Abenteuer FSK: Das neueste Testament

Abenteuer FSK: Das neueste Testament

Kühlschränke, Kühltruhen, Amazon und Klausurzweittermine – all das wurde am 13. Juli auf der Fachschaftenkonferenz besprochen. Wie das Abenteuer Fachschaftenkonferenz für PHILIPP begann und was die FSK überhaupt ist, erfahrt ihr hier.

Der letzte Kurs des Semesters liegt hinter mir, das Wetter ist überraschend gut. Dafür bin ich spät dran – mein vorheriges Seminar wurde eine knappe Viertelstunde überzogen. Als ich außer Atem vom Treppensteigen in die Oberstadt bei der Alten Uni ankomme, gestaltet sich die Suche nach dem Raum dank handgeschriebener Schilder einfacher als gedacht. Das einzige Problem: mehr Treppen. „Zur FSK 2 Stockwerke hoch“, weist das Schild am Treppenansatz an. Als ich um 20:13 Uhr den bereits gut gefüllten Raum betrete, befürchte ich kurz, dass es keine freien Stühle mehr gibt, aber entdecke schließlich doch noch einen. Sobald ich mich setze, umgibt mich der Keksduft von einem der von der ausrichtenden Fachschaft Roter Faden auf den Tischen verteilten Snackteller. Zwei weitere Fachschaften treffen suchenden Blickes ein. Zumindest war ich nicht die Letzte. 

Sommersonne, Sommerfeste, Sommerpause

Die Berichte der Fachschaften beziehen sich heute vor allem auf drei Themen. Die Sommerfeste sind gut gelaufen – nur bei einem hat es gewittert. Die OE-Planung hat begonnen. Und die Sommerpause steht an, weshalb bei vielen Fachschaften bereits jetzt wenig los war. Nachdem bei der letzten Sitzung bereits einige Fachschaften von Meisterschaften erzählt hatten, erwähnt die Chemie nun auch eine Olympiade. Wie sie dabei abgeschnitten hat, wird jedoch nicht ausgeführt. Die Mathe-Info kommt natürlich nicht umhin, ihre geringe Mitgliederzahl zu erwähnen. Zwar seien ein paar neue Gesichter in den Sitzungen aufgetaucht, aber das neue Problem sei jetzt, diese zu halten. Insbesondere da hierfür normalerweise soziale Aktivitäten nach den Fachschaftssitzungen hilfreich seien, aktuell jedoch durch Klausuren zu wenig Energie für Soziales bliebe. 

Ein paar Fachschaften erwähnen auch geplante Fachschaftswochenenden. Die Fachschaft Sport, die neben der Fachschaft Erziehungs- und Bildungswissenschaften am stärksten vertreten ist, berichtet von ihrem Chill ohne Grill-Event, bei dem vor allem Fachschaftsmitglieder gewesen wären. Auch die veranstaltete Sportiparty sei nicht so gut gelaufen wie sonst. Die Fachschaft Psychologie erzählt ausführlicher von ihrem Sommerfest. So sei eine Olympiade mit Dozierenden und Studierenden veranstaltet und ein Lehrpreis auf Basis von Evaluationen vergeben worden. Es hätte außerdem Elektrogrills gegeben, vielleicht hat auch das zum Erfolg beigetragen. Seit dem letzten Semester würden zudem am Fachbereich Psychologie Vertrauensdozierende gewählt, die als Ansprechpersonen bei Studien- aber auch privaten Problemen zur Verfügung stehen. Da das gut gelaufen sei, solle das System fortgesetzt werden.

Fehlversuche

Unter dem Punkt ‚Hochschulpolitik‘ berichtet der Vorstand, dass in einem Gespräch mit dem Präsidium besprochen wurde, dass an manchen Fachbereichen die Studierenden wählen können, ob sie Prüfungsleistungen am Erst- oder Zweittermin ablegen wollen. An anderen Fachbereichen hingegen ist diese Wahl nicht möglich, teils gibt es gar keinen Zweittermin oder das Wahrnehmen des Zweittermins führt zu einem automatischen Fehlversuch. Das Thema und ob es künftig eine einheitliche Regelung geben soll, wurde einige Tage nach der FSK noch einmal in der Studienkonferenz behandelt, mit dem Ergebnis, dass die Handhabung jedem Fachbereich selbst überlassen bleibt. Das bedeutet zwar, dass sich im Grunde genommen erstmal nichts ändert, die Fachschaften aber die Möglichkeit haben, im jeweiligen Fachbereichsrat Gespräche diesbezüglich anzuregen, da nun zumindest die Zuständigkeit geklärt ist. Nervig ist diese Entscheidung vor allem für diejenigen, die Kurse an mehreren Fachbereichen belegen, wie es inzwischen viele Studiengänge vorsehen. Durch uneinheitliche Anmeldefristen, Zweitversuchsregelungen und Co. wird die Organisation und Orientierung nicht gerade einfacher.

Einige Fachschaften hatten von den Themen der Gremienklausur sogar bereits von Fachbereichsseite gehört. Der Vorstand wirft ein, dass es zumindest ein kleiner Fortschritt sei, dass die Fachbereiche diesbezüglich transparenter vorgehen, da sie sich bei der letzten Gremienklausur beschwert hätten, dass die Studierenden bei solchen Themen nicht genug mitgenommen werden, was vom Präsidium jedoch eher übergangen worden sei. Die Gremienklausur ist ein Treffen aller Statusgruppen der Uni. Das Präsidium, die Dekanate, Studierende, Wissenschaftliche Hilfskräfte, die Verwaltung und Senatsmitglieder, sprechen hier etwa über Zielvereinbarungen und Forschungsschwerpunkte. So soll auch die uniinterne Vernetzung gestärkt werden. 

Der neue Kanzler, Claas Cordes, habe insgesamt einen positiven Eindruck hinterlassen, berichtet der Vorstand weiter. Insbesondere habe er über Nachhaltigkeitsziele gesprochen, so hat er etwa bei seiner vorherigen Anstellung an der HTW Berlin ein Umweltmanagement eingeführt. Für die Uni Marburg habe er jedoch noch keine konkreten Vorschläge gehabt. Ansonsten habe er über Themen wie Digitalisierung und bauliche Maßnahmen gesprochen, die Studierenden seien wenig explizit vorgekommen. 

Geschüttelt, nicht gedreht

Die Ausleihe, so berichtet Vorstandsmitglied Lucas, werde immer noch gut genutzt, allerdings sei ein Mischpult abhandengekommen. Er bittet also alle darum, nochmal zu überprüfen, ob dieses noch irgendwo herumsteht. Außerdem soll die Ausleihe weiter ausgebaut werden. Die vorläufige Neuanschaffungsliste – eine ordentliche Exceltabelle – beinhaltet ungefähr die in der letzten Sitzung besprochenen Gegenstände. Zeit für Diskussionen und Abstimmungen! Aber irgendwie fehlt auf der Liste doch etwas … „‘ne Kühltruhe“. Ungläubig, resigniert klingt die Antwort des Vorstands: „‘ne Kühltruhe?“ Das Thema scheint jedoch Viele zu beschäftigen. Die Politik hat für ihr Sommerfest Kühlschränke für Getränke gemietet – das wäre doch sonst eine Alternative: ein Kühlschrank. Die Vergleichende Kultur- und Religionswissenschaft (VKR) hat dafür keinen Bedarf, sie hat einen alten Kühlschrank aus einer WG. Dem fehlt zwar ein Fuß und er braucht ein paar Tage, um abzukühlen, aber er existiert und sie würden ihn auch der Politik ausleihen. Die Geographie erzählt, sie habe einfach einen Kühlwagen inklusive Getränken gemietet, das sei logistisch viel einfacher. Der Hinweis des Vorstandes, einen Kühlwagen würden sie nicht für die Ausleihe bekommen, ist wohl nur halb als Witz gemeint. Daraufhin bricht eine Diskussion über die fachgerechte Handhabung von Kühlschränken aus. Die müssten doch vor der Benutzung eigentlich ein oder zwei Tage stehen, wegen der Kühlflüssigkeit. Ne, aber zumindest zwölf Stunden müsse man sie vor der Benutzung schon ruhen lassen. Damit fällt der Kühlschrank raus, weil niemand vor Veranstaltungen so viel Zeit hat. Und eine Kühltruhe? Die muss man doch nicht ruhen lassen, oder? „Kühltruhen werden ja nicht gedreht.“ „Ja, aber die werden geschüttelt.“ 

Nachdem nun alle aufgewärmt sind, wird auch der aufgelistete Werkzeugkasten in Frage gestellt. Ist der noch nötig, wenn im nächsten Semester die AusleihBar im Semesterticket enthalten ist? Und außerdem: In vielen Fachschaftsräumen sei ja sowieso so viel „Arsen“ (Korrektur durch den Sitznachbarn: „Asbest“) in den Wänden enthalten, dass man da ohnehin nicht hineinbohren sollte. Das erste Argument überzeugt, zumindest irgendwie. Der Werkzeugkasten wird letztendlich aussortiert, wobei sich rekordverdächtig acht von elf stimmberechtigten Personen enthalten. Für mehr Kontroverse sorgt die Luftpumpe – es stellt sich heraus, dass es mehr Luftpumpen-Arten gibt als ich dachte. Während die Fachschaft Sport für eine akkubetriebene Luftpumpe plädiert, spricht sich die Mathe-Info für eine mit Kabel aus. Nachdem verschiedene Varianten von Luftpumpen und deren Vor- und Nachteile ausführlich besprochen wurden, schaffen auch diese es nicht in den finalen Kaufplan. 

Die Mathe-Info wirbt außerdem für besseren Kabelschutz und schlägt die Anschaffung von Kabelbrücken und/ oder Kabelmatten vor. Bei der Vorort-Recherche wird in das Suchfeld schnell mal „kbelmatte“ eingegeben, woraufhin Google kurzerhand nach „krabbelmatte“ sucht. Als schließlich doch Kabelmatten gefunden werden, stellt sich die Frage, ob 3 mm die durchschnittliche Dicke ist. Jemand sagt, er habe so eine Matte schonmal „in echt“ gesehen und das sei doch recht dünn. Während ein Vorstandsmitglied noch mit der Exceltabelle kämpft, wird weiter über Kabelbrücken und -schutzmatten diskutiert. Am Ende werden es 8 mm. Wenig Debattenpotential besitzen hingegen die Elektrogrills, denn die wollen alle. Also werden nur das Modell und die Anzahl besprochen. 

Energiesparmaßnahmen und die Cantina Band

Die Geographie berichtet, während die Liste der Anschaffungen aktualisiert wird, ihr Fachbereich dürfe ab 20 Uhr wegen Energiesparmaßnahmen eigentlich nicht mehr betreten werden, weder von Studierenden oder der Fachschaft noch von Dozierenden. Die Biologie erklärt, an ihrem Fachbereich könne man Zugangsberechtigungen bekommen, da etwa die Fische und Kröten gefüttert werden müssten. Vielleicht ginge das ja auch an anderen Fachbereichen. Andere Fachschaften hatten bisher noch keine Probleme dieser Art. Einig sind sich alle in dem Eindruck, dass die zunächst als Übergangslösung wahrgenommenen Energiesparmaßnahmen der Uni wohl zu einem Dauerzustand werden.

Danach wird im Schnellverfahren über die einzelnen Anschaffungen abgestimmt, benötigt wird jeweils eine Mehrheit. Nachdem über alles einzeln abgestimmt wurde, wird nun noch einmal über die finale Liste als Gesamtwerk abgestimmt. Danach gibt es eine kurze Pause. Die Cantina Band ist zurück. Um 22:15 Uhr geht es weiter. Jemand sitzt auf einem Heizkörper am offenen Fenster. Kurz nachdem die Sitzung fortgesetzt wurde, neigt sich der Akku des präsentierenden Laptops dem Ende zu, das Kabel ist aber schnell gefunden und die Sitzung wird nicht aufgehalten. 

Bereits während der Besprechung der einzelnen Anschaffungen war Kritik daran aufgekommen, dass die Liste größtenteils Links zu Amazon enthält. Die Kritik findet inhaltlich schnell Anklang, der Antrag, einen Antrag diesbezüglich zu stellen, stößt jedoch auf Empörung. Das Problem: Geschäftsordnungsanträge (GO-Anträge) können nur auf bestimmte, in der Geschäftsordnung festgelegte Dinge gestellt werden. Der Antrag wird also umformuliert, zu einem Antrag auf Änderung der Tagesordnung, der schriftlich eingereichte Anti-Amazon-Antrag unter dem Tagesordnungspunkt ‚Anträge‘ ergänzt und alles hat wieder seine Ordnung. 

Als wir den Punkt ‚Anträge‘ erreichen wird auch über eben diesen neuen Antrag gesprochen. Statt bei Amazon oder ähnlichen Plattformen zu bestellen, solle lieber regional oder bei kleineren Händlern gekauft werden. Schnell kristallisiert sich heraus, dass niemand ein Fan von Amazon ist, die neue Formulierung aber den Aufwand von Anschaffungen deutlich erhöhen würde, was wiederum dazu führen würde, dass weniger angeschafft würde. Da sich die Argumente schnell im Kreis drehen, stellt schließlich jemand einen (regelkonformen) GO-Antrag auf eine Schließung der Redeliste. Das Ergebnis: Die Formulierung wird etwas aufgelockert, es soll „wenn möglich“ nicht mehr bei Amazon bestellt werden. In diesem Zusammenhang erklärt eine Person allen Anwesenden das Prinzip von eBay Kleinanzeigen, das jedoch für die FSK aus zeitlichen und organisatorischen Gründen ungeeignet ist.

Jemand kommt noch einmal auf den finanziellen Aspekt zurück und fragt, ob die FSK überhaupt so viel Geld ausgeben müsse, weil eigentlich könne man doch auch „mit weniger Zeug“ gut leben. Der Vorstand erklärt, dass die zur Verfügung stehenden Gelder möglicherweise gekürzt werden, wenn sie nicht genutzt werden und dass die Ausleihe den kritisierten Konsum nicht fördere, sondern diesem entgegenwirke, weil durch die Existenz der Ausleihe nicht jede einzelne Fachschaft die gleichen Gegenstände anschaffen muss. 

Die letzte Seite 

Das letzte Mal war ich während meines Bachelors in diesem Raum, für den obligatorischen zweisemestrigen Bibelkurs, dessen Sinn sich mir bis heute nicht ganz erschließt. Ich kann mich noch gut an die Pinnwände mit den abenteuerlichen Zetteln erinnern. Auch heute enttäuschen sie nicht: An der Pinnwand an der gegenüberliegenden Wand hängen bunte Kreise, die mit Begriffen wie „Diebstahl, Raub, Entführung“ oder „Schadensermessung“ beschriftet sind. Der Kontext bleibt ungewiss. In der Sitzung sind wir inzwischen bei der Terminfindung angekommen. Eine Sommerpause wäre nicht zwingend notwendig, man ist sich jedoch schnell einig, dass es sinnvoller ist, sich erst im Oktober wiederzutreffen, insbesondere nach Erzählungen von sommerlichen FSK-Sitzungen, die nicht beschlussfähig und sehr kurz waren und in denen niemand etwas zu berichten hatte. So landen wir schließlich bei einem Termin Ende Oktober. 

Wenig überraschend, dafür aber umso passionierter schlägt die Fachschaft Biologie die Lahnberge als Treffpunkt vor. Schnell findet sich die Mathe-Info als Unterstützerin – die beiden Fachschaften wollen in Kooperation das Treffen organisieren. Eine Sitzung auf den Lahnbergen wäre „historisch“, argumentiert Vorstandsmitglied Lucas (ebenfalls aus der FS Bio) und er wolle zumindest einmal eine Sitzung dort abhalten. Kurz scheint sich ein Gegenvorschlag anzubahnen – eine Fachschaft erkundigt sich, was man denn überhaupt organisieren müsste. Nach einer Erklärung, eröffnet sie, sie hätten wohl sowieso zu wenig Platz. Die Hoffnung steigt bei den Lahnberge-Fans, aber dann springt die Kunstgeschichte doch noch ins Rennen. Es wird abgestimmt und die Lahnberge verlieren trotz Vorschlägen wie einem improvisierten Studibus-Shuttle oder einer an die Sitzung anschließende Nachtwanderung zurück in die Stadt. Überzeugt hat wohl das Argument, dass die nächste Sitzung länger dauern wird, da unter anderem ein neuer Vorstand gewählt wird.

Wie bereits bei der letzten Sitzung wird die Verkündung des Todeszeitpunkts unterbrochen (entwickelt sich hier eine neue Unart?). Der Todeszeitpunkt kann aber schließlich doch noch ausgerufen werden: „23:05 Uhr.“ Damit endet ein Abend, an dem nur eine einzige Person als sie zu Wort kommt zugibt, dass sie nichts Neues beizutragen hat, weil alle ihre Argumente schon genannt wurden, obwohl es viele Chancen für eine solche Erkenntnis gegeben hätte.

(Lektoriert von jok und let.)

ist 2000 nahe Zürich geboren. Studiert Literaturvermittlung in den Medien. Bei PHILIPP seit Januar 2023 aktiv und seit April 2023 Chefredakteurin. Schreibt am liebsten Protokolle und FSK-Berichte.

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