AStA im Gespräch mit OB Spies: Zerreißprobe Wohnungssuche

AStA im Gespräch mit OB Spies: Zerreißprobe Wohnungssuche

Fiete übergibt die Petition „Bezahlbarer Wohnraum für alle – Studierende in Wohnungsnot“ an die Stadtverordnetenversammlung, in der Mitte OB Spies

Zulassung zum Studium, neue Stadt, neue Leute, neuer Lebensabschnitt. Und dann: Wohnungssuche. Wer in Marburg schon einmal auf WG- oder Wohnungssuche war, der weiß: Gerade vor Beginn des Wintersemesters kann das zu einer Zerreißprobe werden. Eigentlich möchte man in der neuen Stadt möglichst schnell ankommen, neue Leute kennenlernen, die womöglich erste Univeranstaltung besuchen, das Nachtleben Marburgs erkunden. Fakt ist, dass das vor allem im vergangenen Wintersemester für viele Studierende nicht möglich war, sie mussten weite Strecken pendeln oder in Hotels unterkommen, weil sich die Wohnungssuche über Monate gezogen hat. Das hat hohe Kosten verursacht und den Start ins Studium für viele erschwert.

Am 08. März haben sich Alena und Fiete, Leiter:innen des politischen Referats für Wohnen und studentische Infrastruktur, mit Oberbürgermeister Thomas Spies getroffen, um zu besprechen, wie es mit der prekären Wohnsituation für Studierende in Marburg weitergehen wird. Auslöser dafür war unter anderem eine Petition mit dem Titel „Bezahlbarer Wohnraum für alle – Studierende in Wohnungsnot“, die die beiden ins Leben gerufen haben und die insgesamt 1333 Unterstützer:innen unterschrieben haben. Die Petition wurde am 24.02.2023 der Stadtverordnetenversammlung übergeben. Es wird ein runder Tisch mit allen verantwortlichen Parteien organisiert, wo über Lösungen entschieden und diskutiert werden soll. Ein Gespräch mit den beiden über das Treffen mit Oberbürgermeister Thomas Spies und wie es weitergehen soll, liefert PHILIPP euch:

Glaubt ihr, das Gespräch hat etwas gebracht? Habt ihr konkret planen oder besprechen können, wie es weiterlaufen wird?

Alena: Ja, wir haben unter anderem den runden Tisch angesprochen, das wird jetzt ins Rollen gebracht. Ansonsten haben wir über die Notunterkünfte im kommenden Wintersemester geredet und die Forderung gestellt, dass es da welche geben muss. Da haben wir drüber diskutiert, in welcher Form das stattfinden kann. Entweder auf der Katastrophenschutzebene, sprich, irgendwelche Hallen oder Gebäude in Marburg werden gemietet und es werden Feldbetten aufgestellt, oder ob es, wie jetzt auch zum Wintersemester, eher auf den Stadtwald ausgeweitet wird. Dort wurde von Anfang Dezember bis Anfang Januar ein Gebäude zur Verfügung gestellt. Das hatten wir nochmal angehauen, dass das auch wieder passiert und dann aber günstiger, darauf sind sie aber nicht eingegangen. Da wird aber, denk‘ ich, auch nochmal etwas passieren, Bestände angefragt werden, auch, ob die Uni Räume zur Verfügung stellen kann, damit dort auch Studierende untergebracht werden können. Es ist nicht alles unkompliziert, aber die sind, denk‘ ich, dahinter.

Fiete: Ich glaube, was zentral ist, dass wir nicht den Rahmen stellen müssen, sondern die Stadt das macht, wir also Verantwortung abgeben können. Und, dass alle Leute zusammenkommen. Die Stadt hatte noch vorgeschlagen, den Landkreis einzubeziehen. Gerade weil der Wohnungsmarkt in Marburg sehr angespannt ist, kann das genutzt werden und ich glaube, dass das vielen Leuten nicht klar ist. Ich glaube die Stadt hat da viel mehr Kontakte und ist in der Position, diese zu nutzen, um das Problem zu lösen. Gleichzeitig kann es nicht sein, dass Menschen aus Marburg verdrängt werden, weil die Mieten steigen und über die Jahre hinweg immer mehr bezahlbarer Wohnraum verschwindet, Wohnungen leer stehen oder ineffizient genutzt werden.

Ihr sagtet mal in einem Interview, dass ihr euch nicht in der Rolle der Problemlösenden und der ersten Ansprechpersonen seht, sondern euch langfristig etwas zurückziehen möchtet, richtig?

Alena: Ja total! Wir sind extrem mit Symptombekämpfung beschäftigt, das ist eigentlich überhaupt nicht unsere Aufgabe. Wir sind selbst Studierende, die in der Situation sind und neben unserem Studium das wuppen sollen. Das geht einfach nicht. Deswegen ist es superwichtig, dass sich die Verantwortlichen kümmern, also Stadt, Uni, Studierendenwerk. Dementsprechend wäre es gut, wenn es dann irgendwann an den Wurzeln gepackt wird und man die Probleme langfristig löst, sonst sind wir jedes Jahr wieder da und bekämpfen die Symptome und das Problem verschwindet nicht.

Seid ihr da jetzt ein bisschen optimistischer, was das nächste Wintersemester betrifft?

Alena: Ja, auf jeden Fall, vor allem, was die Notunterkünfte angeht. Da habe ich doch Hoffnung, weil es dieses Jahr nicht so spontan ist und Hilfe frühzeitig angeboten werden kann. Wir haben auf jeden Fall das Gefühl, dass die Stadt Bescheid weiß von dem Thema und bereit ist, zuzuhören und auch in Diskussion zu treten. Wir haben geplant, im Rahmen der kritischen Einführungswoche im nächsten Wintersemester sowohl eine Art Workshop zu organisieren und im gleichen Zuge auch eine Podiumsdiskussion, wo die Verantwortlichen, also die Stadt, Uni, das Studierendenwerk und so weiter, zu solchen Themen diskutieren können. Das hatten wir nochmal angesprochen und dem standen sie auch relativ positiv gegenüber. Wir halten es bezüglich der Podiumsdiskussion für wichtig, eine Diskussionsgrundlage zu schaffen, in der auch Betroffene und Studierende ihre Meinungen äußern können und gehört werden.

(Lektoriert von hab und let.)

ist seit Februar 2023 Teil der Philipp Redaktion. Studiert den Master Literaturvermittlung in den Medien. 24 Jahre alt.

2 Gedanken zu “AStA im Gespräch mit OB Spies: Zerreißprobe Wohnungssuche

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