Von Philipp zu Patrick: Das Studileben in Dublin
Fotos: Hendrik Floter; Collage: Elija Ash Pauksch
Im September 2023 ist Hendrik mit seiner Freundin für den Master von Marburg nach Dublin gezogen. Er studiert dort Journalismus. Von Pub-Abenden über stressige Uni-Abgaben bis zu Ausflügen an die raue Küste im Westen der Insel erlebt er viel – und berichtet für PHILIPP davon in seiner Kolumne Von Philipp zu Patrick.
Dublin ist durch den Fluss Liffey in Norden und Süden geteilt. Ich studiere an der Dublin City University (DCU), die eher im Norden der Stadt liegt, fast ein wenig näher am Flughafen als am Zentrum. Die DCU wurde in den 1970er-Jahren gegründet, auch weil es im Norden noch keine Universität gab. Der Norden Dublins ist im Vergleich zum Süden historisch von geringerem Einkommen geprägt, viele Menschen gehören der „working class“ an. Wenn ich meine Freundin am Trinity College besuche, meine ich diesen Unterschied auch in der Studierendenschaft zu bemerken. Viele Studierende an der DCU kommen aus den anliegenden Stadtteilen und wohnen noch zuhause.
Schule oder Uni?
Das Studierendenleben in Irland unterscheidet sich sehr von dem in Deutschland. In Marburg habe ich Soziologie und Politikwissenschaft studiert. Drei Veranstaltungen pro Woche waren für mich das Höchste der Gefühle. In meinem Master hier ist das ganz anders. Vier Tage die Woche Uni, davon an zwei Tagen von morgens um 10 bis abends um 17 Uhr. Die Ausrichtung der DCU ist, Studierende so schnell wie möglich auf das Berufsleben vorbereiten. Mein Hauptkurs ist montags bis mittwochs, in dem ich schreiben, recherchieren, Interviews führen und auch mit Kameras, Audioaufnahmen und Schnittprogrammen umzugehen lerne.
Oft sage ich morgens: „Ich habe heute bis 17 Uhr Schule“, weil es sich für mich, jedenfalls im Vergleich zu Deutschland, sehr danach anfühlt. Den Dozierenden ist sehr wichtig, dass alle immer präsent sind und den Stoff mitbekommen. Jede Woche bekommen wir Hausaufgaben (die ich auch immer so nenne), die wir bis zur nächsten Woche abgeben müssen. Der Unterricht ist recht frontal und immer wieder durch praktische Übungen unterbrochen. Das Semester wird in jedem Kurs mit einer Abgabe in der Mitte und einer am Ende abgeschlossen. Pro Semester habe ich vier Kurse. Diese zerstückelte Leistungsprüfung ist stressig. Ich habe das Gefühl, dass hier mehr auf Quantität gesetzt wird. Die Semester sind auch ein wenig anders aufgebaut. Die Vorlesungszeit ist von September bis Ende November und im Frühjahr von Mitte Januar bis Mitte April. Nichtsdestotrotz: Ich habe in den letzten vier Monaten so viel gelernt, wie zuvor noch nie an der Uni.
Eine Bestandsaufnahme
Was ich (manchmal) vermisse: Die Marburger Mensa. Ir*innen sind davon überzeugt, dass eine Mahlzeit nicht komplett ist, wenn sie nicht zwei Sorten von Kohlenhydraten beinhaltet. Ein Mittagessen bestehend aus einem Stück Lasagne, Pommes und Kartoffelstampf ist hier ganz normal. Manchmal sehne ich mich nach den legendären Rote-Beete-Puffern. Dafür ist das Essensangebot recht breit gefächert – als Vegetarier*in oder Veganer*in muss man allerdings oft sein Essen selbst mitbringen.
Was ich genieße: Meine Universität hat einen eigenen Pub mit – für Dublin – sehr guten Preisen für Pints. Manchmal fällt es schwer, in die Vorlesung und nicht in die College Bar zu gehen. Außerdem gibt es auf meinem Campus einen Supermarkt mit günstigem Kaffee und süßem Gebäck. Den braucht es auch – die Universität liegt in einem Wohnviertel mit sehr wenig Einkaufsmöglichkeiten.
Was ich gelernt habe: Mit seinen Kommiliton*innen geht man hier meistens direkt nach der Uni aus. Ich bin schon an mehreren Abenden mit Rucksack und ohne Abendessen durch Pubs gezogen. Wenn man mal eine „Night Out“ plant, geht das ebenfalls nur unter der Woche. Meine irischen Mitstudierenden sind sehr familiär und fahren am Wochenende meistens nach Hause. Teils liegt das aber auch an der großen Wohnungsnot. Einige von ihnen haben nur ein Zimmer von Montag bis Freitag, um Geld zu sparen.
P.S.: Wer Guinness noch nicht mag, lernt es hier lieben. Außerdem holt man sich damit den Tagesbedarf an Eisen.