Sneak-Review #184: The Gentlemen

Sneak-Review #184: The Gentlemen

Marihuana, Gangster, absurde Charaktere. Mit „The Gentlemen“ war Guy Ritchies neustes Werk über eine Woche vor regulärem Kinostart in der Marburger Sneak zu sehen. Hat er endlich zu einstiger Größe zurückgefunden oder jagt er weiterhin dem Ruhm seiner früheren Filme hinterher? Das erfahrt ihr hier!

Worum geht´s?

Mickey Pearson (Matthew McConaughey) hat über die letzten Jahre ein beachtliches Cannabis-Imperium in London erschaffen. Plantagen versorgen jeden Grasbedürftigen sogar bis in die obersten Schichten des Hochadels. Das Geschäft brummt, doch Mickey möchte aussteigen, sich lieber auf legale Geschäfte konzentrieren. Leider spricht sich sein Vorhaben schneller bei den Verbrecherklans herum, als er dachte. Einer seiner Stützpunkte wird von der Konkurrenz ausgeschaltet, das Drogen-Imperium scheint ins Wanken zu geraten. Gleichzeitig mischt sich auch noch der Reporter Fletcher (Hugh Grant) ins Geschehen ein und versucht Mickey mit Informationen zu erpressen. Jetzt liegt es an Mickey, mit seiner Frau Rosalind (Michelle Dockery) und rechten Hand Raymond (Charlie Hunnam) die Initiative zu ergreifen. Denn wie sagte Mickey selbst so schön: „Der Löwe frisst, wenn er Hunger hat.“

Stilsicher, aber auf Kosten der Kreativität

Schon in den ersten Einstellungen fühlt man sich an die frühen Tage Ritchies zurückerinnert. Der Mann ist wieder in seinem Element. London, Verbrecher, Drogen und Wertanlagen, daraus sind die hochkarätigsten Drehbücher der Filme seiner Anfangszeit gemacht, deswegen besitzen die auch Kultstatus. The Gentlemen fühlt sich daher wie ein back to the roots an, in gutem wie im schlechten Sinne. Die Handlung ist wieder sehr verkopft, aber nicht zu kompliziert erzählt. Mindestens ein Dreiviertel des Filmes wird in Rückblenden vom Reporter Fletcher berichtet. Die Handlung bleibt dadurch deutlich besser strukturiert als andere Werke. Während zu Beginn im 2008 erschienenem Rocknrolla unendlich viele Informationen auf die Zuschauer:innen einprasseln, passiert das in The Gentlemen immer häppchenweise, und das ist auch gut so. Dadurch bleibt der Film spannend, kurzweilig und unterhält über die gesamte Laufzeit hinweg. 

Doch das geht deutlich auf die Kosten der Innovation. Wer in The Gentlemen Neues entdecken will, der wird enttäuscht. Guy Ritchie veranstaltet ein Best-Of seiner beiden Erstlingswerke Snatch und Bube, Dame, König, GrAS. Er ist so selbstreferenziell wie noch nie, man könnte fast meinen, der Regisseur ist sein eigener größter Fan geworden. Das ist auch der Grund, weshalb der unverkennbare Stil, der mit seinen Filmen einhergeht, zum Selbstzweck verkommt und keine Hintergründe vorweisen kann. Mickey zitiert mitten in einem Schusswechsel Shakespeare, obwohl das Zitat völlig aus dem eigentlichen Kontext gerissen wird. Oder der Reporter Fletcher erklärt die Handlung des Films über ein von ihm geschriebenes Drehbuch über die Handlung des Films. Letzteres ruft zwar eine witzige und unterhaltende Metaebene für den:die Zuschauer:in hervor, aber dem Film bringt das für seine eigene Geschichte gar nichts.

Der Cast jedoch…

Reißt dann noch einiges raus. Der Streifen vereint ein atemberaubendes Ensemble. Michelle Dockery, Matthew McConaughey, Hugh Grant, Charlie Hunnam, Colin Farrell, Henry Golding und Jeremy Strong liefern eine unschlagbare Kombination und Performance auf der Leinwand. Ihnen ist es geschuldet, dass jeder Wortwitz und jede Absurdität sitzt. The Gentlemen kennt keine Rohrkrepierer. Allen voran Hugh Grant und Colin Farrell sorgen mit ihrer Interpretation der Figuren für Gags, die für die Ewigkeit bestimmt sind. Schon daran merkt man, die Rollen sind nicht einfach von irgendwelchen Darstellern besetzt worden, die Rollen wurden für sie geschrieben. So wirkt es jedenfalls und welcher Film kann das heute sonst von sich behaupten? Das hilft dann doch, über einige Fehler von The Gentlemen versöhnlich hinwegzusehen.

„The Gentlemen“ startet ab dem 27. Februar 2020 in den deutschen Kinos.

FOTO: Christopher Raphael

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