehr so schlecht ist, kümmern sich meine Dozent*innen allerdings nicht darum, wenn jemand zu spät kommt.

Was gibt es hier noch so? Essen aus aller Welt, zahlreiche kleine, aber hübsche Parks, einen Kanal im Norden der Stadt, an dem man entlang joggen kann, jedes Wochenende einen Flohmarkt in einem anderen Stadtteil und eine Vielzahl an klapprigen Fußballstadien. In Dublin gibt es die Möglichkeit, jedes Wochenende unterschiedlich zu gestalten. Trotzdem finde ich in Dublin auch Ruhe, ich bin selten mit der Fülle des kulturellen Lebens und den vielen Menschen überfordert. Gerade deswegen habe ich die Metropole an der Ostküste ins Herz geschlossen. 

(Lektoriert von hab und let.)

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