Sie erfahren das Ergebnis zuerst: Der Wahlausschuss

Sie erfahren das Ergebnis zuerst: Der Wahlausschuss

Um euch die Hochschulwahlen etwas näher zu bringen, haben wir euch bereits einige der zur Wahl stehenden Listen vorgestellt. Aber natürlich wollen wir auch diejenigen, die hinter der Wahl stecken, nicht vergessen. Was der Wahlausschuss macht und wieso er eins der spannendsten hochschulpolitischen Gremien ist, erzählen euch Lara Zieß und Dominik Osman Hechler, die aktuell den Vorstand bilden.

Viele wissen gar nicht von euch. Was macht der Wahlausschuss eigentlich?

Lara: Der Wahlausschuss organisiert den studentischen Teil der Hochschulwahlen. Die Wahl wird vom zentralen Wahlvorstand der Uni (Senatskomission) und dem studentischen Wahlausschuss organisiert. Wir organisieren die Wahlen vom Student:innenparlament (StuPa) und vom Fachschaftsrat (FSR), also im Prinzip von den Gremien, in denen ausschließlich Studis sitzen. Der zentrale Wahlvorstand organisiert die Senats- und Fachbereichsrat (FBR)-Wahlen, Gremien in denen auch Studis sitzen, aber eben nicht nur.  

Dominik: Wir müssen zum Beispiel auch entscheiden, ob wir eine Onlinewahl durchführen wollen, was die letzten Jahre tatsächlich beschlossen wurde, aber wir hatten eigentlich noch die Urnenwahl als Normwahl. 

Lara: Das hat das StuPa neulich geändert.

Dominik: Genau und der Wahlausschuss hatte die letzten drei Jahre schon gesagt, dass es für viele einfacher ist, wenn es die Möglichkeit gibt, online zu wählen. Wir veröffentlichen außerdem die Wahlbekanntmachung, damit potenziell interessierte Listen informiert sind. Das ist auch öffentlich am schwarzen Brett im Verwaltungsgebäude ausgehängt. Wir kontrollieren außerdem die Listen daraufhin, dass tatsächlich Studierende zu den Wahlen antreten und nicht plötzlich Olaf Scholz sich für die Jusos aufstellen lässt, weil er in Marburg an der Uni etwas zu melden haben möchte. Und wir veröffentlichen natürlich am Ende das offizielle Wahlergebnis.

Lara: Dadurch, dass es eine Onlinewahl ist, bekommen wir das Ergebnis und werten dann nach einem festgelegten Auszählungsverfahren aus, wie viele Plätze pro Liste vergeben werden. Wir entscheiden auch über Widersprüche, wenn wir zum Beispiel Listen nicht zulassen. Und wir kümmern uns um Wahlwerbung – das ist auch Aufgabe des Wahlausschusses: Auf die Wahl aufmerksam machen. 

Und wie macht ihr Werbung für die Wahl?

Lara: Die Uni macht das natürlich teilweise, vor allem durch ihre Mails, aber wir versuchen, das zu ergänzen. Etwa durch die Aufsteller im Hörsaalgebäude. Aber: alle Listen wissen, dass sie hier Plakate aufhängen können, bisher hängt aber nur eins vom SDS

Dominik: Und die Wahlwerbung vom Wahlausschuss.

Lara: Stimmt. Also seit fast einer Woche hängen die beiden Plakate. Wir geben uns auf jeden Fall Mühe, die Wahl zu bewerben.

Dominik: Verschiedene Fachbereiche machen tatsächlich auch Werbung. Zum Beispiel im Gebäude des Fachbereich 21 sind viele Pinnwände, an denen jedes Jahr alle Wahllisten ausgehängt werden, auch für andere Fachbereiche, so dass man sich informieren kann, wer zur Wahl steht. Das wurde auch von Studierenden losgetreten. Und wir haben wunderschöne Sticker, die wir platzieren können – natürlich nur an Orten, wo wir es auch dürfen.

Lara: Ansonsten liegen die auch teilweise rum.

Dominik: Ja, im Regelfall liegen die auf Tischen in der Mensa.

Lara: Wir haben auch Flyer. Und wir wollen Infostände machen, das haben wir bis jetzt noch nicht, aber das ist auf jeden Fall für den Wahlzeitraum geplant. An denen soll es Infomaterial geben und wir werden dort auch selber über die Wahl informieren.

Dominik: Ich habe außerdem mit Professor:innen, mit denen ich durch die Fachschaftsarbeit zu tun habe, abgesprochen, dass ich, wenn ich Fachschafts-Events ankündige, auch nochmal daran erinnere: Es ist eine Onlinewahl, geht in euer Postfach und wählt – das ist kein großer Aufwand. Oder geht an die Tür vom Institutsgebäude, da gibt es einen QR-Code. Wählt. Wir haben in Marburg eigentlich keine verkraftbare Wahlbeteiligung, aber im Vergleich zu NRW zum Beispiel schon. Die kämpfen teilweise damit, die 2%-Marke in der Wahlbeteiligung zu knacken. In Marburg wählt fast jede achte Person, das ist grauenhaft, aber wenn ich bedenke, dass in – ich glaube – Düsseldorf letztes Mal nur etwa jede 37ste Person gewählt hat, dann sind wir mit jeder achten verhältnismäßig traurigerweise noch gut dabei. Mein persönliches Ziel war es, mehr Wahlbeteiligung zu erreichen als letztes Mal. Noch bin ich optimistisch. 

Wie setzt sich der Wahlausschuss zusammen? Wie oft werden Personen in den Ausschuss gewählt?

Lara: Der Wahlausschuss setzt sich aktuell aus neun Personen zusammen, das ist laut der Satzung der Student:innenschaft die Mindestanzahl. Davon sind fünf vom Student:innenparlament und vier von der Fachschaftenkonferenz (FSK) gewählt worden. Dominik wurde zum Beispiel von der FSK gewählt und ich vom StuPa.

Dominik: Genau, wir werden vom StuPa und von der FSK gewählt. In der FSK werden wir paritätisch gewählt und haben das so gegliedert, dass zuerst Personen, die auf einer FLINTA*-Liste stehen, gewählt werden und danach tritt der Rest zur offenen Wahl an. So ist dieses Semester eine zwei-zwei Zusammensetzung entstanden. Es hatten sich zwei FLINTA*-Personen und drei Nicht-FLINTA*-Personen gefunden und eine Person wurde dann eben nicht reingewählt. 

Was war vor der aktuellen Wahl die größte Herausforderung?

Dominik: Die Terminfindung für die Ausschussarbeit – wir sind ja verschiedene Studierende von verschiedenen Fachbereichen.

Lara: Ansonsten läuft es ganz gut. Ich bin seit zwei Jahren im Wahlausschuss-Vorstand, das ist immer ein Ausschuss, der sich ganz gut konstituiert und die Beschlussfähigkeit aufrechterhält. Dadurch, dass es neun Personen sind, müssen dafür fünf anwesend sein, aber das kriegen wir immer gut hin.

Dominik: Wir waren immer beschlussfähig dieses Semester.

Lara: Ja, genau, letztes Semester auch schon. Das läuft immer ziemlich gut. Das Überprüfen der Listen war auch auch noch ein großer Zeitaufwand. Wenn die Wahlvorschläge bis zu einem bestimmten Stichtag eingereicht wurden, müssen wir eben jeden einzelnen Namen überprüfen, der auf den Listen steht und jeden einzelnen Namen, der die Listen unterstützt, das ist einfach viel Arbeit.

Dominik: Dann muss man auch manchmal noch Listen anrufen, weil sie vergessen haben, sich einen Namen zu geben. Wir hatten zwei FSR-Listen, die ohne Namen antreten wollten. Eine Liste hatte praktischerweise ein Mitglied im Wahlausschuss, da konnten wir direkt nachfragen, ob die das ernst meinen. In der anderen hatte ich einen Kontakt, da konnte ich dann zum Glück anrufen und nachfragen, ob es einen Grund gibt, warum sie keinen Namen haben. Die wussten einfach nicht, dass es ein Namensfeld gab, das hatten sie gekonnt überlesen. Dann mussten die noch einen Namen einreichen, innerhalb einer festen Deadline. Deswegen konnten wir das erst danach endgültig bekanntmachen, weil wir natürlich wissen müssen, welche Liste wir überhaupt vorstellen. Das hat aber geklappt – es haben alle rechtzeitig etwas nachgereicht.

Lara: Genau. Also ich finde, dieses Jahr läuft es an sich ganz gut. Mal schauen, wie die Wahl dann läuft. Die Wahlwerbung ist auch immer ein ziemlicher Zeitaufwand, da müssen wir jetzt auch schauen, wie viele Leute überhaupt Bock haben, sich in die Hitze zu stellen und da irgendwie über Wahlen zu reden, das könnte auch nochmal ein bisschen aufwendig werden.

Dominik: Einige Listen wollen glaube ich auch Wahlstände machen, von drei Listen habe ich zumindest gehört, dass sie das planen.

Das klingt ja wirklich sehr zeitintensiv. Wieso engagiert ihr euch trotzdem im Wahlausschuss?

Lara: Das ist mit der spannendste Ausschuss, glaube ich. Im StuPa gibt es vier Ausschüsse, die besetzt werden müssen, drei davon werden gewählt, die behandeln verschiedene Themen: Härtefälle, die Prüfung vom Haushalt, was ich persönlich uninteressant finde, und eben den Wahlausschuss. Davon finde ich den Wahlausschuss am interessantesten, einfach dadurch, dass man zum Beispiel einen Einblick bekommt, wie man eine Wahl organisiert, wie viel Arbeit das ist und so weiter. Zu schauen: Was können wir mit dieser Wahl machen, wie können wir die Einflussbereiche, die wir als Studis an der Uni haben, nutzen? Wie können wir die an die Studis herantragen? Ich glaube, das ist der Ausschuss, der am proaktivsten auf die Studis zugeht und am meisten Interaktion mit den Studierenden hat. Und am Ende ist es natürlich auch spannend, weil wir das Wahlergebnis als erstes erfahren. Wobei wir das dann auch ziemlich zügig auf der AStA-Website veröffentlichen. Aber die Spannung bleibt nicht aus.

Dominik: Ich bin in verschiedenen Ausschüssen, von der Fachschaftsseite, und der Wahlausschuss ist definitiv der, der am stärksten mit Studis interagiert. Von vielen anderen Ausschüssen kriegen die Studis überhaupt nichts mit, obwohl die auch relevante Arbeit für die Studierendenschaft machen, also zum Beispiel Gremien, die entscheiden, welche Tutorien angeboten werden sollen. Ansonsten: Ich glaube ich habe ein Faible für Zahlen. Der Wahlausschuss arbeitet viel mit Zahlen, das ist auch ein Grund, warum es mir Spaß macht. Der Wahlausschuss und der Haushaltsausschuss sind für mich das Spannendste, wobei der Wahlausschuss eben ein bisschen interaktiver ist, weil der Haushaltsausschuss sich dann wirklich einfach nur noch mit Zahlen beschäftigt.

Ihr habt euch für ein walfreies Design der Wahlzeitung entschieden. Könnt ihr keine Wal-/Wahl-Witze mehr sehen?

Lara: Das Design gibt es jetzt schon zum zweiten Mal. Wir hatten letztes Jahr einen Design-Wettbewerb ausgeschrieben, da hatten wir explizit reingeschrieben: Wir wollen keine Tierwitze. Also es gab vorher nicht nur den Wal, sondern zum Beispiel auch mal eine Raupe – sowas wie „Lasst euch nicht die Wahl raupen“. Anscheinend ist das ein Ding, bei Wahlen Tiere zu nutzen, zum Beispiel ja auch bei dem Spruch „Bock auf Wa(h)l“. Die Wahl wird aber sowieso schon selten ernst genommen. Wir wollen das natürlich nicht ernster machen als es ist, aber es ist schon die geringste Möglichkeit, zu partizipieren. Gerade dadurch, dass es online ist, ist es wirklich einfach. Selbst dieser kleine Aufwand sollte aber trotzdem ernst genommen werden – wie bei jeder Wahl, egal ob Landtags- oder Bundestagswahl. Man sollte nicht einfach nur nach Namen wählen, sondern auch mal in die Wahlzeitung reinschauen und gucken: Welche Listen treten überhaupt an? Wir sind nicht allgemein unlustig, aber es ist eben schon ein ernstes Thema. Und manchmal sind die Sprüche auch nicht unbedingt witzig.

Dominik: (grinst) Also ich bin nie lustig, so als Mensch.

Lara: Ne, ich auch nicht. 

Dominik: Aber der Punkt ist auch, dass studentische Partizipation in der Organisation von Universität in Hessen gesetzlich verankert ist. Gerade, was die Fachschaftsarbeit und die Arbeit von Haushalts-, Struktur und Prüfungsauschüssen angeht, ist im Hochschulgesetz festgehalten, dass im Regelfall drei Studierende Teil davon sein müssen. Wir müssen uns also auch aktiv einbringen.

Lara: Wir sollten auch.

Dominik: Definitiv. Ich sehe oft dieselben Leute in verschiedenen Ausschüssen wieder. Auch Corona hat der Partizipation in der Hochschulpolitik auf allen Ebenen, ob StuPa, FSR oder FBR, massiv geschadet und das wurde bisher leider nicht wieder aufgeholt. Ich habe irgendwann festgestellt, dass die Fachschaften gar nicht mehr miteinander kommuniziert haben. 

Wollt ihr sonst noch etwas loswerden?

Lara: Geht wählen! Wenn ihr uns an Infoständen seht, sprecht uns gerne an – wir beißen auch nicht. Gerne nachfragen und sich einfach einbringen und die Wahl ist dafür eben die einfachste Möglichkeit. 

Weitere Informationen zur Hochschulwahl findet ihr hier: 

Wahlzeitung des Wahlausschusses

Wahlwebseite des AStA und der FSK

(Lektoriert von ans und jok.)

ist 2000 nahe Zürich geboren. Studiert Literaturvermittlung in den Medien. Bei PHILIPP seit Januar 2023 aktiv und seit April 2023 Chefredakteurin. Schreibt am liebsten Protokolle und FSK-Berichte.

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