Theater Review#34: Der Todeskrake aus der Themse

Theater Review#34: Der Todeskrake aus der Themse

Nach Produktionen wie „Casablanka Jones und die Tränen der Mona Lisa“ stellt der Verein Theater GegenStand e.V.
diesen Herbst ein neues Stück auf die Beine, welches es schafft mit nur zwei Schauspielern eine komplette Welt zu
erschaffen, die einen in eine Edgar Wallace Szenerie entführt.

Nachdem die Premiere des „Todeskraken aus der Themse“ wegen Corona mehr als drei mal verschoben werden musste, kann man das Stück nun endlich in der Waggonhalle sehen. Ursprünglich war die Erstaufführung schon für Juni 2020 geplant, und die Schauspieler haben es zwischenzeitlich vier mal einproben müssen, so Martin Esters, der die Regie übernahm. Neben Corona gab es auch andere Hürden zu überwinden; Zum Beispiel die Frage, wo man einen geeigneten Todeskraken für das große Finale herbekommt.

Eine Reise in die Londoner Unterwelt

London in den siebziger Jahren. Nach den mysteriösen Morden, die auf ein unbekanntes Tentakelwesen hindeuten, werden die Ermittler Brian „the Brain“ Brown und Annie Higgins auf den Fall angesetzt. Das unfreiwillig zusammengewürfelte Ermittlerteam könnte verschiedener nicht sein. Brian hält sich für besonders intelligent und brüstet sich mit seinen Erfolgen im Schachspiel, sehnt sich jedoch vor allem nach Anerkennung und Liebe.  Annie ist eine abgebrühte Realistin, die keine Kompromisse eingeht, gerne ihre Kampfkünste zur Schau stellt und dabei mal ein paar „Kollateralschäden“ in Kauf nimmt. Die beiden begeben sich auf die Spur der Tentakelmorde in die Londoner Unterwelt, und kommen dabei dem Geheimnis des Kraken immer näher, wobei sie in brenzlige Situationen geraten. Dubiose Schmuckhändler und Millionäre stellen sich ihnen in den Weg und scheinen irgendwie in Zusammenhang mit dem Todeskraken zu stehen.

Große Bilder trotz minimalistischer Bühne

Die beiden Schauspieler Tom Gerritz und Sabine Holzloehner meistern es bis zuletzt, in Sekundenschnelle in sämtliche 18 Rollen zu schlüpfen, was der Handlung jedoch keinen Abbruch tut, sondern zusätzlich zur Komik des Stückes beiträgt. Mit wenigen charakteristischen Accessoirs wechseln sie zwischen den verschiedenen Rollen hin und her und erschaffen so ein Bild von der Größe, wie man es von einem mehrköpfigen Ensemble erwarten würde.

Trotz der minimalistischen Ausstattung der Bühne, welche unter anderem durch profane Mittel wie Bilder eines Overheadprojektors unterstützt wird, entsteht eine Szenerie im Kopf, die an einen Edgar Wallace Film erinnert. Wortwitz und Situationskomik sorgen für ununterbrochenes Grinsen im Gesicht und laute Lacher aus dem Publikum, ohne der Spannung einen Abbruch zu tun.

Die Idee zu dem Stück entwickelte sich ausgehend vom Titel, so der Regisseur Martin Esters. Sogar einige historische Fakten sind in das Stück eingeflossen und haben die Szenen zum Teil geprägt und verändert. Edgar Wallace Fans werden über die ein oder andere Anspielung schmunzeln können oder sogar ein paar Charakterzüge Klaus Kinskis in den Nebenfiguren entdecken. Aber auch Leute, die mit den alten Filmklassikern nichts am Hut haben wird eine spannende und lustige Geschichte geboten.

Training für die Lachmuskeln

Das Stück kann genauso gesehen werden wie es daher kommt. Es braucht keine Metaebenen oder sozial- und gesellschaftskritischen Subtexte um zu Unterhalten. Spannung, Humor und eine Prise Edgar Wallace Nostalgie können einen zwei Stunden gefangen nehmen ohne den Anspruch zu haben etwas anderes vermitteln zu wollen als einen guten Abend. Zudem ist es „handwerklich“ eine beachtenswerte Leistung der zwei Schauspieler, wenn man bedenkt wie schnell sie zwischen den Rollen hin und herwechseln müssen.

Das Publikum war begeistert und schaffte es trotz der wenigen Plätze in der Waggonhalle ordentlich krach zu machen, um den beiden Schauspielern gerecht zu werden. Trotzdem wirkt die Bühne für das, was hier geboten wird fast schon zu klein und es lässt hoffen, dass die Schauspieler die Möglichkeit haben werden, noch mehr Menschen mit dieser außergewöhnlichen Aufführung zu begeistern und zum Lachen zu bringen.

Empfehlen kann man das Stück ohne Einschränkungen, egal ob Jung oder Alt, Theater-Liebhaber oder Kinogänger, Edgar Wallace Fan oder auch nicht- Ein Lachmuskelkater ist garantiert.

Wer es nicht zu den nächsten Aufführungen schafft- keine Sorge! Das Stück soll weiterhin im Spielplan behalten werden und wird hoffentlich noch einige Male gezeigt!

Nächste Termine:

Do 06.10.2022 | 20:00 Uhr | Waggonhalle

Fr 07.10.2022 | 20:00 Uhr | Waggonhalle

Sa 08.10.2022 | 20:00 Uhr | Waggonhalle

Eintritt:
VVK 12  € , AK 16 €

Text/Regie: Martin Esters

Schauspiel:Tom Gerritz, Sabine Holzloehner

Assistenz: Hannah Volk

Fotos: Tina Dürr

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Wordpress Social Share Plugin powered by Ultimatelysocial
Instagram
Twitter