Internationaler Feministischer Kampftag – Fünf ukrainische Persönlichkeiten, die an diesem Tag erwähnt werden sollten

Internationaler Feministischer Kampftag – Fünf ukrainische Persönlichkeiten, die an diesem Tag erwähnt werden sollten

Heute am 8. März 2022 ist der – wie viele ihn bezeichnen- Internationale Frauen*kampftag. Dieser sollte jedoch als Feministischer Kampftag bezeichnet werden, da der Begriff „Frau“ sich im Diskurs noch viel weiter ausdehnen lässt und an diesem Tag alle gemeinsam für ihre Rechte kämpfen sollten (Stichwort: Intersektionaler Feminismus, Queerfeminismus). In der Ukraine ist der heutige Tag ein gesetzlicher Feiertag, während in Deutschland lediglich in Berlin der Feministische Kampftag als gesetzlicher Feiertag in den letzten Jahren festgelegt wurde. In Hinblick auf die vielen Frauen*, die gerade vor dem Ukraine-Krieg flüchten oder im Krieg mitkämpfen , möchten wir euch heute fünf Frauen vorstellen, die mit ihrer Arbeit den (feministischen) Diskurs in der Ukraine geprägt haben. 

Anastasiia Yeva Domani

Anastasiia Yeva Domani ist eine Transfrau aus Kyjiw, die sich für die Rechte von Transpersonen einsetzt. Während ihrer Transition bemerkte sie, wie schwierig es war, die eigene Identität zu ändern und mit welchen Diskriminierungserfahrungen Transpersonen im (bürokratischen) Prozess konfrontiert werden. Die ungleiche Behandlung gegenüber Transpersonen in der Ukraine konnte sie nicht ohne Weiteres hinnehmen und begann sich für die Rechte von Transpersonen einzusetzen. Sie ist Mitglied der Trans*Koalition in den Postsowjetischen Staaten, um Transpersonen auf ihrem Weg zur Transition zu unterstützen. Dazu zählt auch eine durch sie angefertigte Datenbank mit Anlaufstellen und trans-friendly Ärzt*innen, welche ihre Patient*innen gleichermaßen und menschenwürdig behandeln. Gerade im aktuellen Ukraine-Konflikt werden die Rechte von Transpersonen stark eingeschränkt, da etwa bereits transionierte Transfrauen nicht ausreisen dürfen, weil sie immer noch als Mann über 18 Jahre angesehen werden und daher in den Krieg einbezogen werden. 

Tanja Maljartschuk

Tanja Maljartschuk ist eine ukrainische Schriftstellerin, die 1983 in Iwano-Frankiwsk geboren wurde und unter anderem an der Universität in Iwano-Frankiwsk Philologie studierte und anschließend als Journalistin in Kyjiw arbeitete. Sie schreibt Kolumnen für die Deutsche Welle (Standort Ukraine) und für ZEIT Online. Im Jahr 2018 erhielt sie den Ingeborg-Bachmann-Preis – einer der wichtigsten literarischen Auszeichnungen- für ihren Text „Frösche im Meer“. Das Buch „Blauwal der Erinnerung“ist zuletzt 2019 erschienen und handelt von dem ukrainischen Volkshelden Wjatscheslaw Lypynskyj und einer jungen Frau in der Gegenwart, wessen Geschichten ineinader verwoben sind und die Themen Identität und Zugehörigkeit aufgreift. Gerade ihr zuletzt erschienenes Werk wird in der Literaturszene im Hinblick auf die aktuellen Geschehnisse in der Ukraine erneut rezipiert.

 Ruslana Panuchnyk

Ruslana Panuchnyk ist eine LGBTIQ+-Aktivistin und die Direktorin des jährlich stattfindenden Kyjiw Pride, einem Demonstrationsmarsch für Schwule, Lesben, Bisexuelle, trans-,intergeschlechtliche und nonbinäre Personen. Da die Märsche meist durch gewaltsame Übergriffe und Anfeindungen durch rechtsextreme Gruppen und christiliche Fundamentalisten bedroht sind, erfordert ihr Posten als Direktorin des Pridemarschs viel Mut und Stärke. Ruslana Panuchnyk kümmert sich hierbei um die Sicherheit der Teilnehmer*innen und stellt den Schutz dieser durch ein erhöhtes Polizeiaufkommen und die vielfältige Unterstützung ausländischer Botschafter*innen sicher.

Anna Ariabinskaia

Anna Ariabinskaia wurde in Kyjiw geboren und setzt sich in ihrer Heimatstadt für Frauen* ein, welche die Diagnose HIV-positiv erhalten haben. Ihre selbst gegründete Organisation „Позитивные женщины“ – zu deutsch: „Positive Frauen“ – setzt sich mit weiteren Fraueninitiativen für Frauen* in Führungspositionen ein, um einen Einfluss auf die öffentliche Meinung zu erlangen und die Selbstverwirklichung von Frauen*, insbesondere mit diagnostiziertem HIV, zu fördern. Durch spezielle Förderungsprojekte soll die Akzeptanz gefördert werden, wenn eine HIV-positive Frau* in ihrem Umfeld und in der Öffentlichkeit ihre Erkrankung offenlegt. Zudem soll die geschlechtsspezifische Diskriminierung auf institutioneller Ebene und der Abbau von Hindernissen im Zugang zu Gesundheitsdiensten behoben werden. 2019 konnte Anna Ariabinskaia im Zuge der Organisation eine Gesetzesänderung hinsichtlich der künstlichen Befruchtung bei HIV-positiven Frauen* erreichen. 

Marija Prymatschenkos

Die ukrainische Künstlerin Marija Prymatschenkos wurde 1908 in Bolotnja im Gouvernement Kyjiiw geboren und ist eine der bedeutendsten Künstlerinnen der Ukraine. Ihre Motive sind farbenfroh und strahlend – von Fantasieblumen zu märchenhaften Tieren, bunte Trachten und leuchtende Farben einer positiven Welt. Zu den Werken zählen nicht nur Gemälde, sondern auch Stickereien, Gefäße und Keramik. In der Ukraine wurden ihre Kunstwerke auch auf Breifmarken und Münzen verewigt. Raketen, die das Museum von Iwankiw angriffen, zerstörten dabei 25 Originalbilder der ukrainischen Künstlerin – ein Verlust der nicht nur zutiefst traurig ist, sondern auch symbolisch als destruktiver Krieg gegen die Schönheit des Ausdrucks und die Kunst sowie deren positiver Wirkmacht angesehen werden kann.

Natürlich gibt es noch eine Vielzahl weiterer (ukrainischer) Frauen*, die sich tagtäglich für ihre Rechte einsetzen – ob im Privaten oder im öffentlichen Diskurs und die nicht nur am feministischen Kampftag erwähnt werden sollten. Denn jeder Tag sollte feministischer Kampftag sein – auf der ganzen Welt und auch im kleinen persönlichen Mikrokosmos. In diesem Sinne: Happy Feministischer Kampftag!

FOTO: Ukraine Flagge (Pixabay) + Logo (Wikimedia Commons)

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