Herr K. regt sich auf: Über das Feiern in Marburg

Herr K. regt sich auf: Über das Feiern in Marburg

Marburg ist nicht Berlin. Das weiß ich und das wurde mir mehrmals warnend mitgeteilt, als ich vor einem Semester aus der Hauptstadt hierher gezogen bin. Ich hatte also ehrlich keine großen Erwartungen an das Nachtleben in Marburg. Unterboten wurden sie trotzdem.

Als allererstes musste ich feststellen, dass man hier nicht feiern geht, sondern sich in engen kleinen Kellerkneipen versteckt. Ich mag es, mit meinen Freunden zu trinken, aber dazu gehe ich nicht jedes Wochenende in ‘ne Kneipe und kaufe Bier, das ich im Supermarkt viel billiger bekomme oder bestelle einen Shot, der nicht schmeckt, nur weil man den hier eben so trinkt. Au.erdem habe ich keine Lust, nach einem ganzen Tag Aufenthalt in der Uni oder Zuhause am Schreibtisch hocken, auch noch in einer Kneipe sitzen zu müssen und sich nicht bewegen zu können. Ich will tanzen! Man kann sich wegen der Lautstärke rundherum sowieso nicht unterhalten. Dazu ist man noch dem Musikgeschmack der Barkeeper ausgesetzt. Das Lächerlichste an der ganzen „In-ne-Kneipe-gehen“-Sache ist aber, dass damit um drei Uhr schon Schluss ist. Dann soll man leise nach Hause gehen und sich am besten für immer in seinem Zimmer verkriechen. Wer hat sich das ausgedacht?

Wenn es wenigstens einen Club gäbe

Sonntag, Montag, Dienstag, Mittwoch und meistens Donnerstag gibt es keine Partys in der Stadt an der Lahn und auch wenn Marburg nicht Berlin ist, kann es doch nicht zu viel verlangt sein, wenigstens einen anständigen Club zu besitzen! Unter Club verstehe ich übrigens große Räume mit genügend Tanzfläche, eine akzeptable Soundanlage, gute Abdichtungen und einen gewissen Charme, der den Ort interessant macht. In Marburg leider nirgends zu finden. Hier muss man sich zwischen vier bis fünf Räumlichkeiten entscheiden, bei denen ich es nur sehr vorsichtig wagen würde, sie als Club zu bezeichnen. Nachtsalon, Knubbel, Trauma, Till Dawn und dann gibt es noch dieses Unix, das ich allerdings noch nie von innen gesehen habe. Mit „geh dort einfach niemals rein!“ haben mich meine Freunde bisher immer davon abhalten können.

Soll’s das wirklich schon gewesen sein?

Jetzt mal ganz ehrlich, wie kann es sein, dass ich schon nach einem halben Jahr gefühlt jede Person auf den Partys in den sogenannten „Clubs“ kenne? Der Großteil hat das Feiern wohl einfach aufgegeben und musste ähnlich wie ich nach den ersten Wochen feststellen, dass es das wirklich schon war. Mehr gibt es in Marburg bei Nacht einfach nicht zu erleben. Ich kann natürlich nicht erwarten, ständig neue Leute zu treffen, wenn ich mich immer im selben Freundeskreis auf denselben Partys aufhalte. Alle anderen Samstagabendaktivitäten sind jedoch noch viel weniger akzeptabel. Ich verzichte also lieber auf Abwechslung, tanze zwischen schwitzenden Tanktopboys mit Tellerpupillen und besoffenen Partyhard- Trotteln zu immer gleichen Tracks und feier die kostenlosen Lollis am Eingang, als mich im Unix zu verirren. Zumindest bis meine Bachelorzeit vorbei ist und ich in eine lebendigere Stadt ziehe. Dann kann ich meine Erwartungen an ein buntes Nachtleben wieder auskramen ohne hoffentlich völlig enttäuscht zu werden.

ILLUSTRATION: Leonie Kunkel

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