Sneak-Review #262: I’m just a stunt guy

Sneak-Review #262: I’m just a stunt guy

Bild: Malu Wolter

The Fall Guy ist der von der Action-Community lang ersehnte neue Film von David Leitch (Atomic Blonde, Bullet Train). Angekündigt als eine Ode an die Vergessenen  das Stunt-Team – will dieser Film zu viel. Die Action-Romcom bietet zwar beeindruckende Stunts und hat einen charmanten Witz, der Plot kann aber nicht mithalten. 
 
Colt Seavers (Ryan Gosling) ist ein gefallener Stern am Stunt-Himmel. Als langjähriges Double des Actionstars Tom Ryder (Aaron Taylor-Johnson) schien sein Erfolg gesichert. Doch am Höhepunkt seiner Karriere zwang ihn ein tragischer Unfall dazu, das Set und seine Kurzzeitromanze mit der Regieassistentin Jody (Emily Blunt) zurückzulassen. Physisch und psychisch schwer angeschlagen, gibt er sich vollkommen dem Selbstmitleid hin. Doch dann wird er ausgerechnet für den ersten Film seiner verflossenen Jody angefragt: Er lässt alles stehen und liegen. Er will sie zurückgewinnen. Daraus wird jedenfalls erstmal nichts, denn Tom Ryder ist verschwunden. Colt soll ihn suchen und wird dabei in sein eigenes Action-Abenteuer verwickelt. 

Prügelknabe reloaded 

Der Film bringt die Geschichte der 1980er Jahre Kultserie Ein Colt für alle Fälle – im englischen Original The Fall Guy (übersetzt ‚der Prügelknabe‘) – auf die große Leinwand. 
Die damalige Serie hatte einen den Zeitgeist der 1980er Jahre entsprechenden flapsigen und vulgären Humor. Leitch schafft es, den Klassiker in die Neuzeit zu überführen. Persiflierend versucht der Film mit Rollenbildern zu brechen. Durch die Figur des Colts werden die harte Stuntindustrie und toxische Männlichkeit thematisiert. Auch die Rolle der Jody wird in diesem Film, im Gegensatz zum Original, eine handlungstragende Bedeutung zugewiesen. 
 
The Fall Guy ist Goslings erster Film nach Barbie. Auch hier kann er wieder durch entwaffnenden Witz und an Slapstick erinnernde Selbstgespräche glänzen. Ähnlich wie in Barbie, spielt Gosling erneut selbstironisch mit der Rolle des dümmlichen Schönlings. Eine erfrischende Humorfarbe, derer sich auch der andere Ryan, Ryan Reinolds, beispielsweise in der Deadpool-Reihe, deren zweiter Teil ebenfalls unter der Regie von Leitch entstand, bedient. Dazu gehen Colt und Ken wohl zum selben Friseur, so musste Gosling sich für diesen Film nicht gänzlich von seiner blonden Barbie-Mähne trennen. Erfrischend neu ist Goslings Verkörperung des Colt damit aber nicht. Für mich trägt Gosling dennoch diesen Film. 
 
Leitch, selbst ehemaliger Stuntman, ist für seine Action-Szenen bekannt und geschätzt. Mit diesem Film, so betonte Leitch ausdrücklich, wolle er den Stuntleuten eine Plattform geben. Es ist das Herzensprojekt des Regisseurs. Es wird nicht mit Stunts gekleckert: Nahkämpfe, Fälle, brennende Boote und halsbrecherische Sprünge lassen das Herz von Fans nostalgischer Action-Filme der guten alten Zeit höherschlagen. Dazu kommt ein Weltrekord: Insgesamt achteinhalb Umdrehungen schaffte ein Stuntauto. 

Viel Action, wenig Romcom  

 Inhaltlich hat mich der Film verwirrt zurückgelassen. Ein Kunstgriff des Filmes ist, dass er zwischen zwei Handlungen springt: die sich anbandelnde Versöhnung mit Jody am Set und die actiongeladene Suche nach dem Sternchen Tom Ryder. Dadurch war es schwierig, sich in den Film einzufinden. Zugleich ist der Humor des Films schwer einzuordnen. Ernste Dialoge werden gekleidet in einem parodieartig, ironischen 2000er Adam-Sandler-Humor. Die Figur der Jody erscheint mir wie eine reifere Version des ’Manic Pixi Dream Girls‘, ein aus den 2000ern bekannter Filmstereotyp, der hauptsächlich der Charakterentwicklung der männlichen Figur zugutekommt. 
 
Action-Fans werden mit diesem Film auf Ihre Kosten kommen. Für mich war es lediglich leichte Unterhaltung, die durch ihre stolzen zwei Stunden dazu anregt, während der Handlungseinbrüche darüber nachzudenken, wieso verdammt es immer noch keine Stuntkategorie bei den Oscars gibt.  

Ihr könnt den Film seit dem 30ten Mai in den deutschen Kinos schauen und euch selbst ein Bild machen. In der Sneak wurde der Film sehr gut aufgenommen, lediglich bei 11% fand er kein Gefallen.

(Lektoriert von nir und jok.)

Paula Köhler

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