Abenteuer FSK: Schlossblick, Sturm und Tomaten

Abenteuer FSK: Schlossblick, Sturm und Tomaten

Wie das Abenteuer Fachschaftenkonferenz für PHILIPP begonnen hat, lest ihr hier. Von Tomaten über mysteriöse Weihnachtsbäume bis hin zu ausführlichen Berichten und Diskussionen über Grillverbote und fehlende Fachschaftsmitglieder – bei der FSK am 22.06. wurde wieder Verschiedenstes besprochen. PHILIPP war dabei, um euch von den Dramen zu berichten.

Nachdem dunkle Regenwolken meinen letzten Besuch bei der Fachschaftenkonferenz (FSK) überschattet haben, wurde diesmal Gewitter vorhergesagt – Orkanböen inklusive. Nach der Sintflut kommt der Sturm oder so ähnlich. Bis auf etwas Donner, Blitz und Regen während ich in einem Seminar saß, habe ich davon zum Glück nicht viel mitbekommen und kam diesmal sogar trocken bei der FSK an. Wie letztes Mal angekündigt, fand diese bei den Wirtschaftswissenschaften statt. 

Referat mit Schlossblick

Während ich in den zweiten Stock laufe, wird es mit jedem Treppenabsatz wärmer. Im Raum angekommen, stellt sich wieder die nur scheinbar marginale Frage: Wohin setze ich mich, wenn ich niemanden kenne? Nach ganz hinten als unauffällig beobachtende Journalistin? Irgendwie albern. Also lieber mittenrein. Von dem Platz, auf dem ich am Ende lande, habe ich immerhin Schlossblick. Überhaupt bietet sich hier ein Ausblick auf schöne, alte Gebäude, Bäume, die Lutherkirche – na gut und ein mit Schieferplatten bedecktes Haus.

Aber zurück in den Raum: Nur schwerfällig, unter quietschendem Protest lässt sich der Tisch vor mir ausklappen. Aber er ist groß genug für ein Din-A4 Blatt. Das hat er immerhin anderen Uni-Tischen voraus. Die Raumaufteilung erinnert heute mehr an ein Seminar als an einen unterirdischen Biergarten, so dass sich die FSK ein bisschen wie ein überlanges Referat mit vielen Zwischenfragen und -meldungen anfühlt. Statt Gummibärchen und Dosenbier fallen heute Tomaten und von der Fachschaft Wirtschaftswissenschaften bereitgestellte Energy Drinks ins Auge. Moment. Tomaten? Ja, neben mir hat tatsächlich jemand einen kleinen Eimer Tomaten vor sich auf dem Tisch platziert. 

Nachdem die Beschlussfähigkeit festgestellt wurde – es sind genug stimmberechtigte Menschen anwesend – wird eine minimale Ergänzung der Tagesordnung beschlossen. Punkt drei, der Beschluss des Protokolls der letzten Sitzung, ist offensichtlich eher eine Formalität: Nach einer kurzen Abstimmung stellt sich heraus, dass (zumindest von den vor mir sitzenden Personen) niemand das Protokoll gelesen hat. Hinter mir murmelt jemand „Äh, was?“, dann raschelt es und das Protokoll wird einstimmig angenommen. Als Gast ist diesmal eine Person aus dem Nachhaltigkeitsbüro anwesend, die kurz dessen Arbeit vorstellt und erklärt, dass es an jedem Fachbereich Strukturen und Ansprechpersonen gebe, die sich um eine Verbesserung der Nachhaltigkeit an der Uni bemühen. Auf Nachfrage der Vortragenden stellt sich heraus, dass einige der Anwesenden bereits davon gehört haben – was sie sichtlich überrascht.

Grillverbot, Meisterschaften und Schimmel

Einige Berichte der Fachschaften drehen sich um Meisterschaften nach Vorbild der Medimeisterschaften, einem europäischen Sportfestival für Medizinstudierende. Während die Wirtschaftswissenschaften bei ihrer Meisterschaft nicht gut abschnitten, konnte die Psychologie bei der Psycholympia zwei Preise mit in den Fachschaftsraum nehmen und auch die Mediziner:innen waren beim Fußball erfolgreich. Doch auch abseits davon ist seit der letzten Sitzung einiges passiert. Das von den Wirtschaftswissenschaften organisierte Flunkyball-Turnier wurde wenig überraschend von der Fachschaft Sport gewonnen. Die Parkdeckparty lief aus Sicht der Veranstalter:innen gut. Probleme gab es hingegen bei Grillplänen, berichten die Wirtschaftswissenschaften und die Politikwissenschaft: Grillen mit Kohle ist aufgrund des trockenen Sommers verboten.

Außerdem natürlich Thema: die aktuellen Hochschulwahlen. Einige Fachschaften berichten, dass sie dieses Jahr mehr Werbung dafür gemacht haben, so will etwa die Mathematik & Informatik (MatheInfo) ihre letztjährige Wahlbeteiligung von 7 % übertreffen und die Fachschaft Roter Faden (kurz: FaRoFa; Evangelische Theologie) möchte ihre vergleichsweise hohe Wahlbeteiligung um die 30 % halten. Wie auch die Erziehungswissenschaften haben sie dafür unter anderem mithilfe von Waffelständen Wahlwerbung gemacht.

Weniger appetitlich wird es bei der Medizin, die von Schimmel in ihrem Fachschaftsraum erzählt. Die ausführlich vorgetragene Erklärung involviert unter anderem einen Baum, der durch ein Rohr gewachsen ist, und an den Vorraum angrenzende Toiletten. Der Raum ist jedenfalls unbenutzbar und die Fachschaft musste ausziehen. Neben erneuten Schwierigkeiten mit dem BAföG – Studierende mussten teils monatelang auf Geld warten – beschäftigt sich die Fachschaft Medizin derzeit mit fachbereichsinternen Problemen, für die aktuell mit dem Dekanat eine Lösung gesucht wird und die zu diesem Zeitpunkt auf Bitte der Fachschaft noch nicht öffentlich gemacht werden sollen. Sollte es diesbezüglich neue Entwicklungen geben, wird PHILIPP natürlich darüber berichten.

Die MatheInfo, die beim letzten Mal als eine von mehreren Fachschaften Nachwuchsprobleme gemeldet hat, betont noch einmal, dass möglicherweise im nächsten Semester nur noch eine Person in der Fachschaft übrig bleibt. Zumindest ein winziger Erfolg ist aber gelungen: Nach einer Rundmail an die Studierenden sei eine neue Person zur letzten Fachschaftssitzung gekommen. Kurz darauf verkündet die VKR, sie wolle sich auf dem kommenden Fachschaftswochenende einen neuen Namen zulegen – „Fachschaft des B.A. Vergleichende Kultur- und Religionswissenschaft“ hat wohl zu viele Zungen gebrochen. Auf Infoseiten der Uni kursieren übrigens bereits verschiedene Namen für die VKR-Fachschaft, so ist sie als ‚Kulturbanausen‘ oder auch als ‚Kultvolk‘ zu finden. In der Sitzung werden diese Namen jedoch nicht erwähnt. Die Fachschaft Sport hat hingegen bereits eine sprachliche Modernisierung vollzogen: Die Sportlerpartys sollen künftig Sportipartys heißen.

„Keine Weihnachtsbäume“

21:22 Uhr. Die Tomaten wurden noch nicht angerührt. Gesalzene Erdnüsse und Chips machen die Runde. Die Präsentation beginnt, regelmäßig zu verschwinden, sodass auf der Leinwand nichts als unnatürliches Blau bleibt, bis die Präsentation wieder wachgerüttelt wurde. Der Vorstand berichtet vom Runden Tisch zur OE, bei dem unter anderem die Stadtverwaltung, Fachschaftler:innen und Vertreter:innen der Uni über die Einführungswoche sprechen. Demnach wird es dieses Jahr statt dem O-Markt die stud-i-days geben, die nur von der Uni, also ohne eine Kooperation mit der Stadt, veranstaltet werden. Es soll zudem eine gesammelte Info-Plattform zu Nebenfächern geben. Es sei außerdem die Bitte gefallen, Playboy-Ausgaben und ähnliches nicht in die AStA-Ersti-Taschen zu packen.

Einige der in der letzten Sitzung diskutierten, antizipierten Probleme haben sich in der Zwischenzeit von selbst gelöst, da diese Befürchtungen nur durch schlechte Kommunikation entstanden sind. Der Vorstand berichtet außerdem, er habe mit dem Präsidium über die ebenfalls in der letzten Sitzung vermehrt erwähnten negativen Auswirkungen der Sparmaßnahmen auf die Lehre gesprochen. Einiges davon sei „mitgenommen“ worden – was genau das heißt, bleibt abzuwarten. 

Positiv angemerkt wird zudem, dass die von der FSK organisierte Ausleihe, die Fachschaften zum Beispiel für Veranstaltungen nutzen können, gut angenommen werde. Das führt zu der Frage, ob diese um etwas ergänzt werden soll. Die Anschaffungsvorschläge reichen von batteriebetriebenen Boxen, einer Bindemaschine für Abschlussarbeiten und einem Elektrogrill bis hin zu einer Luftpumpe – unter anderem für die fünf Getränkehalter in Palmen-, Oktopus-, Regenbogen-, Einhorn- und Walform, die zu Beginn der FSK verteilt werden. Den Wal wollte diesmal übrigens niemand. Die Erwähnung eines zusammenbaubaren Plastikweihnachtsbaums führt zu einer entschiedenen, wenn auch leicht ermatteten Ablehnung seitens des Vorstands: „Keine Weihnachtsbäume.“

Als jemand einwirft, Mikrofone seien immer gut, habe ich kurz Angst – wer den Bericht über die letzte FSK gelesen hat, erinnert sich vielleicht an meine Erinnerungen an nächtliche Abstimmungen über Mikrofonfarben – doch auch dieser Vorschlag wird vom Vorstand zurückgewiesen: „Wir haben sechs Stück, die werden nie ausgeliehen.“ Nachdem alle ihre Ideen verlautbart haben, folgt der AStA-Bericht, der unter anderem von Bauarbeiten im AStA-Gebäude handelt, die dazu führen, dass einige Leute aktuell im Homeoffice arbeiten. Außerdem sei der Haushalt der Studierendenschaft beschlossen worden. Ab dem Wintersemester werde zudem die Ausleihbar im Studienausweis enthalten sein, sodass Studierende dort kostenlos Werkzeug und andere Dinge ausleihen können. 

Monatlich grüßen die Lahnberge

Wahlen, Entsendungen und Anträge gibt es diesmal keine. Die Punkte werden also nach der Pause zügig abgehakt. Einige Plätze sind jetzt nur noch von Taschen und Jacken besetzt. Ein Handy klingelt. Es gehört keiner der anwesenden Personen. Langsam dämmert es: Die Türen des Gebäudes sind von außen verschlossen. Als dank einem Sprint eines Vorstandsmitglieds kurz darauf auch die im Rahmen der Pause Ausgesperrten an ihre Plätze zurückgekehrt sind, folgen die Sondermittelanträge. Einer dieser Anträge wirft die Frage auf: „Brot für 200 Euro? Was haben die vor?“, die aber damit abgewiegelt wird, dass in den 200 Euro ja auch Dips enthalten seien. Am Ende wird der Antrag angenommen, ebenso wie zwei (leicht abgeänderte) Anträge der sich aktuell wiederaufbauenden Linken Fachschaft, eine der Fachschaften am FB 03, für Veranstaltungen und Vorträge. 

Nachdem über den nächsten Termin abgestimmt wurde, erklärt die Medizin, sie würde ja anbieten, die FSK zu veranstalten, aber es wolle ja sowieso niemand zu ihnen hoch kommen und auch die Biologie bietet ihre Räumlichkeiten mit dem Hinweis an, sie erwarte Gegenvorschläge. Monatlich grüßen die Lahnberge. Diese Vorschläge werden natürlich nicht ernst genommen, weil niemand außer den dort ansässigen Fachschaften Lust hat, einen Weg dort hoch – und vor allem dann nachts zurück in die Zivilisation – zu finden. Schließlich meldet sich die FaRoFa als ausrichtende Fachschaft. Natürlich ist das noch nicht das Ende, denn es folgt der Tagesordnungspunkt „Sonstiges“. Die Hände fliegen nahezu um die Wette in die Höhe. Die wenig aktuelle Webseite der FSK wird angesprochen („wird bereits überarbeitet“), die Energy Drinks werden erwähnt („gerne mitnehmen, waren nur für die Veranstaltung“) und auch nach dem Grillen wird ein letztes Mal gefragt („allgemein verboten, nicht nur auf Wiesen“). 

Selbst die Verkündung des Todeszeitpunkts wird von einer vorvorletzten Anmerkung unterbrochen, kann aber wenige Minuten später erfolgreich vollendet werden: „Todeszeitpunkt: 22:36 Uhr.“ Die unangetasteten Tomaten bleiben ebenso ein Mysterium wie die Frage, was ein einzelner Ausleihweihnachtsbaum für alle Fachschaften überhaupt bringen würde.

(Lektoriert von jok und let.)

ist 2000 nahe Zürich geboren. Studiert Literaturvermittlung in den Medien. Bei PHILIPP seit Januar 2023 aktiv und seit April 2023 Chefredakteurin. Schreibt am liebsten Protokolle und FSK-Berichte.

Ein Gedanke zu “Abenteuer FSK: Schlossblick, Sturm und Tomaten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Wordpress Social Share Plugin powered by Ultimatelysocial
Instagram
Twitter