Nach PHILIPP: Was macht Susanna, Ressortleiterin Politik 2015-2017, heute?
Bild: Elija Ash Pauksch & Rebecca Größ-Ahr
10 Jahre PHILIPP – aber wo sind eigentlich die Ehemaligen heute? Und was haben sie von PHILIPP gelernt und mitgenommen? Das haben wir sie gefragt. Heute berichtet Susanna Roßbach, ehemalige Ressortleiterin Politik, die von 2015 bis 2017 für PHILIPP geschrieben hat, von ihrer Karriere als Nachwuchswissenschaftlerin.
Mit der offensichtlichen Parallele fange ich an: Ich schreibe noch. Mittlerweile sind es zwar meistens keine journalistischen, sondern akademische Texte, zum Beispiel Zeitschriftenaufsätze, Kommentierungen oder Handbuchbeiträge. So ein großer Unterschied ist das allerdings nicht. Denn eine gute These, ein Spannungsbogen und verständliche Sätze schaden auch wissenschaftlichen Texten nicht. Wie kam ich zu dieser Karriere in der Wissenschaft? Nachdem ich aus Marburg weggezogen bin, habe ich zunächst mein juristisches Referendariat absolviert und unter anderem am Gericht, in einer großen Kanzlei und im Justitiariat des Norddeutschen Rundfunks gearbeitet. Danach habe ich begonnen, eine Doktorarbeit zu schreiben, die mittlerweile – nach über vier Jahren – tatsächlich auch abgeschlossen, verteidigt und (fast) veröffentlicht ist: Dr. Roßbach it is!
Post-PHILIPP-Professur
Weil mir eine Doktorarbeit noch nicht herausfordernd genug war und ich mich darüber auch noch nicht genug beschwert habe – meine Familie, Freund*innen und Instagram-Follower*innen können berichten –, habe ich mich dazu entschieden, weiter wissenschaftlich zu arbeiten. In diesem Jahr habe ich begonnen, zu habilitieren, habe also das Ziel, Jura-Professorin an einer Universität zu werden. Gerade arbeite ich als wissenschaftliche Referentin am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht in Hamburg. In meiner Arbeitsgruppe beschäftigen wir uns überwiegend mit familienrechtlichen Fragen. Es geht dann zum Beispiel darum, wie gleichgeschlechtliche Paare rechtliche Eltern ihres Kindes werden können, ob Eltern einem Schwangerschaftsabbruch ihrer minderjährigen Tochter zustimmen müssen oder inwiefern sich in Diskursen um „Scheinehen“ oder „missbräuchlichen“ Vaterschaftsanerkennungen rassistische und klassistische Argumente spiegeln.
Dass ich heute davon ausgehe, mein ganzes Leben lang rechtswissenschaftlich zu forschen und zu unterrichten, hätte ich zu meiner Zeit bei PHILIPP nicht gedacht. Das Jurastudium fand ich nämlich überwiegend furchtbar – in einigen meiner Texte kann man das gut nachlesen. Im Nachhinein denke ich, dass PHILIPP für mich vor allem wichtig war, um im Studium durchzuhalten. Dass ich mich mit Fragen beschäftigen durfte, die mich wirklich interessieren, und auch kritische Perspektiven kennenlernen konnte, war für mich in dieser Zeit sehr wichtig. Zum Beispiel glaube ich, dass ich im PHILIPP-Kontext meine erste richtige Diskussion über geschlechtergerechte Sprache hatte – im Marburger Jurastudium war das in den 2010er-Jahren wirklich gar kein Thema. In gewisser Weise liegt auch hierin eine Parallele zu heute: Denn auch als Wissenschaftlerin beschäftige ich mich (überwiegend) mit Fragen, die mich wirklich interessieren – wie schön!
Stellvertretende Chefredakteurin und Ressortleiterin Politik. Hat seit neustem ein abgeschlossenes Hochschulstudium - yeah! - und ist ein Fan von Katzen, dem Internet und Katzen im Internet.