Von Philipp zu Patrick: Irische Redewendungen
Bild: Elija Ash Pauksch
Im September 2023 ist Hendrik mit seiner Freundin für den Master von Marburg nach Dublin gezogen. Er studiert dort Journalismus. Von Pub-Abenden über stressige Uni-Abgaben bis zu Ausflügen an die raue Küste im Westen der Insel erlebt er viel – und berichtet für PHILIPP davon in seiner Kolumne Von Philipp zu Patrick.
In Irland spricht man Englisch und Irisch, oder Gälisch. Diese traditionelle Sprache ist auf Straßenschildern, in Bus-Ansagen und in Titeln von offiziellen Ämtern noch immer allgegenwärtig. Das Englisch der Ir*innen unterscheidet sich allerdings ein wenig von dem britischen Englisch. Manchmal wird es deshalb auch „Hibernian-English“ genannt. Die Unterschiede äußern sich in zahlreichen Redewendungen und Ausdrucksformen.
Ganz früher gab es auf der Insel nur das Irisch als Sprache. Mit den Normannen kam schließlich die englische Sprache nach Irland. Allerdings übersetzen die Ir*innen so manchen Satzbau aus dem Irischen einfach ins Englische. Typisch dafür ist der Satz: „I’m after going to University“. Ich bin nach zur Universität gehen. Hä? Soll so viel heißen wie: Ich bin gerade bei der Universität angekommen. Das zur Universität gehen liegt in der Vergangenheit. Im Irischen formuliert man das so. Der Satzbau „I’m after…“ wurde ins Englische übernommen.
Gaff, Jacks und Craic?
Für viele alltägliche Wörter werden zwar normalerweise die englischen Begriffe verwendet, es gibt aber typisch irische Kosenamen für sie. Das Haus ist zum Beispiel oft „Gaff“, die Toiletten „Jacks“. Manche dieser Begriffe rühren daher, dass die Ir*innen sich weigerten, typisch britische Synonyme wie „Loo“ für Toiletten zu benutzen und sich ihre eigenen ausdachten.
Ein paar Ausdrücke hört man hier am laufenden Band. „Craic“ (gesprochen wie „Crack“) zum Beispiel meint sowohl Spaß, also eine gute Zeit haben, als auch Gossip oder Neuigkeiten. Wenn man jemanden trifft, wird man häufig gefragt: „What‘s the craic?“ und damit aufgefordert zu erzählen, wie es einem geht und was man gerade so vorhat. Man sagt aber auch „It was good craic“, wenn man von einem netten Abend erzählt.
Damit ihr in Irland nicht nur Bahnhof versteht
Wenn etwas „sound“ ist, dann bedeutet es angemessen, entspannt oder grundsätzlich in Ordnung. Eine*n nette*n, aber nicht fantastische*n Dozent*in zum Beispiel würde man als „sound“ bezeichnen. Statt einfach nur danke sagt man oft auch „Thanks a million“, wobei diese leicht überschwänglich wirkende Formulierung bei jeder noch so alltäglichen Geste verwendet wird und Alltag an jeder Supermarkt-Kasse ist. Wenn man Ir*innen erzählt, dass man gerade im Gym war und sich heute einen entspannten Abend zu Hause machen möchte, antworten sie oft mit „Fair Play“ oder nur „Fair“. Damit wird sowas wie „Hey, klingt gut, ist doch super was du machst“ ausgedrückt.
Typisch ist auch das Wort „Grand“, was allerdings nicht fantastisch oder großartig heißt, sondern: Einfach nur adäquat. Manchmal wird man auch gefragt: „Can you pass me that yoke“. Das Wort „Yoke“ ist ein häufig verwendetes Wort für „Ding“. Man nimmt es immer dann, wenn man gerade nicht weiß, wie der Gegenstand genau heißt.
Wer diesen Text gelesen hat, sollte nun in Irland nicht mehr auf Kommunikationsprobleme stoßen. Ich verabschiede mich auch mit diesem Text. Unsere Zeit in Irland ist viel zu schnell zu Ende gegangen. Es war aufregend, lustig, lehrreich und wunderschön. Es hat mir wahnsinnig Spaß gemacht, euch von meinen Erfahrungen zu berichten. Slán! Auf bald.
Alle Texte von Hendrik zu seiner Zeit in Irland gibt’s hier.
(Lektoriert von hab.)