RE: A Life in Plastic
Mehr Plastik als Fische im Meer. Das ist eine Prognose für 2050. Zwar kann die nicht so einfach belegt werden, da es keine genauen Zahlen zu Fischen und Plastik gibt, aber eins ist sicher: Es ist verdammt viel. Während ihr bereits einen Liebesbrief an die Plastiktüte lesen konntet, kommt hier der obligatorische Moralapostel-Antwort-Artikel und schwingt die Umweltkeule. Viel Spaß.
Wahrscheinlich muss ich sie gar nicht mehr nennen, die Argumente, warum man auf Plastik so weit wie möglich verzichten sollte. Eigentlich kennt sie jede:r, die Bilder von Seehunden und Schildkröten, die in Plastiktüten und Fischernetzen gefangen sind, und die der Seevögel, die mit vollem Bauch verhungern, weil ihre Mägen voll mit Plastik sind. Wir alle wissen, dass es ganze Inseln von Plastik gibt, die im Meer schwimmen. Nur ist all das eben so enorm weit weg.
Und dann ist Plastik schließlich auch so praktisch. Vielseitig einsetzbar, quasi unzerstörbar, hält ewig. Aber genau das ist schließlich das Problem: Es hält verdammt nochmal ewig! Eine Plastikflasche braucht bis zu 450 Jahre, um sich zu zersetzen. Bis dahin zerfällt sie nur in immer kleinere Stückchen – das Mikroplastik, über das alle reden. Dieses Mikroplastik landet auch bei uns auf dem Teller und im Glas, zum Beispiel durch das Trinkwasser. Einer von WWF beauftragten Studie zufolge bis zu 5 Gramm pro Woche – ein kleiner Snack in der Gewichtsklasse einer Checkkarte.
Ist halt nicht alles bequem
Und genau bei den Plastiküberresten liegt auch das Problem, wenn erklärt wird, dass die Papiertüte in ihrer Herstellung deutlich mehr Ressourcen verbraucht als die Plastiktüte. Wie kann es sein, dass die Berechnungen zur Umwelt-Freundlichkeit nur die Herstellung einschließen? Müsste da nicht auch hineingerechnet werden, was nach Gebrauch damit passiert? In Deutschland werden nur rund 16% des Plastikmülls wiederverwendet – und zwar trotz unserer akribischen Mülltrennung. Eine Ursache dafür ist, dass die Neuproduktion oft billiger ist als das Recyceln.
Das ist etwas, was wir ändern müssen. Und zwar schnell. Generell kann aber nicht alles Material gleich gut recycelt werden. Wir müssen also unseren Plastikmüll drastisch reduzieren – und das bedeutet, so oft wie irgends möglich auf das praktische Material zu verzichten. Mittlerweile gibt es viele gute Ersatzmöglichkeiten, auch wenn sie häufig – wie im Falle der Plastiktüte – noch einige Unbequemlichkeiten für die Verbraucher:innen beinhalten. Aber eine Welt voller Plastik ist halt auch unbequem. Allen, die tatsächlich bis hierher gelesen haben, empfehle ich den Film „A Plastic Ocean“ aus dem Jahr 2016. Allen anderen eigentlich auch, vielleicht ist ja jemand bis zum Ende gesprungen.
FOTO: CC sebastiankauer, unverändert