Wie, wo, was, Bier?

Wie, wo, was, Bier?

Bier ist geil! Aber was ist da drin und wie geht das überhaupt? Ein Besuch bei der Bierbrauerei ELBRAM.

Hand auf’s Herz: Wer mag kein Bier? Von denen, die das hier lesen, werden es vielleicht fünf Prozent sein. Wenn’s hoch kommt. Immerhin sind wir hier im Unikessel Marburg, der Artikel erscheint in einem Studimagazin und Bier ist nun einmal das beste Getränk wo gibt. Oder fällt euch auf Anhieb etwas Besseres ein, als so ein kaltes, spritziges Pils in der Sonne, wenn endlich alle Seminare rum sind und alle FEIERABEND schreien? Eben. Nein.

Was wissen wir eigentlich?

Aber irgendwo muss dieses Bier ja auch hergestellt werden. Wie das passiert, davon haben wir meistens eher weniger Ahnung. Wir wissen irgendwie, dass Astra aus Hamburg kommt, dass in Bayern die vermutlich besten Biere Deutschlands gebraut werden und dass Becks völlig zu Unrecht auf der ganzen Welt als „gutes deutsches Bier“ bekannt ist.

Wir wissen auch irgendwie, dass Bier aus Hopfen und Malz und so’n Kram besteht und dass da Gärungsprozesse eine Rolle spielen. Aber das war’s dann auch schon. Jedenfalls für mich. Weil ich aber ein neugieriger Mensch bin und es mich interessiert, wie das Zeug entsteht, das ich da an vielen Abenden mit einem genüsslichen „Plopp“ aufmache, habe ich mir so einen Brauprozess nun einmal angeschaut.

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Anfangs eine braune Suppe

Eingeladen dazu wurde ich freundlicherweise von Ottmar Naumann, einer der Geschäftsführer von ELBRAM. Die „Elisabeth Brauanlagen Marburg“ bestehen schon seit 2012, firmeneigenes Bier wird allerdings erst seit diesem Jahr hergestellt. Naumann erzählt mir, dass er anfangs geholfen hat, die Brauanlage im Elisabethbräu an der E-Kirche aufzubauen, dabei Herr Oehring, dessen Mitinhaber und Besitzer vom Ecklokal, kennenlernte, mit dem er bald darauf auf die Idee kam, ein eigenes Projekt zu starten. Die beiden holten sich Peter Lob und Thomas Janssen ins Team und gemeinsam gründeten sie ELBRAM.

Als er mir das erzählt, stehen wir in einem recht kleinen Raum vor sehr großen, runden, silbernen Containern. Bei einem von ihnen zieht er unten eine Art Schublade heraus und zeigt mir eine braune Suppe. „Das ist die sogenannte Maische“, erklärt er. „Hier ist das ganze gemahlene Malz mit Wasser drin und das ist stark zuckerhaltig. Und hier innen drin“, er zeigt auf den Container, „ist ein Siebboden, durch den die Flüssigkeit raus läuft und alle schweren, dicken Bestandteile drin bleiben. Das ist der sogenannte Treber nachher, der bleibt übrig.“ Ich schaue mir die braune Suppe etwas genauer an. „Das sieht ein bisschen eklig aus“, lache ich. „Schmeckt aber gut!“, erwidert er und schenkt mir etwas Suppe in einen Plastikbecher. Ich erschrecke kurz, weil ich irgendwie schon Biergeschmack erwartet habe, stattdessen jedoch eine ziemlich gehaltvolle Süße schmecke. Ottmar Naumann grinst wissend: Ja, das hat Dampf, das ist jetzt quasi wirklich Nahrungsmittel.“

Trinkt Bier, spart Wasser!

Ich lerne, dass durch den Sieb-Prozess eine sogenannte Läuterwürze entsteht. Würze ist die Bezeichnung für Rohbier, wie alle anderen Definitionen noch ein aus dem Mittelalter übernommenes Wort. „Da kommt übrigens auch das ‚geläutert werden‘ her!“, lacht Naumann. „Das Grobe bleibt drin und das was rauskommt ist sauber und klar.“ Naumann ist ein sympathischer Geselle, dem man seine Erfahrung mit der Bierbraukunst anmerkt. Kein Wunder also, dass er gemeinsam mit seinen Kollegen irgendwann auch an die Herstellung eines eigenen Biers dachte. Zunächst wurde ELBRAM aber gegründet, so Naumann, „als Musteranlage, mit der Prämisse, solche Anlagen an andere Gaststätten zu verkaufen.“ Die Vermittlung der notwendigen Kenntnisse ist dabei Teil des Pakets.

Wir gehen einen Schritt weiter zu den nebenstehenden Containern. „Wenn der Läuterprozess fertig ist“, wird mir weiter erklärt, „dann pumpen wir das wieder zurück in den Sud-Kessel, wo es nochmal gekocht und dadurch zu einem sauberen Lebensmittel wird.“ Das erklärt, warum früher Bier als Grundnahrungsmittel galt, da es sauberer als Wasser ist. Der Spruch „trinkt Bier, spart Wasser!“ ist also gar nicht mal so dumm. Nach dem Kochen lagert das Rohbier dann ’ne Weile, anschließend wird’s in Tanks gepumpt, wo Hefe und Hopfen dazukommen. „Vom Prinzip her ganz einfach, dauert nur lange und es gibt so ein paar Feinheiten, die man wissen sollte.“

Das Geheimnis: die Mischung der Malze

Das klingt wirklich alles nicht so kompliziert. Aber wie kommen denn nun die unterschiedlichen Biergeschmäcker zutage, frage ich die Profis. „Das Geheimnis besteht im Endeffekt in der Mischung der Malze“, sagt Naumann. „Es gibt zig verschiedene Malzsorten und die Mischungsverhältnisse machen den Geschmack aus. Außerdem auch die Wahl und die Zeit der Zugabe des Hopfens.“ Hopfen mache aus, wie bitter oder aromatisch ein Bier werde. Bei ELBRAM zum Beispiel werde mit zwei Hopfen gearbeitet. Hauptbestandteil: ein Pilsener Malz. „Aber wir brauen kein Pils“, wird betont. „Wir benutzen nur Pilsener Malz, weil es aus der Region kommt. Wir machen obergäriges Bier, Pils ist untergäriges Bier, wir machen im Prinzip Helles. Ein Klassisches, mit viel Aroma und ein bisschen süffiger.“

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ELBRAM Gold heißt das dann am Ende. Manchen könnte es auch mal als „Lahnbier“ begegnet sein. Das war allerdings eine einmalige Angelegenheit, die durch die Oberhessische Presse in den Umlauf kam. Beim Empfang vom Oberbürgermeister wurde extra eine eigene Flasche angefertigt. Kleiner Fun-Fact: Das Layout stammt von unserm Print-Setzer Lukas. Wusste ich auch nicht. Beweist aber noch mehr sein Talent: Es ist wirklich schön! Dennoch: Das „Lahnbier“ gibt es im Prinzip nicht. Es heißt ELBRAM Gold.

Der Weg zur Klarheit

In der ELBRAM-Stube gelangen wir langsam ans Ende unserer Tour. Ich stehe wieder vor drei riesigen Containern. „Das sind 1000-Liter-Tanks“, sagt Naumann.“ Da kommen 750 Liter Bier raus. Der Rest dient als Gärraum.“ Nachdem die Flüssigkeit vom Sud-Kessel in diese Tanks gefüllt wird, wird sie noch einmal mit 80 Grad heißem Wasser übergossen. Dann reift das Ganze fünf Wochen lang. Dank Schwerkraft sinkt der Hopfen und das Bier erhält seine Klarheit.

Ein bisschen Klarheit herrscht jetzt auch in meinem Kopf. Bier ist also nicht kompliziert herzustellen, es braucht nur seine Zeit. Und offensichtlich viel Platz, denn in meine WG würden diese Tanks definitiv nicht passen. Das ist aber nicht schlimm, letztendlich bleibe ich ja sowieso beim Endprodukt: Bierkästen passen auch zu genüge in die Wohnung! ELBRAM Gold durfte ich natürlich auch mal probieren – zumindest das vom letzten Brauprozess. Ergebnis: schmeckt unFASSbar gut!

FOTOS: Luis Penner

BIERDURST Werksverkauf gibt’s am Samstag, den 11.6.16 um 15 – 18 Uhr in der Ernst-Giller-Str. 20. Die Kosten liegen bei 19 Euro. Und hier geht’s zur Veranstaltung.



PHILIPP-Gründerin und Chefredakteurin von 2014 - 2017.

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