Dschungelcamp, ich liebe dich

Dschungelcamp, ich liebe dich

Das Dschungelcamp – auch „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ oder von seinen Fans liebevoll „Ibes“ genannt – ist zurück! Auch 2017 können wir X-, Y- und Z-Prominente beim Kakerlakenbad, Hodenessen und irrwitzigen Streitereien beobachten. Wir können uns ekeln und aufregen, lachen und diskutieren, oder einfach nur noch den Kopf schütteln und die Augen zuhalten – große Emotionen zur besten Sendezeit! Zeit für eine Liebeserklärung!

Liebes Dschungelcamp,

oh, wie habe ich dich vermisst! Seit vielen Jahren bist du nun schon mein treuer Begleiter. Zuverlässig erscheinst du an jedem Jahresanfang auf dem Bildschirm und unterhältst mich bestens. Ich glaube, genau zu wissen, was mich erwartet, und du enttäuschst mich nie. Das fängt schon bei deiner Besetzung an: Eine zickige Schönheit, ein mäßig erfolgreicher Schlagerstar und ein dümmlicher Macho dürfen in keiner Staffel fehlen. Klar, dass die Schönheit dann jeden Tag zur Dschungel-Prüfung gewählt wird, aber immer versagt, weswegen dann alle nichts zu essen und schlechte Laune haben. Auch klar, dass der Schlagerstar einen Schwank aus seinem harten Leben erzählt, der Macho Sprüche klopft, gestritten, geweint und geflirtet wird. Dein Plot ist beständig – böse Zungen würden vielleicht sagen: vorhersehbar – und dafür liebe ich dich! Ach, liebes Dschungelcamp, auf dich kann ich mich verlassen! Du bist für mich wie eine Impfung: Du stärkst mein Medienimmunsystem und schützt mich vor all dem Trash-TV, der mich 2017 erwartet. Dank deinem Potpourri der deutschen Z-Prominenz kann ich mich später unbeschadet zwischen „Bauer sucht Frau“, „Promi Big Brother“ und „Die Wollnys“ bewegen. Du, liebes Dschungelcamp, härtest mich ab!

Mensa-Smalltalk: Wie schmecken eigentlich Käfer?

Du bist auch schon längst nicht mehr nur eine Fernsehsendung, du bist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen. Bei deiner Eröffnungs-Show im letzten Jahr stürzte Twitter (#ibes) ab, nicht nur die Bild-Zeitung berichtet tagesaktuell – sehr empfehlenswert: Anja Rützel bei „Spiegel Online“ – und alle reden über dich. Wenn du läufst, ist es sogar ein bisschen wie am Tag nach einem Deutschland-Spiel bei der Fußball-WM oder am Montagmorgen nach einem neuen „Tatort“: Das Gesprächsthema in Hörsaal oder Büro, Mensa oder Kantine steht bereits fest. Du bietest aber auch Anlass für sehr aufschlussreiche Diskussionen. Ich zum Beispiel würde gerne wissen, wie Käfer schmecken, und meine Freundin steht auf Marc Terenzi – beides können viele Menschen nicht verstehen.

Eine Liebeserklärung an das Dschungelcamp

Auch wer sich sonst die größte Mühe gibt, die intellektuelle Elite zu mimen, schaltet bei dir – so stelle ich es mir zumindest vor, mein liebes Dschungelcamp – in unbeobachteten Momenten ein. Nazis essen heimlich Döner, Professor:innen, Wirtschaftsexpert:innen und Feuilletonist:innen schauen heimlich Kader Loth bei der Dschungel-Prüfung zu. Was soll überhaupt dieser kulturelle Standesdünkel? Auch weil ich – im Gegensatz zu einem ehemaligen Camp-Bewohner – weiß, dass die Dinosaurier nicht ausgestorben sind, weil sie „ziemlich viel Scheiße gebaut“ haben, heißt das noch lange nicht, dass mich nur „arte“ oder „zdf.kultur“ unterhalten dürfen. Max Frisch lesen und Beethoven hören kann ich auch an allen anderen Tagen des Jahres. Außerdem habe ich auch von dir, liebes Dschungelcamp, viel gelernt: Woher sonst wüsste ich so viel über Flora und Fauna des australischen Dschungels?

Schlechte Witze find ich spitze!

Außerdem bist du nicht nur klug, mein liebes Dschungelcamp, sondern auch witzig! Zwar wurde über dich einmal getwitert: „Die Dschungelcamp-Redaktion ist der Ort, den Witze besuchen, um zu sterben.“ Aber lass dir nichts einreden: Haters gonna hate! Ich jedenfalls muss herzlich lachen, wenn du bei der Dschungel-Prüfung „Das perfekte Dinner“ nachstellst und „Karattensuppe“ (Suppe aus Rattenschwänzen), „Spaghetti Polognaise“ (Schweineanus mit Würmern) und „Fousse au Kakerlak“ (Entenfüße und Kakerlaken) servierst. Schlechte Wortspiele kannst du sehr gut und auch dafür liebe ich dich! Ach, liebes Dschungelcamp, bitte komm doch im nächsten Jahr wieder. Ich freu mich schon so auf dich!

FOTO: Nicholas Jones auf flickr.com, CC-Lizenz

Stellvertretende Chefredakteurin und Ressortleiterin Politik. Hat seit neustem ein abgeschlossenes Hochschulstudium - yeah! - und ist ein Fan von Katzen, dem Internet und Katzen im Internet.

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