Erinnerungskultur: Zum Gedenken der Gefallenen

Erinnerungskultur: Zum Gedenken der Gefallenen

Die Stadt Marburg tut vieles zum Gedenken der Gefallenen der Kriege. Sie steht mit den Kriegsgefallenen und den Hinterbliebenen. Diese Leidenschaft ist es, die die Stadt dazu brachte, einen Straßennamen zu ändern. Der bis 2017 genannte „Walter-Voß-Weg“, nach dem ehemaligen Rathauschef, wurde zum „Katharina-Eitel-Weg“, nach einer sozial engagierten Marburger Künstlerin, umbenannt.

„Der Universitätsstadt Marburg ist es wichtig, dass Menschen, die die menschenverachtenden Ideologien des nationalsozialistischen Regimes unterstützt haben, nicht von uns geehrt werden.“ (Oberbürgermeister Thomas Spiels, SPD). 

Die Geschichte ist Teil von uns 

Als Ehrung der Gefallenen und Beistand der Hinterbliebenen ist dieser Schritt wichtig und richtig. Es lässt aber die Frage nach der Vergangenheit aufkommen. In der Schule wird uns Jahr um Jahr beigebracht, was geschehen ist. Es bleibt aber immer nur hinter verschlossenen Türen. Nur im Klassenzimmer. Die Geschichte Deutschlands ist eine schreckliche und eine unangenehme. Sie trifft viele Menschen, unabhängig davon, ob sie direkt mit ihr in Verbindung stehen oder nicht. Nicht zu vergessen ist wichtig. Das Geschehene will nicht wiedergelebt werden. Genau deswegen aber ist es von Bedeutung, nicht nur an bestimmten Tagen der Gefallenen und der Geschichte zu gedenken.

Es ist wichtig, dass es nicht nur in der Schule besprochen wird, sondern ebenfalls im weiteren Leben. Die Dinge, die uns geheim oder nicht angemessen erscheinen, tendieren dazu, uns im weiteren Verlauf zu beängstigen oder verstummen zu lassen. Eben bei einer solchen Geschichte ist es wichtig, dass eben das nicht passiert. Man sollte über die Geschichte Bescheid wissen und über sie reden können, ohne, dass sie Generationen um Generationen zurückhält oder  schuldig fühlen lässt. 

Zum Gedenken der Gefallenen

In Marburg erinnern drei Denkmäler an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Zwei davon wurden 1923 errichtet. Das eine am Wiesenweg, das andere im Ludwig-Schüler-Park. Letzteres ist besonders, weil es an die im Krieg gefallenen Jäger erinnert. Und zwar mit dem Opfer des Jägers, einem Hirschen also. Das Denkmal steht, umsäumt von einer Hecke, am südlichen Ende des Ludwig-Schüler-Parks. Auf der Vorderseite trägt es die Inschrift: „Den tapferen Marburger Jägern 1914 – 1918“. Auf der Rückseite trägt es das Wappen der Marburger Jäger: eine Eiche.

In der Biegenstraße erinnert eine Löwenfigut seit 1927 an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Studenten. Das Jahr, in dem die Philipps-Universität ihr 400jähriges Jubiläum feierte. Im Jahr 1980 wurde die Inschrift aber geändert. Die Figur erinnert jetzt auch an die Toten des Zweiten Weltkriegs: „Ihren Toten aus zwei Weltkriegen zum Gedenken. Die Philipps-Universität.“ Das Gleiche wurde 1973 mit dem Denkmal am Wiesenweg gemacht.

1914 wurde ein Denkmal in Form eines Obelisken mit Reichsadler erbaut. Dieses stand bis 1938 auf dem Friedrichsplatz. Jetzt befindet es sich am Ortenbergplatz, am oberen Ende der Rudolf-Bultmann-Straße. Dieses Denkmal soll an die Gefallenen des Frankreichkrieges und der beiden Weltkriege erinnern. Es trägt auf der Vorderseite sowohl die Jahreszahlen 1870 – 1871, wie auch 1914 – 1918. „Den Gefallenen zum Gedächtnis“ lautet die Inschrift. Auf einer Tafel steht weiterhin: „Es starben fürs Vaterland“. Darunter sind dann die Namen der Heimatgemeinden und der Gefallenen aus den jeweiligen Gemeinden aufgelistet. 

In der Gisselberger Straße befindet sich ein Gedenkstein als Erinnerung an den Aufstand in Ungarn von 1956. Er wurde zehn Jahre nach dem Aufstand errichtet und ist der Einzige in der Bundesrepublik. Im Gegensatz dazu findet man das Bärendenkmal, wie auf dem Wilhelmsplatz, in fast jeder größeren Stadt. Es wurde 1963 als Hoffnungsträger und als Gedenken an das geteilte Berlin errichtet.

Weitere Infos zur Erinnerungskultur in Marburg

Sechs Denkmäler zum Gedenken der NS Zeit befinden sich insgesamt in Marburg. Hier sehr ihr, wo man diese finden kann:

  • Synagogen-Gedenkstein am Garten des Gedenkens in der Universitätsstraße – 1963 
  • Garten des Gedenkens mit Zettelkästen in der Universitätsstraße – 2012
  • Deserteursdenkmal, erst im Schülerpark, dann vor ehemaliger Jägerkaserne – 1989/99
  • Gedenktafel ermordete Sinti und Roma am Bauamt – 1993
  • Gedenken der insgesamt 346 Deportationen von 1941-1943 im Hauptbahnhof an der Treppe zum Gleis 5 – 2015 
  • Stolpersteine ermordete Mitbürger:innen – 1995 

Der Landkreis Marburg-Biedenkopf beteiligt sich ebenfalls am Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) in Stadtallendorf.

FOTO: CC HeinrichStuerzl, unverändert.

Studiert "Sprache und Kommunikation" in Marburg und trinkt eindeutig viel zu viel Kaffee.

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