Sneak Review #142 – Unknown User: Dark Web

Sneak Review #142 – Unknown User: Dark Web

„Unknown User: Dark Web“ heißt die inhaltsunabhängige Fortsetzung vom 2014 erschienen Film „Unknown User“. Stephen Susco schrieb das Drehbuch und gab mit diesem Streifen sein Regiedebüt. Ob es was geworden ist und warum sich ein bisschen Paranoia, eine dicke Firewall und ein Klebestreifen über der Webcam lohnt, lest ihr hier.

„Unknown User: Dark Web“ spielt sich wie dessen Vorgänger vollständig auf einem Mac OS-Bildschirm ab. Der Programmierer Matias O’Brien (Colin Woodell) hat einen Laptop in einem Café gefunden, auf dem noch die Login-Daten des Vorbesitzers Norah C. IV gespeichert sind, inklusive derer für Facebook und andere Dienste.

Mit diesem Laptop stimmt etwas nicht

Der Laptop ist zwar laut Matias viel schneller als seine alte Gurke, lässt aber Programme ständig abstürzen. Als Matias sich mit seinen Freunden über Skype zu einer Game Night trifft, fragt er seinen Freund Damon (Andrew Lees), woran das liegen könnte. Der sagt ihm, es könne an einer vollen Festplatte liegen. Und tatsächlich ist diese bis zum Rand gefüllt mit unsichtbaren Dateien. Damon zeigt ihm, wie man diese aufdecken kann. Matias entdeckt einen Ordner mit jeder Menge Videos. Darauf sind Menschen zu sehen, anscheinend durch Überwachungs- oder Laptopkameras aufgenommen. Schnell wird klar, dass der Vorbesitzer dieses Laptops einem zweifelhaften Hobby nachgegangen sein muss.

Der Facebook-Account Norah C. IV wird von jemandem angeschrieben. Dem Absender gefällt sein letzter Beitrag und er bezahlt für mehr. Was ist mit „Beitrag“ gemeint und um wieviel Geld geht es hier? In einem Chatprogramm, das offensichtlich in Kreisen des Dark Web genutzt wird, schildert ihm ein gewisser Charon, was er von Matias erwartet. Mit den Daten von Norah C. IV kann sich Matias in ein Kryptowallet (ein Konto) einloggen, in dem Bitcoin im Wert von mehreren Millionen Dollar gelagert sind. In einem weiteren, zuvor versteckten Unterordner, findet Matias dann, wofür Norah C. IV mit so viel Geld bezahlt wurde: Filme, in denen er Menschen tötet.

Ein neues Spiel beginnt

Es stellt sich heraus, dass sich Norah C. IV, rückwärts Charon IV gelesen, in fremde Facebook-Konten hacken kann, um dann mit Matias zu chatten. Er kann Matias‘ Bildschirm und die Bildschirme seiner Freunde beobachten und belauschen. Charon IV möchte seinen Laptop zurück und droht damit, Matias Freundin Amaya (Stephanie Nogueras) umzubringen. Amaya soll Matias besuchen, dann findet ein Tausch statt.

Der grausame Twist: Weder Amaya noch Matias Freunde in Skype dürfen etwas davon erfahren. Sie dürfen auch nicht offline gehen oder die Polizei rufen, sonst würden sie alle getötet. Matias versucht den Spieß umzudrehen und bucht alle Bitcoins vom Konto ab. Er möchte erreichen, dass der Erpresser Amaya in Ruhe lässt. Er und seine Freunde sind jedoch in eine Falle getappt. Charon IV ist nur eine von vielen Personen, die im Dark Web aktiv sind und sich zu einer mordenden Community zusammengeschlossen haben.

Eine fast erfrischend grausame Geschichte

„Unkown User: Dark Web“ spielt mit der Angst vieler Menschen, unbemerkt beobachtet zu werden. Dazu ist er grausam, ohne blutig zu werden. Durch Kameraruckler oder scheinbar grundlos umfallende Stative wird kein Blick auf die Brutalität gewährt. Die schon erwähnte Perspektive des Computerbildschirms wird bis zum Schluss beibehalten. Die Charaktere wirken sympathisch und sehr authentisch, das ist dem Film besonders hoch anzurechnen. Das Thema „Hacken“ und „Dark Web“ wird gut dargestellt, die Abgründe des Internets tun sich auf und den Zuschauer:innen wird eine perverse – und durchaus reale – Seite des Menschen offenbart.

Der Film ist in seiner Machart deswegen gut, weil wir nicht sicher sein können, welche Perspektive wir einnehmen. Der Film beginnt zwar beim Hochfahren und Einloggen des Laptops. Wenn wir aber wissen, dass Matias Bildschirm ständig beobachtet wird, können wir dann sicher sein, dass wir ihn nicht auch aus der Ferne ausspionieren? Tatsächlich tun wir dies ja im Kinosaal. Sind wir also auch nur Voyeuristen, die sich das Leiden Unschuldiger anschauen, um daraus einen Thrill zu ziehen?

 

„Unknown User: Dark Web“ läuft ab 6. Dezember in den deutschen Kinos.

Foto: Universal Studios

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