Sneak Review #58: Deepwater Horizon

Sneak Review #58: Deepwater Horizon

Und auch diese Woche fragen wir uns wieder: Haben sich die vier Euro Eintritt gelohnt, oder hätten wir sie lieber in einen leckeren Döner investieren sollen? Diesen Dienstag in der Sneak: „Deepwater Horizon“, ein Katastrophenfilm von Peter Berg.

Jedes Mal, wenn ich einen „epischen Trailer“, zu „DEM Katastrophenfilm des Jahres“ sehe, frage ich mich, wer sich überhaupt den immer gleichen Mist gerne im Kino anschaut. Diesen Dienstag wurde mir klar, heute werde ich dieser jemand sein. Und so widmete ich mich schon genervt meinem Popcorn, ohne zu ahnen, dass ich diesem bald gar keine Beachtung mehr schenken würde.

„BP is good “

Wir schreiben den 20. April 2010. Was an diesem Tag geschah? Die Explosion der „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko ist bei vielen schon längst in Vergessenheit geraten. Mike Williams (Mark Wahlberg) und die anderen 115 Überlebenden dieses Ereignisses werden diesen Tag sicher nie vergessen. Der Film widmet sich der Geschichte dieses 20. April,  aus der Perspektive von Mike, der Cheftechniker auf der Bohrinsel ist. Er verlässt regelmäßig seine Frau Felicia (Kate Hudson) und seine Tochter Sydney (Stella Allen) für mehrere Wochen, um auf der „Deepwater Horizon“ zu arbeiten. Mike mag seinen Job auf der Bohrinsel, nicht zuletzt wegen seines Chefs Jimmy Harrell (Kurt Russell), der für ein vertrautes Klima zwischen den Arbeiter:innen auf der Plattform sorgt. Die Stimmung wird lediglich vom Auftraggeber BP getrübt, der die Gelder für die Instandhaltung der Insel knapp hält, woraufhin die Katastrophe natürlich ihren Lauf nimmt.

Zu Beginn wirkt das Zusammenspiel zwischen der Annäherung des Zuschauers an das Geschehen und an die handelnden Figuren wirr und frei von Zusammenhängen. Auffällig ist, dass Peter Berg nur unterschwellige Charakterisierungen vornimmt und keine typischen Actionheld:innen formt. Hintergrundgeschichten der Arbeiter:innen werden nur kurz oder gar nicht angesprochen. Der Film bietet  nur wenig Platz für Einzelschicksale. Das gesamte Ausmaß des Geschehnisses steht im Vordergrund. Dazu kommen die schnellen Schnitte und die Nah- aber auch Großaufnahmen, die in den Dialogsituationen verwendet werden. Es wird versucht, auch in scheinbar ruhigen Situationen ein durchgängiges Gefühl der Unruhe zu erzeugen. Vielleicht ist es gerade diese Hektik des Films, die mich dazu bewogen hat, dem Geschehen zu folgen.

„Hope is not a tactic“

Weshalb sollte man sich das Ganze dann antun? Ganz einfach:„Deepwater Horizon“ lebt von der Unruhe der Zuschauer:innen und das macht ihn geradezu anziehend. Dieser Film braucht keine langatmigen Katastrophenbilder, welche in Zeitlupe von epischer Musik untermauert werden. Wir werden selbst in den Terror des Geschehens eingebunden. Die Bilder, die er erzeugt sind authentisch und berichten von menschlichen Abgründen und Ängsten während dieser Extremsituation. Ewige, pathetische Monologe der Protagonist:innen haben hier zum Glück nichts verloren. Ein gepflegtes „shit“ von Jimmy Harrel genügt schon, um zu wissen, dass die Situation aus dem Ruder läuft. Die Figuren wirken natürlich, sie sind raue Arbeiter:innen, die trotz der ernsten Lage noch immer einen trockenen Spruch auf den Lippen haben.

Peter Berg zeigt uns in seinem Film, was die Katastrophe mit der Besatzung der „Deepwater Horizon“ gemacht hat. Mit Liebe zum Detail bezeichnet er die Ursachen des längst vergangenen Ereignisses, die auch jetzt noch zum Nachdenken anregen. Er bedient sich bei den typischen Mitteln des Actionfilms und Thrillers, schafft es aber dennoch das Kernproblem anzusprechen ohne es direkt auszusprechen: Seit der Explosion 2010 hat sich nichts verändert, das alles kann und wird sich wiederholen.

„Deepwater Horizon“ kommt am 24.11. 2016 in die deutschen Kinos.

FOTO: STUDIOCANAL

Ressortleitung Campus. Studiert "Kunst, Musik und Medien" und hat deshalb das Triangelspielen perfektioniert. Wenn sie nicht gerade in einen Tagtraum versunken ist, überlegt sie sich, was sie heute Abend essen möchte.

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