Sneak-Review #21: Lolo
Und wieder fragen wir: Haben sich die vier Euro Eintritt gelohnt oder greifen bereits die ersten Cineast:innen nach ihren Jacken? Diesen Dienstag in der Sneak: Die französische Komödie „Lolo – Drei ist einer zu viel“ von Regisseurin Julie Delpy, die neben Vincent Lacoste und Dany Boon zu der Hauptbesetzung zählt.
Violette (Julie Delpy) ist eine allein stehende Mittvierzigerin aus Paris, die in ihrem Liebesleben mit ihren Partnern bisher ziemlich viel Pech hatte. Bei einer Reise in die Provinz mit ihren zwei Freundinnen, bei welcher sie sich von ihrem anstrengenden Job in der Modeindustrie erholen möchte, lernt sie den Informatiker Jean-René (Dany Boon) kennen und verbringt nach einer Grillparty die Nacht mit ihm. Doch aus dem One-Night-Stand wird mehr und die beiden sehen sich wieder, als Jean berufsbedingt nach Paris zieht. Violettes 19-jähriger Sohn Éloi, genannt Lolo, zeigt sich jedoch wenig beeindruckt von der Beziehung der beiden und es wird schnell klar, dass er keinen Mann an der Seite seiner Mutter sehen will. Es folgt eine Schar von Streichen von Lolo an Jean, um zu verhindern, dass er mit seiner Mutter zusammen bleibt.
Aus Spaß wird Sabotage
Schnell stellt sich heraus, dass Lolo Jean wirklich gar nicht ausstehen kann und die Beziehung von seiner Mutter nicht befürwortet. Aus anfänglichen Kinderstreichen, wie Juckpulver in die Klamotten streuen, werden schnell ernsthaftere Sabotage-Aktionen. So mischt Lolo Jean auf einer wichtigen Veranstaltung der Arbeit von Violette ein Mittel ins Getränk, welches bewirkt, dass er vollkommen von Sinnen umher hüpft und sich und Violette vor namenhaften Kunden – wie Karl Lagerfeld – blamiert. Es ist ein Hin und Her zwischen Streit und Versöhnung von Violette und Jean. Und mittendrin ist Lolo, der sich immer wieder neue Dinge einfallen lässt, um Jean ins schlechte Licht zu rücken, was er allerdings auf eine ziemlich hinterhältige Art und Weise macht, da er vor Jean und Violette so tut, als würde er hinter der Beziehung stehen. Die Sabotage von Lolo gipfelt schließlich darin, dass er mit seinem Kumpel Lulu ein wichtiges Arbeitsprojekt von Jean hackt und somit das gesamte System der Bank in welcher er arbeitet, zusammenbricht. Daraufhin wird Jean von der Polizei abgeführt und als Cyber-Terrorist betitelt. Erst nach einer Weile kommt heraus, dass Lolo seit Jahren alle Beziehungen von seiner Mutter verhindern wollte und es auch bisher immer geschafft hat. „Du hast immer gesagt, ich bin deine große Liebe“ sagt er am Ende, als Violette ihren Sohn mit den Vorwürfen konfrontiert. Und es ist nicht ganz klar, wie er eigentlich nun zu seiner Mutter steht. Ein Teufelsbalg.
Abstruse Entwicklungen während des Films
Resümee des Ganzen? Freundinnen-Klischees im höheren Alter treffen auf einen Sohn, der nicht auf Bekanntschaften seiner Mutter klar kommt und sie nicht akzeptieren möchte. Der kleine Clou: Zu Beginn denkt man wirklich noch ganz unschuldig, dass es sich mal wieder um die Freundschaft zwischen drei Frauen in der Midlife-Crisis dreht. Die ersten zwanzig Minuten des Films verstreichen, ohne dass der Sohn – nach welchem der Film benannt ist – große Erwähnung findet. Die Frauen tauschen sich über Mode, Männer und ihr Sexleben aus. Nach dem One-Night-Stand mit Jean möchte es Violette zunächst dabei belassen, trifft sich dann aber doch die restliche Urlaubswoche noch mehrfach mit Jean und berichtet ihrer Freundin auf dem Nachhauseweg von der Zeit mit den Worten „Er hat mich geleckt, er hat nicht damit aufgehört, selbst als ich meine Periode hatte.“ Erst später tritt der Sohn in das Geschehen ein und rückt mit seinen Intrigen mehr und mehr in den Vordergrund und man fragt sich, warum die Vorgeschichte und die Freundschaft der zwei Frauen und ihre teilweise schlüpfrigen Gespräche so in den Fokus gerückt wurden. Sex sells, typischer französischer Film oder beides? Meine Freundin, die neben mir sitzt, schlägt die Hände vor ihr Gesicht und schlägt mir vor, die Rezension mit „Ganz schön abgedreht“ zu betiteln. Lassen wir das mal so stehen.
„Lolo – Drei ist einer zu viel“ kommt am 11.03.2016 in die Kinos.
FOTO: Filmstarts GmbH