1. Mai in Marburg: Lautstarke Demo am Tag der Arbeit

Foto: Marit Thore
Am 1. Mai fand in Marburg die traditionelle Demonstration zum Tag der Arbeit statt. Mehr als 500 Teilnehmer*innen versammelten sich zu einem Protestzug durch die Stadt. Auch die erst in diesem Jahr gegründete Bewegung der Studis gegen Rechts Marburg rief zur Teilnahme am vom Deutschen Gewerkschaftsbund organisierten Protest auf.
Perspektiven junger Menschen in Marburg
Die Demonstration begann um 10 Uhr am Deserteursdenkmal in der Frankfurter Straße und fand in diesem Jahr bundesweit unter dem Motto „1. Mai – Mach dich stark mit uns” statt. Im einleitenden Redebeitrag wurde mit Verweis darauf die Bedeutung von starken und gemeinsam agierenden Gewerkschaften hervorgehoben. Ein Fokus der Kritik lag auf den von CDU/CSU und SPD im neuen Koalitionsvertrag geplanten Änderungen des Arbeitszeitgesetzes. Die Abschaffung der täglichen Höchstarbeitszeit zugunsten einer maximalen Wochenarbeitszeit wird von den Gewerkschaften abgelehnt. In diesem Zusammenhang wird auch der generelle Angriff auf die Sozialsysteme scharf kritisiert.
Anschließend folgten Redebeiträge von zwei jüngeren Teilnehmerinnen, die sich explizit mit der Lage junger Menschen in Deutschland und Marburg auseinandersetzten. Sie kritisierten dabei besonders zu wenig Investitionen im Bereich Bildung und forderten ein besseres BAföG, mehr Geld für Schulen sowie eine höhere Ausbildungsvergütung. Auch das Sondervermögen für die Bundeswehr und die steigenden Verteidigungsausgaben wurden in diesem Kontext bemängelt. Solche zusätzlichen Investitionen seien auch für Soziales notwendig, würden in diesem Bereich jedoch nicht getätigt. Außerdem wurde auch die Wohnungsnot im ganzen Land und besonders die schwierige Lage in Marburg angesprochen. Die beiden Teilnehmerinnen erhoben in ihren kämpferischen Reden auch immer wieder die Forderung nach einer Viertagewoche.
Gewerkschaftliche Hilfe bei drohenden Abschiebungen
Anschließend zog der Demonstrationszug bis zum Platz vor dem Augustinerbrunnen, an dem weitere Redebeiträge von Gewerkschaftsvertreter*innen folgten. Ein wesentlicher Fokus wurde hier auf die Kritik an der Aufrüstung und an den fehlenden Investitionen in soziale Bereiche gelegt. Hauptsächlich wurde in diesen Beiträgen jedoch die Bedeutung des Rechts auf Asyl und die Rolle von Gewerkschaften bei der Verhinderung von Abschiebungen angesprochen. Auch der zuletzt in überregionalen Medien häufig vorkommende Fall von Abdelkader Selmi wurde dabei erwähnt. Der Deutsche Boxmeister in der Kategorie U22, der unter anderem auch für den Marburger Boxclub antritt, soll trotz einer laufenden Ausbildung als Tiefbaufacharbeiter nach Algerien abgeschoben werden. Der Redner wies anhand dieses Beispiels auf Stellen in den Gewerkschaften hin, an die man sich wenden kann, wenn Auszubildende von einer Abschiebung bedroht sind.
Abschluss der Demonstration auf dem Marktplatz
Der Abschluss der Demonstration fand schließlich auf dem Marktplatz statt. Dort wurden im Rahmen eines Familienfestes Musik gespielt und die letzten Redebeiträge geteilt. Von den aufgestellten Sitzbänken ließen sich dabei zunächst die Reden der Stadträtin Kirsten Dinnebier (SPD) und des Landrats Jens Womelsdorf (SPD) verfolgen. Im Gegensatz zu den bisherigen, eher kämpferischen Beiträgen blieben die beiden Politiker*innen in ihren Forderungen eher allgemein. Die Relevanz der Gewerkschaften im Kampf für Arbeitsrechte und die Demokratie sowie die wichtigen Berufe im öffentlichen Dienst wurden von ihnen besonders hervorgehoben. In diesem Zusammenhang forderten sie eine bessere Finanzausstattung für die Kommunen, damit eine Wertschätzung sozialer Berufe durch eine gute Bezahlung geleistet werden kann.
Den letzten Redebeitrag übernahm abschließend ein Vertreter der Gewerkschaften, der viele Punkte der bisherigen Demonstration wiederholte. Außerdem warb er für eine Mitgliedschaft in Gewerkschaften und forderte weniger befristete Stellen in der Wissenschaft sowie eine Aufwertung von verwaltungstechnischen Berufen an Universitäten. Zum Abschluss der Veranstaltung sangen Vertreter*innen der Gewerkschaft und der anwesenden Parteien auf der Bühne zusammen das Lied „Die Internationale”.
(Lektoriert von jub.)