Sneak-Review #154: Die Goldfische
In der Komödie „Die Goldfische“ setzt Regisseur Alireza Golafshan einen Schnösel in den Rollstuhl und lässt Behinderte Geld schmuggeln. Ist das gut und vor allem: Ist das lustig? Das lest ihr in dieser Sneak-Review.
Oliver (Tim Schilling) ist Banker und dazu einer von der stereotypischen Sorte. Schicke Klamotten, schickes Auto, schicke Freundin und eine Menge Termindruck. Auf einer Landstraße verliert er in einem Stau die Geduld, gibt Gas und überschlägt sich.
3 Monate später
Trotz seines Unfalls und der darauf folgenden Querschnittslähmung denkt Oliver jedoch nicht daran, seinen alten Job aufzugeben. Schon in der Reha trägt er wieder Anzug und schwingt sich hinter den Laptop, um über Skype mit Kollegen und Kunden zu sprechen. Das langsame Internet macht ihm jedoch einen Strich durch die Rechnung. Auch Beschwerden und Bestechungsversuche bei der Klinik-Leiterin Frau Zschetzsche (Maria Happel) bringen kein Ergebnis.
Auf der Suche nach besserem W-LAN verirrt er sich in die Abteilung für Menschen mit geistiger Behinderung. Hier unterbricht er die von der Betreuerin Laura (Jella Haase) initiierte Gesprächsrunde mit den Bewohnern der WG „Die Goldfische“ und macht sich bei Laura mit seiner hochnäsigen Art direkt unbeliebt.
Kameltherapie
Völlig unerwartet bekommt Oliver einen Anruf aus der Schweiz. Sein Bankier warnt ihn vor Ermittlungen gegen ihn wegen Steuerhinterziehung. Seinen Kollegen Julius (Klaas Heufer-Umlauf) hat es bereits erwischt. Oliver könnte sein Geld nocht retten. Dafür muss er jedoch selbst in die Schweiz. Aber wie, wenn er an den Rollstuhl gebunden ist?
Frau Zschetzsche schlägt er vor, eine Reise für „Die Goldfische“ in die Schweiz zu sponsern. Dort gibt es eine Frau, welche sich auf Therapie mit Kamelen spezialisiert hat. Dass der Hof günstig gelegen zwischen Zürich und der deutsch-schweizerischen Grenze gelegen ist, verschweigt er. Er plant, den Bus mit Behinderten als Tarnung zu nutzen, um sein Geld nach Deutschland zu schaffen und vor den deutschen Steuerfahndern zu retten. Zusammen mit Laura, dem Betreuer Eddy (Kida Khodr Ramadan) und den WG-Bewohnern Rainer (Axel Stein), Magda (Birgit Minichmayr), Michi (Jan Henrik Stahlberg) und Franzi (Luisa Wöllisch) begibt er sich auf die Reise.
Alte Idee mit frischem Witz
Die Idee mit dem Banker, den das Schicksal einholt, der eine Frau trifft, die er beeindrucken will und der sich am Ende zum menschlicheren bekehren lässt, ist nicht neu und nicht besonders originell. Sie funktioniert jedoch aufgrund der Charaktere. Die Geschichte ist teils plump und stereotypisch, teils urkomisch erzählt, erfährt viele herzerwärmende Momente. Besonders Luisa Wöllisch, welche mit dem Down-Syndrom geboren wurde, leistet hervorragende Arbeit und ihre Rolle avanciert zum Publikumsliebling. Jella Haase nimmt man ihre Aufopferung und die Sorge um das Wohl ihrer Bewohner ab.
Der Film nimmt sich vor, das Thema Behinderung besonders locker zu behandeln. An vielen Stellen wird eher über die absurde Situation an sich gelacht als über die einzelnen Handlungen der Protagonisten. Trotzdem wird hier Behinderung oft mit Idiotie gleichgesetzt und die Charaktere tun, was man von geistiger Behinderung wohl erwarten würde. Das ist schade, trägt jedoch zur Stimmung im Kinosaal bei, die selten so gut und ausgelassen war wie während dieses Films.
„Die Goldfische“ ist ab dem 21.3.2019 im Kino zu sehen.
Foto: Sony Pictures Germany